Cholera und Untertemperatur

[Alexandra Maria]

Diese Frage tauchte gestern im Tutorium auf:

Warum kommt es bei Cholera zu Untertemperatur?

[*Bianca*]

Ich hab mich mit Cholera noch nicht wirklich beschäftigt, drum ist es sicherlich auch falsch was ich mir so zusammenreime

Der Körper verliert bei der Cholera aufgrund der andauernden Brech- und Durchfallreize jede Menge Flüssigkeit. Der Stoffwechsel verlangsamt und durch die fehlende Flüssigkeit kann der Körper die Temperatur nicht mehr ausreichend regulieren.

Ich könnte mir vorstellen, dass es zur Hypothermie kommt, weil der Organismus selbständig die Ischämietoleranz aufrecht erhalten will. Das quasi die Temperatur herabgesenkt wird um so lang wie möglich die Durchblutung lebenswichtiger Organe aufrecht zuerhalten. Weil es ja durch die fehlende Flüssigkeit (Verdickung des Blutes) zum erschwerten Sauerstofftransport im Körper und letztlich zur Sauerstoffmangelversorgung kommt. Dann wäre eine Ischämie vorprogrammiert.

Wie gesagt, ich weiß es nicht, ist nur ein Gedankengang von mir

Bin aber auf jeden Fall gespannt wieso es dazu kommt.
Ich hab über Google nicht wirklich hilfreiche Infos gefunden.

[Isolde Richter]

Liebe Alexandra,
die genaue Ursache der Untertemperatur ist mir nicht bekannt, habe bisher auch noch nichts darüber gefunden. Aber die Theorie von Bianca hat was!!

Bedenken sollte man bei der Frage noch:
Es kommt nur in schwersten Fällen zur Untertemperatur, sonst ist die Temperatur normal. Und dass sie normal ist, liegt am Fehlen von pyrogenen Stoffen.

Was pyrogene Stoffe sind, kann sicher jemand anders erklären (der allgemeine Infektionslehre schon durchgearbeitet hat)!

[Alexandra Maria]

Danke Bianca und Isolde!

Pyrogene Stoffe sind fiebererzeugende Stoffe, die den Sollwert im Temperatur-regulationszentrum im Hypothalamus erhöhen.

Man unterscheidet endogene und exogene Pyrogene:

- Endogene fallen an beim Zerfall von körpereigenem Gewebe an (z.B. beim Zugrundegehen von Gewebe)

- Exogene fallen an beim Zerfall von Bakterien oder Viren
- oder z. B. als Ausscheidungsprodukte von Bakterien

[Isolde Richter]

Ja, suuper, liebe Alexandra,
das nächste Mal, wenn Du wieder eine Frage stellst, dann frage ich gleich wieder Dich

[*Bianca*]

Ich hab da nochmal was gefunden, klingt meines Erachtens auch relativ logisch. Was sagt ihr denn dazu??

Durch die Reiswasserstühle und dem Erbrechen kommt es natürlich zum Wasserverlust und infolge dessen zum Verlust sämtlicher Elektrolyte (Kalium, Kalzium, Zink....ect.) und Vitaminen. Diese sind in Kombination mit den endokrinen Drüsen am Glukosestoffwechsel beteiligt und zusammen mit dem Glukosetoleranzfaktor und weiteren Mechanismen unerlässlich für den Insulinhaushalt und dementsprechend dem Blutzuckerspiegel.
Fehlen jetzt durch Erkrankungen wie die Cholera und deren symptomatischen Durchfällen/Erbrechen einer oder mehrere dieser Stoffe kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen der Glukose, dem Insolin und den dazugehörigen Antagonisten - somit zur Hypoglykämie.
Glukose kann ohne Mineralien nicht gespeichert werden.....

weiterführend...... (bin noch nicht fertig)

......bei der Hypoglykämie widerum kommt es zu einem niedrigen Blutdruck und zur Hypothermie. Folgendes erklärt man sich in diesem Zusammenhang:

Bei der Hypoglykämie zeigt der Glukosemangel eine Reaktion auf die Hirnzellen, da der Hypothalamus für die Temperaturregelung zuständig ist, und letztlich an dieser Stelle versagt. Dieses Versagen führt dann zur Hypothermie.

Ich würde sagen hiermit erklärt sich der Zusammenhang zwischen dem Wasser- und Elekrolytverlust über die Durchfälle bis hin zur Untertemperatur, oder?

Was denkt ihr???

[Isolde Richter]

Liebe Bianca,
vielen Dank für die sorgfältige Recherchen. Ich staune immer wieder über Deine Fähigkeit interessante Infos zu besorgen.
Sicher ist die Hypoglykämie eine mögliche Ursache, aber müsste es dann bei anderen starken Durchfallerkrankungen nicht auch so sein??

Aber ich weiß nicht, ob es lohnt dieses Thema so zu vertiefen?? Es ist mit absoluter Sicherheit kein prüfungsrelevanter Stoff. Verlangt wird Grund- und kein Spezialwissen.

Deshalb auch hier nochmal die Erinnerung: Man kann leicht mit der Erforschung der Zellmembran sein ganzes Leben verbringen - nur um "wirklich" zu verstehen, wie Stoffe durch die Zellmembran kommen. Solchen Fragen kann man nachgehen, wenn man sein tägliches Lernpensum erledigt hat, und einem ein bestimmter Sachverhalt interessiert. Passt aber auf, dass Ihr nicht Eure eigentliche Lernzeit verbraucht, solche Spezialfragen zu klären.

[*Bianca*]

Liebe Isolde,

vielen Dank für deine Antwort.

Solche Fragen interssieren mich einfach, da siegt leider Gottes immer wieder die Neugierde. Um solche Fragen bemüh ich mich auch nicht während meiner Lernzeiten, eigentlich eher in meiner Freizeit.
Könnte man quasi als Hobby bezeichnen.

Ich weiß, dass es kein prüfungsrelevanter Stoff ist, aber für mich ist es wichtig auch komplex denken zu können. Ich lerne das sicherlich nicht auswendig, denn wenn ich es mal hergeleitet hab, dann brauch ich es gar nicht auswendig zu lernen, dann erschließen sich die Zusammenhänge von ganz allein, zumindest ist es bei mir so.

[Isolde Richter]

Liebe Bianca,
das ist natürlich optimal, weil man durch solches Nachhaken, das Verständnis optimal erweitert und vertieft.