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.
Das Blutergebnis ist da. Es ist leider nicht besonders aufschlussreich...
Leukos insgesamt okay, allerdings eine Verschiebung. Die Granulozyten sind erniedrigt, die Lymphozyten leicht erhöht.
Die Erythrozyten sind leicht erniedrigt, und der HB-Wert liegt bei 10,9 g/dl.
Es sieht also nach einem Virusinfekt aus, soviel ist wohl sicher.
Zitat:Hautpilz? scharf abgerenzt? Nein, kein Pilz
Nimmt oder nahm sie Antibiotika? Nein, keinerlei Medikamente
Ist es ansteckend? Fragst du das die Patientin? Da sie nicht weiß, was sie hat, kann sie dir das nicht beantworten.
Krätze? Sie hofft nicht - sie vermutet doch eher einen Virus!
Ist sonst noch jemand erkrankt? Familie, Schule, Bekannte etc.? Sie hat jetzt gehört, dass es in einer Parallelklasse auch 2 Kinder mit so einem Ausschlag gibt.
Ausscheidungen? Form, Farbe, Beimengung? Alles normal.
Ernährung? Gute ausgewogene Ernährung.
Zu der Mail an Isolde: die Rötungen sind nicht nur an den Beinen, sondern auch an den Armen, am Rumpf... und bis unter die Fußsohlen!
Wie oben schon gesagt sind wir auf der Spur eines Virusinfekts. Röteln und Masern sind wirklich sehr ähnlich - aber gegen beides ist die Patientin geimpft und im Titer wurden auch genügend Antikörper gefunden.
Dürften wir als HP bei Röteln oder Masern überhaupt behandeln?
Was für Viruserkrankungen mit einem rötlichen Ausschlag (Flecken auf Gliedmaßen und Rumpf, roten Wangen und weißem Munddreieick) fallen euch noch ein?
Bin gespannt!
Heike
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Drei-Tage-Fieber???
roten Wangen und weißem Munddreieick??
Dazu fällt mir nur der "Milchbart beim Schalach ein (aber den hatten wir ja schon)
Nicht alles und jeden so wichtig nehmen!
Vor allem nicht sich selbst
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Lieber Michel an das hab ich auch schon gedacht, aber können das Erwachsene überhaupt noch bekommen, ich habe gelernt bis zum 6. Lj. aber in der Medizin ist ja nichts unmöglich.
Und liebe Heike, nein Masern stehen in §6, sind meldepflichtig und wir haben Behandlungsverbot, Röteln müssen wir nicht melden nuur das Labor bei Rötelnembryopathie aber wir haben Behandlungsverbot
Kannst du den Ausschlag noch mal etwas genauer beschreiben?? Wie sind die Flecken, alle gleich?
Oser verschiedene Stadien, hat es da Bläschen......?
L.G.
Berti
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Hallo zusammen !
@ Berti:
Behandlungsverbot bei Röteln gibt es für HP nur bei konnatalen Infektionen - Erwachsene mit Röteln dürfen wir also behandeln. Falls ich mich irre, dann bitte Rückmeldung.
Zum Exanthem:
Ausser Masern und Röteln wären da noch:
(- Arzneimittelexanthem. Die Einnahme von Medikamenten wurde aber verneint)
- infekt. Mononukleose: untypischer Verlauf. evtl. auch eine Reaktivierung mit mildem Verlauf Dazu wären ja bestehende Befunde wegweisend:
* Angina (bei leichten Verläufen keine Beläge?)
* Fieber
* makulopapulöses Exanthem, evtl juckend
* Krankheitsgefühl
*Blutbild: Zwar keine Leukozytose, aber Erhöhung der Lymphozyten
Weitere Fragen wären da noch zu klären:
* gibt es lymphknotenschwellungen?
* fühlt die Patientin sich abgeschlagen?
*Splenomegalie? Hepatosplenomegalie?
Grüße aus Bremen,
Jürgen
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Mannometer, jetzt musste ich erstmal selber googeln, um wirklich richtige Auskünfte geben zu können *schwitz*
Denkt ihr bitte bei euren Vermutungen und Erklärungen immer auch an unsere Anfänger? Wenn sie nichts mehr verstehen, sind sie schnell frustriert und machen nicht mehr mit - was absolut schade wäre!
Berti hat recht, laut Infektionsschutzgesetz dürfen Heilpraktiker Masern nicht behandeln.
Bei Röteln sieht es dagegen so aus, dass ein generelles Behandlungsverbot nicht besteht, nur bei akuter Rötelnembryopathie (vereinfacht ausgedrückt bei möglicher Übertragung der Erkrankung auf ein Ungeborenes im Mutterleib) der dürfen wir nicht behandeln. Es besteht übrigens keine Meldepflicht für Heilpraktiker, wohl aber für Ärzte nach Erregernachweis.
Die infekt. Mononukleose, den meisten wohl besser als Pfeiffersches Drüsenfieber bekannt, kann bei schwerem Verlauf ebenfalls so wie auf dem Bild aussehen - gut beobachtet, sunsoonshine! Allerdings passen hier die weiteren Symptome nicht (Fieber, Halsentzündung, Krankheitsgefühl).
Die Patientin hatte 6 Jahre vor dieser Erkrankung übrigens tatsächlich Pfeiffersches Drüsenfieber - allerdings ohne Hautausschlag, nur ganz üble Symptome einer eitrigen Mandelentzündung (ohne dass Antibiotika half) und wie man später herausfand auch mit Milz- und Lebervergrößerung.
Unsere Patientin hat jetzt aber keine tastbaren Lymphknotenschwellungen, Milz und Leber sind ebenfalls völlig unauffällig. Bis auf den Juckreiz fühlt sie sich eigentlich relativ fit, die erhöhte Temperatur ist mittlerweile auch schon wieder verschwunden. Und wir wissen noch immer nicht, was sie hat!
Ich helfe nochmal etwas...
Sie arbeitet in der Grundschule, 2 Kinder haben ebenfalls diesen Ausschlag. Bei den Kindern begann der Ausschlag an den Wangen, der Arzt beschrieb es als Schmetterlingserythem. Es gibt weitere Kinder mit grippeähnlichen Symptomen aber ohne jegliche Hauterscheinung. Die schwangere Kollegin wurde vorsichtshalber vom Dienst freigestellt. Die Patientin selbst ist nach Ausbruch der Hauterscheinung übrigens nicht mehr ansteckend - vorher ist sie es leider gewesen.
Die Durchseuchungsrate (wie das klingt!) liegt bei etwa 60-70% der erwachsenen Bevölkerung, aber die Erkrankung verläuft oft symptomlos und ist daher nicht sonderlich bekannt!!! Sie ist nur schwer abzugrenzen von Scharlach, Masern, Röteln und Drei-Tage-Fieber.
All diese Krankheiten habt ihr schon genannt, super!!! Aber jetzt fehlt nur noch die richtige...
Schmökert nochmal nach bei Kinderkrankheiten, es ist wirklich eine relativ unbekannte Krankheit - ich kannte sie bis dato auch nicht. Dieses Wochenende knackt ihr das Rätsel, ich bin mir sicher!
Einen schönen sonnigen Samstag wünscht
Heike
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Liebe Heike, das hast du so schön beschrieben , dass jetzt eigentlich nur noch die Ringelröteln übrig bleiben!?
L.G.
Berti
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Ja, Ringelröteln schließe mich an.
Das Erythem sieht zwar nicht aus wie in den Fachbüchern, aber vielleicht wird das ja noch
Aber passend sind ja auch die Blutwerte:
- bei Ringelröteln wird die Erythropoese gehemmt durch den Befall der Erythroblasten
- Gesicht: "Backpfeifengesicht" - tatsächlich, sieht ein wenig aus wie bei Scharlach.
Spannendes Rätsel !Vielen Dank dafür !
Liebe Grüße, Jürgen
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03.04.2011, 17:48
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.04.2011, 17:50 von Isolde Richter.)
Für diejenigen, die das Krankheitsbild "Ringelröteln" noch nicht besprochen haben, kommt hier ein Auszug aus dem Skript "Infektionskrankheiten":
Ringelröteln
(Erythema infectiosum acutum)
Es handelt sich um ein Krankheitsbild, das ähnlich wie Röteln verläuft,
allerdings durch ein anderes Virus verursacht wird.
Erreger
Parvovirus B 19
Vorkommen
Weltweit
Betroffene
Meist Kinder zwischen dem
6. bis 15. Lebensjahr
Ansteckung
Tröpfcheninfektion.
Die Ansteckungsfähigkeit besteht kurz nachdem das Virus aufgenommen wurde bis zum Auftreten des Exanthemausbruchs, d.h. nach Auftreten des Hautausschlages gilt der Erkrankte nicht mehr als infektiös.
Inkubationszeit
Meist 6 bis 14 Tage (18 Tage)
Symptome
Inapparente (symptomlose) Verläufe sind häufig.
Bei einem manifesten Krankheitsverlauf kommt es zu mäßigem Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl mit einem zunächst schmetterlingsförmigen Erythem im Gesicht bei perioraler Blässe. Die Rötung der Wangen hat zu der umgangssprachlichen Krankheitsbezeichnung „Ohrfeigenkrankheit“ geführt. Über einen Zeitraum von ca. 10 bis 14 Tagen kommt es dann zu einem ring- und girlandenförmigen Hautausschlag, der manchmal auch Urtikaria ähnliche juckende, rote Quaddeln zeigen kann. Die Hauterscheinungen können während dieser Zeitspanne abblassen und sich wieder neu bilden.
Bei Erwachsenen kann es zu Gelenkentzündungen und Gelenkschmerzen kommen.
Komplikationen
Infiziert sich eine Schwangere, kann es beim Kind zu Schäden kommen.
Bei Patienten mit chronischer hämolytischer Anämie kann es zur aplastischer Krise kommen, bei Abwehrgeschwächten z.B. zur chronischen Anämie, Thrombozyto- und Granulozytopenie, Myokarditis, Hepatitis.
Prophylaxe
Die mütterlichen Antikörper können das Kind vorgeburtlich schützen und über die Muttermilch auch noch nach der Geburt.
Es steht lediglich eine passive Impfung zur Verfügung.
Diagnose
Über Antikörper- bzw. Virus-DNS-Nachweis.
Therapie
Eine Therapie ist in der Regel nicht notwendig, da die Erkrankung meist spontan ausheilt.
Beim Auftreten von Komplikationen muss symptomatisch behandelt werden.
Meldepflicht
Es besteht keine Meldepflicht
Behandlungsverbot
Es besteht keine Behandlungsverbot. Aber eine Schwangere müssen Sie aufgrund der Gefahr für das ungeborene Kind bei Verdacht auf Ringelröteln zum Arzt schicken.
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BINGO!!!
Lieber Berti, lieber Jürgen - - ihr habt es geschafft - die gute Frau hat sich mit Ringelröteln infiziert .
Liebe Isolde , vielen Dank für den Auszug aus dem Infektionskrankheiten-Skript, das ist sicher eine gute Stütze für uns Schüler.
Soweit ich weiß, gibt es keinen Impfstoff gegen Ringelröteln und eine Immunisierung mit Immunglobulinen ist eher fraglich. Ist es das, was im Skript mit "passive Impfung" gemeint ist?
Nochmal zum obigen Bildrätsel-Fall... Die junge Frau (also damals jung *räusper* - vor ca. einer Woche habt ihr ihr zum 39.sten gratuliert.... ) hatte den Ausschlag tatsächlich bis unter die Fußsohlen bekommen und hatte durch den anhaltenden Juckreiz Schwierigkeiten, überhaupt Strümpfe anzuziehen. An Schuhe war gar nicht zu denken und laufen war eine Qual.
Vielen Dank für euer Miträtseln, es hat Spaß gemacht und ich habe durch eure Nachfragen auch noch etwas dazu gelernt! ;o)
LG,
Heike
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(03.04.2011, 20:30)Heike schrieb: Soweit ich weiß, gibt es keinen Impfstoff gegen Ringelröteln und eine Immunisierung mit Immunglobulinen ist eher fraglich. Ist es das, was im Skript mit "passive Impfung" gemeint ist?
Ja, liebe Heike, das ist damit gemeint.
Passive Impfungen haben grundsätzlich viele Impfversager: damit ist gemeint, dass die Impfung keinen Erfolg zeigt.
Liebe Heike,
jetzt aber erst einmal ein ganz herzliches DANKESCHÖN, dass Du dieses interessante aber seeeeeeehr schwierige Rätsel geleitet hast.
Schwierig deshalb, weil der Verlauf so atypisch war. Aber es ist gut, wenn man sich in der Medizin gleich von Anfang an darauf einstellt: Die Schulbuchweisheit ist das eine und die Praxis oft eine ganz andere Sache.
Jetzt sind wir schon sehr auf Dein nächstes Rätsel gespannt!!!
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Bin zwar ein bisschen spät dran, aber ich hatte auch mal die Ringelröteln. War übersät, aber fast keinen nennenswerten Juckreiz. Nur ein Hitzegefühl. Das gibt's also auch.
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Und, liebe Susanne, hast Du denn ein Bild davon????
GLG Isolde
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