Heilpraktiker
Fallbeispiel: 8jähriger Junge kommt in Begleitung mit seiner Mutter in meine neu eröffnete HP-Praxis. Der Junge hat immer gerne Fußball gespielt, kann das jetzt aber nicht mehr, weil er sich zunehmend komisch fühlt. Zudem hat er Schmerzen in der Leiste, mal besser, mal schlimmer.
Zuerst dachte ich an eine Hernie, die Untersuchung war aber ohne Befund. Bei der Hüft-Untersuchung gab es Schmerzen bei der Innenrotation -
Morbus Perthes! Ich musste den Pathomechanismus erklären und sagen, wie ich das behandele. Was mache ich, wenn die Mutter lieber nur zum HP geht? Was macht der Arzt? Hier konnte ich nur mutmaßen, war aber auch nicht entscheidend.
Fallbeispiel: Ein Mann kommt mit Hüftschmerzen nach einer Bronchitis in die Praxis.
Ich stand zuerst auf dem Schlauch und habe an rheumatisches Fieber gedacht. Der HP hat mir auf die Sprünge geholfen und gefragt, ob denn eine Bronchitis häufig von Streptokokken ausgelöst wird… Natürlich nicht und es lief auf einen Hüftschnupfen hinaus. Wie ich das behandele? Wieder zum Arzt.
Frage: Was ist die Heilkunde?
Frage: Was ist ein Notfall?
Frage: Was ist der Unterschied zwischen der Virchow-Drüse und der Virchow-Trias?
Frau Heilpraktikerin
Fallbeispiel: Eine Mutter kommt mit ihrer 4jährigen Tochter, die seit einiger Zeit zunehmende Bauchschmerzen und leichtes Fieber hat und oft müde ist.
Ich habe erst einmal einen Notfall ausgeschlossen und danach erklärt, dass Kinder oft Schmerzen im Bauch angeben. Dieses Kind hatte tatsächlich Schmerzen im Bauchraum, also habe ich auf Appendizitis getestet (alle Zeichen erklären!) –alles negativ – und wollte dann auf Unverträglichkeiten/ Zöliakie hinaus, weil die Mutter angegeben hat, dass das Kind auch schlecht isst. Hier wurde ich gleich unterbrochen und sollte mit der DD weitermachen. Harnwegsgeschichten, Nierenlager waren klopfschmerzhaft, ich sollte noch den Urinstick erklären und angeben, wie ich behandele – wieder zum Arzt. Die Mutter hätte aber lieber einen Tee, ob ich ihr denn nicht was aus dem Bereich der Phytotherapie empfehlen kann?
Fallbeispiel: Ein bekannter Patient, der gerne Currywurst/Pommes isst, kommt mit linksseitigen Oberbauchbeschwerden in meine Praxis. Ich sollte den Fall nicht lösen, sondern angeben, an was ich differentialdiagnostisch denken muss.
Fallbeispiel: Ein mir bekannter 50jähriger Manager kommt zu mir in die Praxis. Er hat Atemnot, hat die Treppen zu mir in die Praxis gerade so geschafft und möchte die Aufbau-Injektion haben, die ich ihm letzten Monat gegeben habe, weil ihm die so gut geholfen hat. Er hat es eilig, er muss morgen nach München.
Das war ganz klar ein Notfall, ich habe natürlich nichts gespritzt und durfte erklären, warum bei Herzinfarkt nichts mehr i.m. gegeben werden darf.
Arzt
Frage: Was ist Aphonie und was ist Aphasie? Welche beiden Bereiche können hier unterschieden werden?
Frage: Was metastasiert in die Wirbelsäule? Was in die Leber? Warum ist die Leber oft betroffen?
Frage: Was ist eine Zyanose?
Frage: Wie funktioniert das mit der Sauerstoffregulierung im Körper?
Frage: Was ist ein Ileus?
Arzt
Fallbeispiel: Ein älterer Mann badet gerne und hat hinterher immer eine geschwollene Großzehe. Bei der Begrüßung fallen mir sofort eine Gesichtsrötung und zyanotische Lippen auf. Wie gehe ich vor?
Die Großzehe hat mich zuerst an Gicht denken lassen, da wollte er den Pathomechanismus wissen, es lief aber auf Polycythaemia vera hinaus. Sollte ich noch erklären und sagen, wie ich das therapiere.
Frage: Wie ist der Wirkmechanismus von ASS? Cumarine? Heparin?
Das war es dann auch schon. Zu meiner Überraschung musste ich gar nicht raus, die Beisitzerin hat in die Runde gesagt, dass das Ergebnis wohl klar ist – Nicken allerseits und Gratulationen. Ich konnte es kaum glauben Marlene hat es hundertmal gesagt und auch ich kann es jetzt bestätigen: Es kommt viel auf Struktur und Haltung an. Wenn der Prüfer erkennt, dass man einen Plan hat, darf man auch mal kurz auf dem Holzweg sein.
Christine