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Hallo Savina und alle zusammen,
Ich habe Fragen zum Thema Focusing:
Beim Focusing spürt man ja in den Körper hinein und nimmt Körperempfindungen wahr, die u.a. durch belastende Situationen ausgelöst werden.
In der PB-Ausbildung haben wir allerdings gelernt, dass wir z.B. bei prozessorientierten Fragen den Klienten immer nur in die positiven Gefühle hineinspüren lassen sollen, um die positiven neuronalen Netze zu stärken.
Demnach wäre die Focusing-Technik ja eigentlich kontraproduktiv.
Wie ist eure Meinung / Erfahrung hierzu??
Ich habe deseiteren bisher nur über die Anwendung im therapeutischen Kontext gelesen...denke aber, dass eine Anwendung als PB ebenso möglich ist, oder??
Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen!!!
Viele Grüße
Daniel
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Hallo Daniel,
wir waren gleichzeitig im Kurs. Freut mich, Dich hier wiederzufinden :-)
Du hast vollkommen recht, dass beim Coaching die Lösungsorientierung im Vordergrund steht. Die belastende Situation ist das Problem und Du führst den Klienten in die Richtung einer Lösung. Das kannst Du z.B. durch Reframing machen. Focusing kann dann eingesetzt werden, wenn es bereits "klick" gemacht hat. Also der Blick vom Negativen weg auf das Positive gezogen wurde. Um den erarbeiteten positiven Gedanken zu festigen, wird er durch das Focusing mit positiven Gefühlen noch untermauert, um die neuronalen Netze zu aktivieren.
Ein im negativen Flow angesetztes Focusing wird genau das Gegenteil bewirken, weil es dann die neuronalen Netze in diesem negativen Bereich weiter verstärkt. Und wenn bei dem Thema ein traumatisches Erlebnis zugrunde liegt, eher zu einer Retraumatisierung führen.
Viele liebe Grüße
Stefanie
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Hallo Daniel,
aus meiner Sicht liegt die Chance vor allem darin, den Klienten überhaupt wieder mit seinem Körper zu verbinden . . . viele Klienten können sich kaum spüren.
Ich arbeite sowohl in der Beratung als auch in der Therapie mit Körperspürgewahrsein (Felt sense) und das recht erfolgreich. Was Du im Körper ins Spüren bringen kannst vernetzt sich viel stärker, als wenn Du nur mit der Kognition arbeitest. Aus meiner Erfahrung zeigt das Nervensystem auch nur was grad dran ist und das, wofür es schon "sicher genug" ist, wenn Du nicht "krampfhaft" ins Trauma führst oder es den Klienten in den Traumawirbel zieht. Das lässt sich ja aber unterbrechen und Du kannst in die Ressource leiten und dort nachspüren lassen. Aber auch dabei vorsicht bei stark traumatisierten Menschen, da ist schnell auch ´mal die Recource zu viel. Oft kommen die Menschen durch das Körperspürgewahrsein auch besser an Ihre Emotionen, an Bilder, an Glaubenssätze oder es zeigen sich Bewegungsimpulse - im Somatic Experiencing nennen wir das S-I-B-A-M (Sensation - Image - Behavior - Affect - Meaning). . . sie tauchen dann oft einfach aus dem "nichts" (aus dem Nervensystem) auf. Und damit kannst Du dann gut auch als Coach arbeiten.
Wenn Dich das alles tiefgehender interessiert sind SE, ISP oder auch NARM neben Focusing tolle Methoden für die körperorientierte Arbeit.
Viel Spaß und frohes Erkunden und vergiß aber bitte nicht, dass Körperspürgewahrsein viel "Wucht" hat und man wissen sollte, was man da macht.
Habe kürzlich ein Seminar zur Körperarbeit besucht um ´mal zu sehen, was "die anderen so machen" und da ist es der Dozentin ordentlich entglitten . . . mehrere Teilnehmer waren extrem angetriggert und sind aus dem Raum gestürmt - sie konnte es in keiner Weise regulieren und halten . . . das zeigt auch, dass bei Körperarbeit viel Achtsamkeit und auch Containment überaus wichtig sind.
Liebe Grüße, Micha
Wenn Dinge nicht so laufen, wie Du denkst - denk anders