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HPP Prüfung München Land April 2022
#1
Hallo zusammen,

anbei das Gedächtnisprotokoll meiner mündlichen Prüfung in München Land im April 2022.


2 Prüfer anwesend, eine Dame (Name vergessen) hat nur protokolliert, befragt wurde ich von Amtsarzt Dr. Gerhardt (sorry, bin schlecht in Namen).
 
Zunächst wurde ich nach meinem beruflichen Werdegang, Ausbildungen und warum ich HPP werden will befragt.
 
Ich bekam dann einen Fall auf Papier, durfte mir auch auf einem bereitgestellten Blatt Notizen machen und der Fall wurde zusätzlich auch vom Amtsarzt vorgelesen:
 
Herr B. kommt mit Frau A. in ihre Praxis. Frau A spricht zwar fließend Englisch, aber kein Deutsch, weshalb Herr B. das Gespräch führt.
Frau A. (45) ist vor einigen Wochen aus Angst mit ihren beiden fast erwachsenen Söhnen vor einem drohenden Krieg in ihrer Heimat nach München geflüchtet. Herr B. hat die Familie in der Einliegerwohnung seines Hauses untergebracht. Frau A. war in ihrer Heimat eine bekannte Künstlerin, die Söhne an der internationalen Schule. Der Ex-Mann von Frau A. und Vater der Söhne ist vermögender Industrieller und in der Heimat geblieben, um im Krieg zu kämpfen. Die Söhne machen sich große Sorgen. Der neue Lebensgefährte von Frau A. lebt in den USA und ist erfolgreicher Studiomusiker.
Frau A. habe sich seit einigen Tagen verändert. Zuvor sei sie „ein Sonnenschein“ gewesen. Jetzt rauche sie mehr als gewöhnlich, schlafe schlecht und streite sich öfter mit ihren Söhnen. Zudem wirke sie abgeschlagen. Frau A. sei kürzliche beim Hausarzt gewesen, aber was dieser diagnostiziert habe, würde sie ihm nicht sagen.
 
Herr B. ist ehemaliger Uniprofessor (79). Seine Tochter war Journalistin und hat aus dem Krieg berichtet. Dort hat sie so viel Schreckliches gesehen, dass diese sich nach der Rückkehr das Leben genommen hat. Dies kommt nun wieder hoch, er hat nachts Alpträume. (Das war nur eine grobe Zusammenfassung, der Fall war im Original noch etwas ausführlicher).
 
Frage: Betrachten Sie sich zunächst die beiden Personen und beschreiben Sie die Persönlichkeiten und die Lebensumstände. Ich sollte laut denken und alles erwähnen, was mir einfällt. Es ging ihm da noch gar nicht so um eine mögliche Diagnose.
 
Habe recht ausführlich die beiden Situationen und Personen beleuchtet, auf die unklare Beziehung zwischen den beiden hingewiesen, auch eine mögliche Abhängigkeitssituation und das offenbar fehlende Vertrauen von Frau A. erwähnt, da sie den Befund nicht mit Herrn B. geteilt hat (da sagte er: Interessant). Ich habedann betont, dass ich gerne mit Frau A. alleine sprechen würde, da ich auch fließend englisch spreche. Er sagte, das sei jetzt nicht möglich. Was sonst noch in Frage käme, um zu einer Diagnose zu kommen.
 
Ich erwähnte, dass ich Frau A. bitten könnte, zu ihrem Hausarzt zu gehen und mir den Befund zu schicken. An dieser Stelle ging es um den Aspekt der Schweigepflicht und wer wen und wem gegenüber von der Schweigepflicht entbinden muss, sowohl beim Hausarzt als auch in meiner Praxis.
 
Dann las er mir den Hausarztbericht vor, eigentlich nur ein Satz. Darin wurde lediglich erwähnt, dass dieTabletten zur Schlafunterstützung jetzt nicht mehr gut wirken würden und er sie zum Psychiater überweist sowie Baldrian verordnet hat.
 
Ich sollte dann eine Verdachtsdiagnose stellen.
Habe vermutet, dass die Frau wohl wegen der Angst nach der Flucht und wegen Schlafproblemen Benzodiazepine bekommen hatte und der Arzt jetzt nach einigen Wochen nur noch Baldrian verordnen würde. Habe Toleranzentwicklung vermutet. Die Symptome der Frau würden deshalb  auf einen Benzodiazepinentzug passen (Schlafstörungen, Dysphorie, abgeschlagen).
 
Er wollte dann kurz mehr über Benzos wissen, über Wirkung, welche ich kenne, wie der Entzug am besten gestaltet werden soll und wie schnell Abhängigkeit entsteht.
Die Frage war dann, ob nach nur kurzem Gebrauch schon eine Abhängigkeit vorliegen kann. Ich erwähnte dann schädlichen Gebrauch von Benzodiazepinen bzw. Sedativa und Hypnotika und er erfragte, was der Unterschied ist zwischen schädlichem Gebrauch und Abhängigkeit.
 
Er wollte dann eine endgültige Diagnose und ich sagte, dass ich schädlichen Gebrauch vermuten würde. Damit war er zufrieden.
 
Dann sollte ich anhand eines kurzen Fallbeispiels einer reichen Rentnerin mit fortgeschrittener Demenz den Prozess zur Einrichtung einer Betreuung chronologisch erklären. Habe das Verfahren erklärt. Stand kurz auf dem Schlauch, als er fragte, ob jemand aus der Familie als Betreuer in Frage kommt. Er wollte auf den Interessenskonflikt hinaus, irgendwann kam ich dann drauf, was er meint
 
Die Beisitzerin hatte keine Fragen mehr und nach gut 20 Minuten wurde mir sofort gratuliert, es sei ein sehr komplexer Fall gewesen, den ich sehr gut gelöst hätte.
 
Insgesamt war es eine sehr wohlwollende und lockere Atmosphäre.
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