jeden Tag begegnet mir dieses Thema und allzu oft habe ich nun schon die Geschichten gehört von den depressiven Studenten ganz zu schweigen von den jüngeren Jahrgängen ab 2000.
Studien besagen, dass die Jugendlichen hierzulande im Durchschnitt 6 Stunden am Tag am Bildschirm (Handy/PC/Konsole) verbringen. Das ist immerhin ein Viertel des Tages!
Dabei ist es egal, ob sie in den "un"sozialen Netzwerken jedem erzählen wann sie was machen oder einfach nur auf dem Handy ein anscheinend harmloses Spiel zocken. Das Ergebnis ist dasselbe: Depression, unterschwellige Aggression, keine Erdung mehr und irgendwann wird der Bildschirm zur Realität. Der Youtuber (dieser Beruf wird inzwischen offiziell Influenzer genannt) wird zum großen Vorbild und die große "Gamerfamily" hat knallharte Regeln, wann wer erscheinen muss und wer das Sagen hat.
In Japans Städten gibt es Gamerhallen mit hunderten PCs aneinander gereiht. In Südkorea ist E-Sport (elektronischer Sport sprich Gaming) bereits Nationalsport wie bei uns hier Fußball. In China gibt es Entzugskliniken in freier Wildnis. Die Kinder werden bereits von Anfang an ruhiggestellt mit einem Handy oder den Kinder-Fernsehserien - auch hier in unseren Breitengraden ist das inzwischen normal. Und ab dem frühesten Alter haben alle kostenlosen Zugriff auf Kriminalität und Gewalt im Fernsehen und Internet.
In den USA wird fieberhaft an der Virtual Reality gearbeitet. Der Plan besteht hierbei darin, dass der Mensch künstlich ernährt wird und nur im Bett liegt und eine Brille und Kopfhörer auf hat und dann sein Leben in der künstlichen Welt verlebt. Erste Gamer haben bereits u.a. letztes Jahr an diesen Testläufen für einen oder mehrere Tage teilgenommen.
Der Suchtfaktor ist riesig und für mich ist der Medienkonsum die gefährlichste, schleichendste Krankheit unserer Zeit. Nicht etwa, weil sie wie eine Welle über uns hereinbricht. Nein. Sie IST schon da!
Bei Krankheit denken wir an "wie kann man heilen/beraten/helfen" oder so ähnlich. Das wird meiner Meinung nach auf Dauer bei diesen Fällen nicht mehr funktionieren, weil sie selbst wollen müssen. Und bis dahin ist es ein langer Weg. Da werden auch unsere geliebten Bachblüten oder Golobolis nicht mehr nachhaltig helfen.
Es braucht neue Wege zur Diskussion und Aufklärung.
In der Anamnese sollte nach meinem Empfinden - egal ob bei jungen oder älteren Klienten - genau abgefragt werden, wie viel und was am Bildschirm pro Tag gemacht wird. Gerade jüngere Patienten verschweigen das unabsichtlich, weil sie es völlig unterschätzen. Es ist normal für sie. Wenn man am Bildschirm sitzt, merkt man gar nicht, wie die Zeit vergeht. So wissen viele gar nicht, was das Problem ist, obwohl sie es sich freiwillig vor die Nase gesetzt haben. Oder unfreiwillig, weil sie einfach nur dabei sein wollten...
Im Bereich des HPP bzw. Trauma könnte man da sicher etwas integrieren, immerhin sind viele Kinder und Jugendliche von den vielen heftigen Filmen und Egoshootern tatsächlich traumatisiert und laufen mit völlig ausdruckslosen Gesichtern herum. Auch das Sozialverhalten ist völlig gestört ganz zu schweigen von den veränderten Gehirnströmen. Wenn sie dann in naher Zukunft begreifen sollten, was das alles bedeutet und für was sie ihre Zeit "verschwendet" und die Kontrolle über ihr Leben abgegeben haben, braucht es gute Berater, die eine Anleitung haben und wissen, wie sie reagieren können.
Viele liebe Grüße
Katha