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In welche Richtungen würdet Ihr bei folgenden Blutwerten weiter forschen?
In Klammern stehen jeweils die Normwerte des Labors. Abweichende Werte sind fettgedruckt.
Leukozyten: 3,9 Zellen/nl (4,0-10,8)
Erythorzyten: 3,36 Zellen/pl (4,10-5,40)
Hämoblobin: 12,3 g/dl (11,5-16,0)
Hämatokrit 35,4 V% (34,7-46,0)
MCV 105 fl (83-101)
MCH 36,5 pg (26,7-32,8)
MCHC 34,6 g/dl (33,0-36,0)
Thrombozyten 225 Zellen/nl (157,6-358,4)
Kuper im Vollblut 0,70 mg/l (0,76-1,20)
Eisen im Vollblut 447 (405-505)
Holotranscobalamin > 128 (< 50,0)
Folsäure > 24,0 (>5,38)
Bonnie
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Hat denn hier gar niemand eine Idee oder einen Tipp?
Bonnie
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So isoliert die Blutwerte, ohne den Patienten dazu gesehen zu haben und die
Krankengeschichte zu kennen ist ein bisschen kniffelig.
Da kann man nur Vermutungen anstellen und das macht wenig Sinn.
LG
Antje
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Es gibt keine besondere Krankengeschichte.
Bonnie
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Aus irgend einem Grund müssten die Werte ja abgenommen worden sein.
Wenn du irgendwelche allgemeinen Verdachtsdiagnosen suchst, die kannst du in einem
Laborbuch unter den entsprechenden Werten finden oder noch schneller im Internet.
LG
Antje
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Es war eine Routine-Kontrolle.
Bonnie
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Zitat:In welche Richtungen würdet Ihr bei folgenden Blutwerten weiter forschen?
Liebe Bonnie,
ganz richtig haben ja schon einige geantwortet das die Auswertung von "reinen Laborzahlen" immer schwierig ist.
Unbedingt erforderlich zu wissen:
Geschlecht
Bei Frauen: menstruiert sie noch ja/nein, Pillenanwenderin, LNG-Spirale, HET ja/nein - wann letzte Mens? ZT der BE?
Größe
Gewicht
Alter
Vorerkrankungen und Medikationen
Zitat:Leukozyten: 3,9 Zellen/nl (4,0-10,8)
Erythorzyten: 3,36 Zellen/pl (4,10-5,40)
Zitat:Thrombozyten 225 Zellen/nl (157,6-358,4)
Diskrete Leukopenie bis ca. 20% Abweichung: Kontrolluntersuchung mit Differentialblutbild ( vielleicht finden wir hier dann mehr)
Ursachen: verminderte Produktion oder vermehrter Abbau ( da hier B12 und Folsäureversorgung OK sind denkt man eher in Richtung ggf. mehr verbraucht bei Infektabwehr, Allergie usw.)
Verminderung der Erythrozyten die Menge ist ja abhängig von der Blutmenge darum sind die Angaben ( siehe oben wichtig).
abzuklären: Blutungen
Mögliche Ursache: Kupfermangel siehe unten
Zitat:Hämoblobin: 12,3 g/dl (11,5-16,0)
Hämatokrit 35,4 V% (34,7-46,0)
Da Hb und HKT normal sind - sollte auch bei den Erythrozyten am ehesten eine harmlose Sache wie Menstruation angenommen werden.
Zitat:MCV 105 fl (83-101)
MCH 36,5 pg (26,7-32,8)
MCHC 34,6 g/dl (33,0-36,0)
Wenn das mittlere Zeltvolumen anzeigt: die Erythrozyten sind eher durchschnittlich groß kann in vielen Fällen auf Mangel an B12 /Folsäure hinweisen - aber das wurde ja ausgeschlossen.
Wie ist die Ernährungsweise?
Wird Alkohol getrunken? Hier wären die Leberwerte zu prüfen
Der mittlere Gehalt der Erys an Hb ist etwas zu hoch. Hier kann mangenden an Alkohol/Leber
Zitat:Kuper im Vollblut 0,70 mg/l (0,76-1,20)
Ich nehme an hier ist Kupfer ( Cu) gemeint.
Kupfer ist ein wichtiger Co-Faktor für viele Enzyme und auch für die Blutbildung und könnte eine Erklärung liefern für die diskreten Veränderungen.
Zu testen: Coeruplasmin (je nach Fall ggf. auch SOD) - das ist aber dann etwas für "Laborprofis" - denn du musste das schon auch auswerten können!
Kupfer steuert die Eisenaufnahme. Ich würde beim Eisen also auch Ferritin, Transferrin beurteilen wollen.
Hier muss man sich die Ernährung ansehen, Essstörungen? Alkohol?
Wird vielleicht Zink eingenommen?
Gibt es ein Glutenproblem?
Gibt es Symptome wie:
Blässe
Leistungsminderungen
psychische Veränderungen
Hier kann man auch mal an eine Kryptopyrrolurie denken.
Zitat:Eisen im Vollblut 447 (405-505)
ggf. auch Ferritin/Transferrin bestimmen
Zitat:Holotranscobalamin > 128 (< 50,0)
Folsäure > 24,0 (>5,38)
Bonnie, du siehst also auch mit so wenig Werten können sich diverse Fragen aufwerfen.
Der Tipp von Antje, das du dich mal proaktiv mit den Werten zusätzlich beschäftigst ist glaube ich auch gut!
So bekommst du ggf. ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge und das ist dir ja wohl stets wichtig, denn deine Fragen erlebe ich hier häufig so.
Es ist großartig das du alles ganz genau verstehen möchtest!
A und O ist eine ganz ausführliche Anamnese und die Kenntnis was für ein Mensch steckt hinter den Werten!
Labor ist auch immer eine relative Momentaufnahme ( je nach Wert).
Ich bin ja schon öfter auch gefragt worden, wann den endlich die Labor Webinare starten können, die wir ja schon länger in Planung haben.
Deine Unsicherheit zeigt das scheinbar Bedarf ist auch sehr basale Sachen zu besprechen.
Aktuell überlegen wir, wie die Aufteilung der Blöcke am besten zu gestalten wäre, damit Anfänger und "alte Hasen" schauen können was Sie lernen möchten.
Allen einen guten Start in den Tag!
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Okay, danke!
Das weitere Vorgehen liegt nicht in meiner Hand, da ich kein Therapeut bin.
Der Patientin wurde vom behandelten Arzt ein CT von Thorax und Abdomen angeraten, zum Ausschuss eines Lymphoms.
Anderenfalls V.a. ungeklärte Hämolyse
Bonnie
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Wow, liebe Silke, ganz herzlichen Dank, für deine umfassende und kompetente Antwort!
Da sieht man mal wieder, was ein Laborbericht in Verbindung mit dem Symptomenbild alles hergeben kann.
Und man sieht die Wichtigkeit, dass man sich bei Laborwerten richtig gut auskennt. Von daher freue ich mich sehr, dass wir bald ein Webinar "Labor" in unserem Angebot haben werden. Ich denke, in diesem Bereich ist Fort- und Weiterbildung wirklich UNVERZICHTBAR.
GLG Isolde
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Zitat:Okay, danke!
Das weitere Vorgehen liegt nicht in meiner Hand, da ich kein Therapeut bin.
Der Patientin wurde vom behandelten Arzt ein CT von Thorax und Abdomen angeraten, zum Ausschuss eines Lymphoms.
Anderenfalls V.a. ungeklärte Hämolyse
Bonnie
Das ist spannend...die bildgebende Diagnostik ist ja doch nicht der erste Schritt....ohne Differentialblutbild und Lymphyzytenwerte....du siehst, man könnte so viel mehr aus den Werten holen....aber dafür braucht man mehr Infos zum Fall.
Zitat:Wow, liebe Silke, ganz herzlichen Dank, für deine umfassende und kompetente Antwort!
Da sieht man mal wieder, was ein Laborbericht in Verbindung mit dem Symptomenbild alles hergeben kann.
Und man sieht die Wichtigkeit, dass man sich bei Laborwerten richtig gut auskennt. Von daher freue ich mich sehr, dass wir bald ein Webinar "Labor" in unserem Angebot haben werden. Ich denke, in diesem Bereich ist Fort- und Weiterbildung wirklich UNVERZICHTBAR.
Danke Isolde :-)
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Ich könnte zwar hier noch einige Daten nachliefern, die das Bild etwas vervollständigen würden, aber eben nicht alle gewünschten.
Dann macht es wohl eher wenig Sinn. Trotzdem ganz herzlichen Dank, liebe Silke!
Bonnie
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Liebe Bonnie, du könntest überlegen ob man das zu "Übungszwecken" machen will mit dem was da ist...vielleicht haben deine "Mitlerneninnen" Lust dazu?
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Das kann ich gerne machen, aber ich kann dann ganz sicher nicht alle Lücken schließen bzw. Fragen beantworten.
Ich könnte dann aber u.U. erzählen, wie es weiterging.
Ich ergänze dann einfach mal einige Daten:
Frau, 51 Jahre, 1,58 m groß, 45 kg, letzte Mens vor ca. 10 Jahren
Vorerkrankungen: Osteoporose
Medikation: bioidentische Hormone, keine Zinkeinnahme
roh-vegane Ernährung, kein Alkohol, Nichtraucherin
Blässe in der kalten Jahreszeit, Kälteintoleranz
Leistungsminderung seit einigen Monaten
Leberwerte: im Normbereich
freies T3: 1,56 (2,3-3,8)
TSH, fT4, Schilddrüsen-AK im Normbereich
Bonnie
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Hallo, ich bin gerade durch Zufall bei dem Thema Labor gelandet und fand diesen Beitrag sehr spannend.
Mir kam da noch folgende Idee: Vitamin D-Spiegel bestimmen - er hat Einfluss auf die Blutbildung,
den Energiehaushalt und die Schilddrüse.
Herzliche Grüße
Beate
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Vitamin D (25-OH) gibt es einen aktuellen Wert: 129,5 (50-100)
Bonnie
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Will noch jemand weiterrätseln?
Es gibt einen Ultraschall der Bauchorgane:
Verdacht auf Hämangiom in der Leber, ca. 3,5 cm.
Leber- oder Milzvergrößerung (konnte im Ultraschall nicht erkannt werden). Palpation unauffällig.
Bonnie
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Zitat:Frau, 51 Jahre, 1,58 m groß, 45 kg, letzte Mens vor ca. 10 Jahren
Vorerkrankungen: Osteoporose
Medikation: bioidentische Hormone, keine Zinkeinnahme
roh-vegane Ernährung, kein Alkohol, Nichtraucherin
Blässe in der kalten Jahreszeit, Kälteintoleranz
Leistungsminderung seit einigen Monaten
Zitat:Leberwerte: im Normbereich
freies T3: 1,56 (2,3-3,8)
TSH, fT4, Schilddrüsen-AK im Normbereich
Vitamin D (25-OH) gibt es einen aktuellen Wert: 129,5 (50-100)
Die Leistungsminderung und Kälteintoleranz passt zu Hytothyreose mit fT3 Mangel hier macht es ggf. Sinn ihr zu empfehlen sich noch parallel an einen Endokrinologen zu wenden oder ein HP Kolleg/in die sich mit Hormonen auskennt.
Welche bioidentischen Hormone werden gegeben? Präparat, Dosierung, Applikationsart
Davon hängt ab, wie die weitere Diagnostik läuft.
Die Funktion der Nebenniere sollte geprüft werden, um die hormonellen Zusammenhänge zu erfassen.
Der Vit D Wert ist das nmol/l oder ng/ml - bei ng/ml ist der Wert aus meiner Sicht etwas hoch!
ZU hohe Werte können die NN stören und auch Beschwerden wie Übelkeit und Schwäche produzieren.
Wie viel wird Substituiert?
Mit K2, Magnesium?
Bitte auch mal 1,25 OH D3 mit überprüfen lassen!
Zitat:Es gibt einen Ultraschall der Bauchorgane:
Verdacht auf Hämangiom in der Leber, ca. 3,5 cm.
Leber- oder Milzvergrößerung (konnte im Ultraschall nicht erkannt werden). Palpation unauffällig.
Ich würde hier je nach Beschwerden weiter forschen lassen in Sachen Hormone und Co.
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Ultraschall der Schilddrüse: ohne Befund
Bonnie
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Update:
Kontrastmittel-CT:
- kein Nachweis umschriebener Lymphome im Thorax, Lunge frei
- max. ausgeprägte Stuhlfüllung des gesamten Kolon bis in die Ampulle, auch der Magen deutlich gefüllt,
Dünndarm fast vollständig durch Flüssigkeit aufgedehnt
- keine auffälligen Wandverdickungen
- kein Hinweis auf maligne Veränderungen in den Oberbauchorganen
- Leber zeigt Hämangiome bis zum 4,5 cm
- Knöchern kein Nachweis maligner Veränderungen
Bonnie
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