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Nach dem sehr schönen Einführungswebinar, habe ich gleich noch eine Frage.
Wir hatten ja festgestellt, daß eine Depression im Gegensatz zur Anpassungsstörung mit depressiver Symptomatik zum Endogenen Formenkreis gehört, weil es bei Depression zu einer Verschiebung der Neurotransmitter kommt im Gegensatz zur Anpassungsstörung.
Ist der medizinische Nachweis der Verschiebung des Neurotransmitterhaushaltes denn zwingend nötig um eine Depression zu diagnostizieren? Oder wird die Veränderung des Transmitterhaushaltes auf Grund der anderen Symptome stillschweigend angenommen?
Weil soweit ich das jetzt lese, (ich hab jetzt nur eine Onlineversion vom ICD10 zur Verfügung und weiss noch nicht genau ob ich da richtig durchsteige). steht dazu nix drin also welche Abweichungen bei den Neurotransmittern vorzukommen hätten, um zur Diagnose Depression zu kommen um Selbige von der Anpassungstörung mit depressiver Symptomatik abzugrenzen.
Inwieweit lässt also das ICD10 Rückschlüsse zu, um zum Bsp. eine Depression dem Endogenen Formenkreis zuordnen zu können?
Ich hoffe ich konnte meine Frage halbwegs verständlich machen.
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Hallo Anne,
schon die erste Frage - wow :-)
Also:
Zitat:Ist der medizinische Nachweis der Verschiebung des Neurotransmitterhaushaltes denn zwingend nötig um eine Depression zu diagnostizieren?
Nein. Das gehört nicht zu den Diagnosekriterien. Aber selbige nehmen wir noch durch, wenn wir zur Depression kommen.
Zitat:Oder wird die Veränderung des Transmitterhaushaltes auf Grund der anderen Symptome stillschweigend angenommen?
Jep.
Zitat:Weil soweit ich das jetzt lese, (ich hab jetzt nur eine Onlineversion vom ICD10 zur Verfügung und weiss noch nicht genau ob ich da richtig durchsteige). steht dazu nix drin also welche Abweichungen bei den Neurotransmittern vorzukommen hätten, um zur Diagnose Depression zu kommen um Selbige von der Anpassungstörung mit depressiver Symptomatik abzugrenzen.
Inwieweit lässt also das ICD10 Rückschlüsse zu, um zum Bsp. eine Depression dem Endogenen Formenkreis zuordnen zu können?
Deine Frage ist super - nur noch ein wenig zu früh. Sie wird sich von selbst beantworten, wenn wir an der Stelle angekommen sind. Die Sache mit der Depression war eben im Unterricht nur ein Beispiel, um euch den Unterschied zwischen den Formenkreisen zu erklären. Es gibt schon klare Unterschiede in der Diagnostik, sonst wäre Differenzialdiagnostik ja nicht möglich :-) Wenn ich das jetzt beantworte, ist es nur noch verwirrender. Wenn es dran ist, dann baut es logisch auf dem anderen auf und klärt sich ganz von selbst :-)
Liebe Grüße,
Savina
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Hallo ihr Lieben,
das habe ich mich erst kürzlich auch gefragt und bedanke mich für die unerwartet überraschend nützliche Antwort bzw Frage.
Viele liebe Grüße
Katha
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Danke schonmal, ich übe mich in Geduld.
Und greifs trotzdem nochmal auf . Um zu hinterfragen, ob ich das Prinzip des Triadischen Formenkreises richtig verstanden habe.
Dann Kann man also sagen, sobald quasie die Forschung ganz eindeutige Beweise brächte, ala, "Immer, wenn die Neurotransmitter auf so und so eine Art verschoben werden, duch welche Ursache auch immer, entsteht zwangsläufig das Bild einer Depression." Dann würde das im ICD auch so vermerkt, und es könnte dazu führen, dass dann die Depression aus dem Endogenen Formenkreis fällt und den organischen Psychosen zugeordnet werden würde. Oder aufgesplittet.
Im Moment ist ein Zusammenhang wahrscheinlich, aber nicht ganz sicher. Also ein: "wir nehmen das an, weil alles darauf hindeutet", aber ganz genau wissen wir es nicht. Also Schublade "Endogen".
Und ganz früher, als man noch nix von den Neurotransmittern wusste, lag die Depression in der Schublade "Psychogen".
Das Triadische Modell und die Einordnung der entsprechenden Krankheitsbilder, orientiert sich also an dem aktuellen Wissenstand und ist flexibel. Richtig?
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Hi Anne,
du hast es fast :-)
Ich gehe mal von hinten durch deinen Beitrag und beantworte rückwärts:
Zitat:Und ganz früher, als man noch nix von den Neurotransmittern wusste, lag die Depression in der Schublade "Psychogen".
Nein. Ganz früher wusste man noch nichts von Neurotransmittern aber ahnte, dass es irgendwie körperlich ist. Später konnte man das beweisen. Also heute WEISS man, dass die Neurotransmitter gestört sind in ihrer Menge (also zuviel oder zu wenig vorhanden sind je nach Erkrankung.)
Als man ggf. noch annahm, dass die Depression psychogen ist, gab es noch gar kein Triadisches System ;-) Die Depression war also noch nie im psychogenen Formenkreis zu finden, aber dein Gedanke ist im Grunde richtig.
Zitat:Im Moment ist ein Zusammenhang wahrscheinlich, aber nicht ganz sicher. Also ein: "wir nehmen das an, weil alles darauf hindeutet", aber ganz genau wissen wir es nicht. Also Schublade "Endogen".
Nein, im Moment ist er bewiesen. Neurotransmitter sind ja keine Annahme mehr, sondern Fakt.
Zitat:Dann Kann man also sagen, sobald quasie die Forschung ganz eindeutige Beweise brächte, ala, "Immer, wenn die Neurotransmitter auf so und so eine Art verschoben werden, duch welche Ursache auch immer, entsteht zwangsläufig das Bild einer Depression." Dann würde das im ICD auch so vermerkt, und es könnte dazu führen, dass dann die Depression aus dem Endogenen Formenkreis fällt und den organischen Psychosen zugeordnet werden würde. Oder aufgesplittet.
Also auch hier ist der Gedanke, der deinen Worten zugrunde liegt, richtig. Es stimmt insofern nicht, da im organischen Formenkreis Erkrankungen aus der F0 zu finden sind - und das sind allesamt Hirnorganische Störungen.
Da müsste also schon die Forschung kommen und sagen: Mein Gott, wir haben uns geirrt, das hat ja NULL mit Neurotransmittern zu tun - in Wahrheit verschwindet irgendein Teil des Gehirns durch einen Abbauprozess, und deshalb ist man depressiv. DANN (und nur dann) würde die Depression wohl in den organischen Formenkreis rutschen. Das wird aber nicht passieren, weil die Neurotransmitter ja erwiesen sind. :-)
Liebe Grüße,
Savina
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