Überprüfung: 07.11.2007, 9.10 Uhr bis 9.53 Uhr
Amtsärztin: Frau Dr. Schmidt
Erster Beisitzer: männlich, vom Verband Deutscher HP (?)
Zweiter Beisitzer: weiblich, mit Doppelname
Protokoll: Frau Kroppen
Beisitzerin:
Kennen Sie das Asthma cardiale, und wie äußert es sich?
Kein Problem. Habe ich ihr genauestens erklärt.
Erklären Sie mir den Aufbau des Herzens.
Ich dachte echt, ich wäre im falschen Film. Das konnte ich aus dem Ärmel schütteln. Bei der Frage, aus welcher Gewebeart/Zellart das Perikard besteht, musste ich allerdings passen. Das war allerdings nicht weiter schlimm. Sie hat es mir erklärt, ich hab brav gestaunt und es direkt wieder vergessen.
Erklären Sie mir das Reizleitungssystem des Herzens.
Auch das ging problemlos. Den Tawara-Schenkel hätte ich beinahe geschlabbert, kam aber noch rechtzeitig darauf.
DD hyperglykämisches Koma/hypoglykämischer Schock
Hier stellte sie mir Fragen. Wie ist der Puls, wie sieht der Patient aus, wie ist der Blutdruck, wie sind die Augenbulbi etc.. Außerdem interessierte sie auch am Rande die Kussmaulsche Atmung, die ich allerdings nicht mal erklären musste.
Meine Antworten stellten die Beisitzerin völlig zufrieden, und sie gab ab an den ersten Beisitzer:
Welche Krankheiten werden durch lange Bettlägerigkeit begünstigt?
Dekubitus, Lungenembolie etc. – erklären musste ich auch hier wieder nichts.
DD Oberbauchbeschwerden
Als ich hier den Herzinfarkt erwähnte, fragte der Beisitzer doch glatt, wie ich denn darauf käme. Ich erklärte ihm, dass z.B. ein Hinterwandinfarkt bei Männern sich so äußern könnte. Der Herzinfarkt wäre immerhin das Chamäleon der inneren Medizin. Ob denn so ein Hinterwandinfarkt WEH TUT? Hier fühlte ich mich leicht veralbert, erklärte ihm aber, dass der herkömmliche Herzinfarkt sehr wohl wehtue, so man es nicht mit einem Diabetiker zu tun hat, bei denen ja bekanntlich 20 % aller Infarkte stumm verlaufen.
Der Rest der DD verlief komplikationslos.
DD Obstipation
Klasse. Bei Typhus abdominalis, 1. Stadium, kam ein „Ui“ vom Prüfer. Maligne Geschehen und Notfälle waren auch dabei, somit hatte ich bald alles Wichtige abgedeckt.
DD Infektionskrankheiten durch verseuchtes Wasser
Die mir bekannten Krankheiten hatte ich soweit aufgezählt (es waren nicht wirklich viele), hatte aber das Gefühl, „eines fehlt“….das tat es dann auch. Na, meinte der Beisitzer, das ist nun aber ganz leicht, das kennen Sie, da bin ich sicher.
Es hat mich nicht gewundert, dass ich das Naheliegendste wieder einmal vergessen hatte. Es war die Hepatitis, und ich wurde dann noch gefragt, welche.
Nennen Sie mir die Entzündungszeichen
Da war ich dann doch fast der Meinung, ich wäre in Bottrop.
Beisitzer gab zufrieden an die Amtsärztin weiter.
Sie wollte von mir die Lungenuntersuchung gezeigt und erklärt bekommen. Der männliche Beisitzer stellte sich – angezogen – dafür zur Verfügung. Aus Erfahrung klug geworden, beließ ich es dabei und sagte der Amtsärztin, dass ich hier natürlich nur andeuten könnte, was ich tue. Ich habe dann zunächst die Inspektion erklärt (Faßthorax, rachitischer Rosenkranz etc.), bin dann zur Palpation/Perkussion übergegangen (Lungengrenzen, Stimmfremitus, Klopfschall etc.). Da kamen dann Rückfragen von der AA, wann denn ein Klopfschall abgeschwächt oder verstärkt wäre. Danach ging es weiter zur Auskultation.
Vorab sagte ich, dass man bitte davon ausgehen möge, dass ich meine Hände und auch die Auflagefläche des Stethoskops desinfiziert hätte. Ich setzte das Stethoskop also auf und zeigte, wie ich auskultiere.
Daraufhin fragte die AA: „Können Sie überhaupt was hören?“
„Nein“, sagte ich, „natürlich nicht, der Patient ist voll bekleidet.“
Ich sah mir dann den HP etwas genauer an….er war schon ein wenig rot im Gesicht. Ich habe ihn ganz entrüstet gefragt, ob er überhaupt atmet. Daraufhin prustete er und meinte „Nein, Sie haben ja nichts gesagt“.
„Gut“, meinte ich, „das ist ein Argument“. Ich wies ihn dann an, mit offenem Mund forciert ein- und auszuatmen, allerdings nicht so tief, dass es zur Hyperventilation kommt.
Damit war die AA dann zufrieden.
Anschließend folgte das Legen einer Braunüle an einem Plastikarm. Pech für die Prüfer, dass sie keine Staubinde für mich hatten. Das Legen der Braunüle klappte wegen meines Zitterns auch nicht wirklich – allerdings sagte die AA, dass ich so etwas schon einmal gemacht haben muss, das könnte sie sehen. Ich erklärte darauf mit Vehemenz, dass ich so oder so vorhabe, einen Rettungssanitäterkurs zu besuchen. Einen Zugang MÜSSE man legen können, gerade, wenn es offensichtlich um ein Schockgeschehen ginge, in dem es ja sekündlich schwieriger wird, eine anständige Vene zu finden. Man müsse so etwas immer wieder und immer wieder üben, damit es im Notfall auch wirklich klappt.
Im Anschluß daran musste ich doch tatsächlich noch die HP-Verbote aufzählen. Dann durfte ich vor die Tür.
Ja, und dann wurde ich wieder hereingerufen. Man bat mich, Platz zu nehmen. Das Gefühl war unbeschreiblich…..und DANN ENDLICH wurde mir gratuliert. Ich schwankte irgendwo zwischen Lachen und Weinen, und man musste mir regelrecht sagen, was ich jetzt tun soll: „Ja, Frau R. dann packen Sie mal Ihren Personalausweis wieder ein, und Ja, der Stift gehört auch Ihnen! Aber Nein, das Trinkglas gehört uns….“
Allen, die es noch vor sich haben, wünsche ich starke Nerven und Menschen, die einem in dieser nicht wirklich einfachen Zeit echte Freunde sind und zur Seite stehen.