(Zappelphilipp-Syndrom)
Es gibt zwei Varianten:
ADS = Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom
ADHS = Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung
Def.:
Störung des Verhaltens, in deren Mittelpunkt eine nicht altersgemäße Ablenkbarkeit steht. Beim ADHS (früher auch als hyperkinetisches Syndrom bezeichnet) besteht zudem eine über das Normale hinausgehende Impulsivität und Überaktivität.
Nach Schätzung sind 5% der Kinder betroffen, Jungen 4-mal häufiger als Mädchen. Zumeist beginnt die Erkrankung vor dem 7. Lebensjahr.
Experten gehen davon aus, dass ein kindliches AD(H)S sehr häufig auch im Erwachsenenalter fortbesteht und ein Risikofaktor für weitere Erkrankungen, insb. Suchterkrankungen, Depressionen, Angsterkrankungen und Persönlichkeitsstörungen sein kann.
Symptome:
- Gestörte Aufmerksamkeit: kurze Aufmerksamkeitsspanne, d. h. Spiele und Arbeiten werden nicht zu Ende gebracht, leichte Ablenkbarkeit, ständige „Träumerei“.
- Überaktivität: auffällige körperliche Unruhe, z.B. ständiges Zappeln oder Aufspringen vom Stuhl, häufiger Wechsel von Aktivitäten, hastiges Reden.
- Impulsivität: fehlende Kontrolle über die eigenen Gefühle mit Stimmungsschwankungen, leichter Erregbarkeit, Wutausbrüchen und nicht selten Aggressivität.
Ursachen:
Welche Ursachen AD(H)S hat ist umstritten. Folgende Ursachen sind möglich:
- Multifaktorielles Geschehen
- Genetische Disposition
- Neurobiologische Faktoren
- Risikofaktoren, speziell während der Schwangerschaft: Passivrauchen, Alkohol-, Drogenkonsum, Bleibelastung
- Schwangerschafts-, Geburtskomplikationen
- Soziale Deprivation
Diagnostik:
- Spezielle Fragebögen zu ADHS
- Befragung von Eltern, Lehrern, anderen Bezugspersonen
- Eigene Beobachtung
- Es gibt keinen unstrittigen biologischen Parameter zur Diagnose
Maßnahmen:
- Verhaltenstherapie, Familientherapie
- Selbstinstruktionstraining
- Konsequenter Umgang der Bezugspersonen mit den Betroffenen, das z.B. in Elterntrainings geübt werden sollte:
- klare ruhige Ansprache, immer im Kontakt bleibend
- klare Regeln, die eingehalten werden
- angemessener Raum für die Kinder und ihre Bedürfnisse
Medikamente kommen dann in Frage, wenn Änderungen des häuslichen und schulischen Umfelds sowie verhaltenstherapeutische Maßnahmen keine Besserung bewirken. In Deutschland: Methylphenidat (Ritalin; fällt unter das Betäubungsmittelgesetz). Die Behandlung bedarf ständiger ärztlicher Kontrolle!
Hinweis: Die Gabe von Ritalin wird sehr kontrovers diskutiert. Von vielen Betroffenen (auch den Kindern und Jugendlichen) wird es als großer Segen empfunden. Häufig entsteht aber auch das Gefühl, Kinder sollen medikamentös ihrer natürlichen Impulsivität beraubt und zu ruhigem und angepasstem Verhalten medikamentiert werden. Daher ist eine sorgfältige Diagnosestellung durch erfahrene Therapeuten extrem wichtig.