Hallo Nino,
ich bin zwar keine Physio, arbeite aber als Sporttherapeutin in der ambulanten Reha ( Komplextherapie) in einem Unfall-Krankenhaus mit einer großen Handchirurgie.
Wir verwenden den Begriff "Morbus Sudeck" dort eher nicht mehr, sondern nennen diese Erkrankung "CRPS" = Complex Regional Pain Syndrome. Ich hatte bisher fast nur Patienten mit betroffenen Händen / Armen, sehr selten auch mit betroffenen unteren Extremitäten.
Das Krankheitsbild ist wohl ärztlicherseits nicht einfach zu diagnostizieren (nach Klinik). Wir versuchen stets, die Diagnose "CRPS" nicht zu schnell in den Mund zu nehmen, um dem Betroffenen keine Angst zu machen, denn oft bessert sich die Situation schneller als gedacht. Auffällig sind auf alle Fälle Trophikstörungen und Schmerzen, bzw. vermeidet der Patient den Einsatz der betroffenen Hand oder verweigert ihn sogar völlig (zunächst, das kann sich aber wieder geben). Im Verlauf gibt es Höhen und Tiefen, eine frühe Therapie ist unbedingt notwendig.
Wir Sporttherapeuten dürfen bei akuter Symptomatik erstmal gar nicht ran, machen dann allg. Training (Herzkreislauf, große Muskelgruppen) und beüben v.a. die kontralaterale Seite. Erst, wenn die Symptomatik etwas reduziert ist, starten wir auch mit Übungen für z.B. Hand- und Fingerkraft, Armkraft, Handgelenksbeweglichkeit usw.- IMMER im schmerzfreien Bereich!
Der Hauptpart liegt bei unseren Ergotherapeuten (sanftes Training von Alltagsbewegungen, Greifübungen, Sensibilitätstraining in verschiedenen Granulaten, z.B. Rapssamen, SPIEGELTHERAPIE usw.). Ich empfehle Dir, dich an eine Ergotherapiepraxis mit erfahrenen Handtherapeuten (CRPS-erfahren) zu wenden- so schnell wie möglich!
Unsere Physiotherapeuten sind ebenfalls in eine sanfte Bewegungs-Behandlung und Mobilisierung einbezogen, und die physikalische Therapie unterstützt das ganze z.B. mit entspannenden, lauwarmen CO2-Bädern, Lymphdrainagen etc.. Manche bekommen auch Kinesiotapes, um den Lymphabfluss zu erleichtern und Schmerzen zu reduzieren.
Auch Akupunktur wird bei uns in manchen Fällen durchgeführt, und begleitend psychologisches Gesundheitstraining (v.a. Schmerztherapie, Entspannungstherapie, auch Spiegeltherapie).
Über genaue Medikation weiß ich nicht Bescheid, die meisten bekommen glaube ich begleitend Analgetika, Antiphlogistika und ggf. auch Glukokortikoide. Das entscheiden natürlich alles die Ärzte.
Vielleicht hilft dir folgender Link, um einen Überblick über das Krankheitsbild zu bekommen und genauere Informationen zu erhalten. Dort sind auch weiterführende Links aufgeführt:
http://flexikon.doccheck.com/CRPS
Ich hoffe, Dir mit meinen Infos geholfen zu haben! Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, daß der Verlauf bei jedem Patienten anders war.
Gute Besserung an Deinen Freund und herzliche Grüße,
Michaela