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Lieber Manfred Nistl, liebe Forumsmitglieder,
ich möchte euch gern eine Frage zur Polaritätsanalyse stellen; ich selbst bin noch nicht ganz sicher, wie ich zu ihr stehen soll.
Angenommen sei folgender Fall mit folgenden Symptomen:
-Gereiztheit
-Erschöpfung/Müdigkeit
-Nervenschwäche/geringe Belastbarkeit
-Erkältungsneigung
-Kopfschmerzen (Stirn, oberhalb des rechten Auges); dabei AGG: Temperaturwechsel, Wetterwechsel, Hunger, (Sonnen-)Licht, Lärm sowie AMEL: Ruhe, Dunkelheit.
Ich habe der Übersicht halber nur einige Symptome aufgelistet, weil es sonst zu viel und vielleicht zu unübersichtlich würde.
Nach Treffersumme werde ich v.a. (aber nicht nur) auf Nux-v verwiesen. An sich nichts Schlimmes, aber: Die betreffende Person ist generell nicht gereizt, eher freundlich und sanft. Sobald ich nun Sanftheit mit i.d. Repertorisation mit einfließen lasse, fliegt Nux-v raus, da die Sanftheit das Mittel kontraindiziert; Nux-v bietet nämlich im Arzneimittelbild gar keine Sanftmut (Gereiztheit ist ja gerade typisch).
Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Obwohl Nux-v mit Abstand eines der nach Summentreffer höchsten „Mittel ist“, wird es aufgrund nur einer Gegenpolarität kontraindiziert (Gereiztheit 4wertig, Sanftheit nicht vorhanden). Nach der Polaritätsanalyse sollte es, soweit ich es verstanden habe, also als Mittel nicht mehr in Frage kommen. Aber: Ist das tatsächlich zuverlässig? Ein Mittel mit hohen Treffergraden wird aufgrund nur einer Kontraindikation außen vorgelassen?
Was meint ihr?
Ich bin euch dankbar für eine Nachricht
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Lieber Thomas,
das Thema finde ich sehr interessant!
Ich habe eine Verständnisfrage - Du hast bei den Symptomen "Gereiztheit" jetzt aber schon mit repertorisiert (an erster Stelle)?
Das heißt, sie ist doch - im Moment zumindest - vorhanden?
Eine an sich sanfte Person in einem Nux. v. Zustand vielleicht?
Viele Grüße,
Sonja Schurig
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Liebe Sonja,
danke für deine Nachricht!
Ja, ich habe die Gereiztheit mit i.d.Repertorisierung aufgenommen.
An eine sanfte Person i.Nux-v-Zustand hab ich auch schon gedacht. Allerdings widerspräche die generelle Sanftheit wenn ich die Polaritätsanalyse richtig vetstanden habe, dem Genius von Nux-v und würde es kontraindizieren.
Es kann aber auch sein, dass es mehrerer hochwertigerer Gegenpolaritäten bedarf (und nicht nur einer), um ein Mittel zu kontraindizieren. Wie BÖNNINGHAUSEN konkret vorgegangen ist, weiß ich nicht und H.FREIs Buch habe ich noch nicht gelesen.
Viele Grüße
Thomas
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Hallo Thomas,
wenn nur ein polares Symptom in seinem Gegenteil für das Arzneimittel charakteristisch ist, bedeutet das eine
Kontraindikation für das Mittel.
Bei Bönninghausen wird auch so vorgegangen, zumindest hab ich es so gelernt.
Warum du, wenn du Gereiztheit repertorisierst, zugleich aber eine generelle Sanftheit einschließt, verstehe ich auch nicht so wirklich.
In dem Buch von Heiner Frei, "Die homöopathische Behandlung von Kindern mit ADS/ADHS, steht ein schönes Beispiel" von Nux v.
Da schreibt er, dass Nux.v. z.B. einen Pat. mit Bewegungsbedürfnis nicht heilen wird weil die Abneigung gegen Bewegung charakteristisch für Nux. v. ist.
Abneigung gegen Bewegung ist dreiwertig, das Bewegungsbedürfnis nur einwertig.
Nuv v. hat z.B. auch das Symptom "überzartes, weiches Gemüt" in niedriger Wertigkeit, Gereiztheit aber in hoher.
Das würde sich dann bei einem Patienten, der plötzlich weich und überzart ist, auch ausschließen weil die Gereiztheit charakteristisch ist.
Ich hoffe, das ist richtig.
LG
Antje
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Danke, liebe Antje, für deine Nachricht!
Dann hab ich die Polaritätsanalyse richtig verstanden, es reicht also schon ein ,,Kontrasymptom" aus.
Ein etwas seltsames Gefühl habe ich allerdings doch dabei v.a. wenn viele Teffer mit einem Mittel erzielt werden, aber ein einziges Gegensymptom für die Kontraindikation ausreicht.
Zugleich gehe ich aber auch davon aus, dass H.FREI das eingängig geprüft hat; soweit ich weiß, hat er geschrieben, dass vielfach in Fällen, in denen ein Mittel nicht wirkte, eine Kontraindikation vorgelegen hätte.
Sehr spannende Sache!
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Lieber Thomas,
die Polaritätsanalyse nach Frei ist mir nicht bekannt. Daher kann ich hierzu nichts sagen.
Ich halte mich bei der Mittelwahl an die Vorgaben Hahnemanns, vorzugsweise § 153 Org. So nähern wir uns auch in der Ausbildung diesem Thema. Und mit den auffallenden, sonderlichen, eigentümlichen... Symptomen des Falles, die wir als aktuelle Phänomene, ganz wie Sonja dies anmerkt, wahrnehmen, sollte sich ein auf die aktuelle Situation passendes Similimum finden lassen. Dies ist für mich der praktikable Ansatz, getreu dem Motto: Heilung kann da stattfinden, wo Wahrnehmung ist.
Das Modell, das Du anwendest, hat möglicherweise auch seine Berechtigung. Dazu muss man es kennenlernen, um nicht bei seiner Arbeit Gefahr zu laufen, verunsichert zu werden.
In dem von Dir geschilderten Beispiel scheint die aktuelle, nach Heilung strebende Gesamtsituation auf Nux vomica hinauszulaufen. Da es das größte der Polychreste ist, ist es sehr wohl möglich, dass ein ansonsten sanftmütiger Mensch peu a peu in Richtung sympathikotone Überreizung driftet, wenn es ihm nicht gelingt, gegenzuregulieren. Insofern würde ich hier dem Ergebnis der Repertorisation folgen und im Hinblick auf die aktuell zu hierarchisierenden Phänomene die Sanftmut, die aktuell nicht gegeben ist bzw. von einer Gereiztheit überlagert wird, nicht bzw. nicht an vorderster Stelle in die Heilmittelwahl einfließen lassen.
Liebe Grüße
Manfred
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Vielen Dank, lieber Manfred, für deine Antwort!
Ich glaube auch, dass mit der i.d.Ausbildung beigebrachten Methode gut zu arbeiten ist, denn so habe ich auch passende Mittel gefunden, auch vor meiner Zeit der jetzigen Ausbildung bei dir. Wenn ich fortgeschrittener bin, kann ich immer noch weiter i.d.Polaritätsanalyse schauen.
Viele Grüße
Thomas
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hallo... wir suchen ja immer was DA ist und nicht was fehlt! : mir hilft das immer wenn ich ein mittel suche...
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