Ich sehe es im Prinzip wie Werner, Sybille, Antje und Kerstin, aber ich bin auch häufig zwiegespalten, weil ich denke: wieso nehme ich mir das Recht heraus zu sagen, dass dem Menschen dort kein Geld zusteht, nur weil er es für etwas ausgeben könnte, was MIR nicht gefällt? Dann wiederum denke ich an die Bettler-Banden aus Rumänien, die Menschen verstümmeln, damit sie hier betteln können. Das ist mir ebenso ein Graus, aber es zeigt auch wiederum sehr deutlich, wie unsere Gesellschaft tickt. Das ist z.B. ähnlich wie die Hunde-Mafia aus dem osteuropäischen Raum, die für die Tierschützer extra Hunde "herstellen", damit diese ihnen die unter Umständen für Geld abkaufen um sie zu den hilfsbereiten Leuten nach Deutschland zu transportieren.
Reichtum zieht also offensichtlich Armut an. Die Armen sammeln sich da, wo es Reichtum gibt, weil sie etwas von Kuchen haben wollen. Für mich total verständlich und wenn ich persönlich die Wahl hätte irgendwo im kalten Rumänien auf der Straße zu leben oder hier mit ein paar Euro ein Dach über dem Kopf zu haben, wüsste ich wohl auch wie ich mich entscheiden würde.
Das was sich für mich daraus ablesen lässt ist also, dass wir das Problem an der Wurzel packen müssen. Wir müssen in den Ländern wie Rumänien vor Ort helfen oder z.B. Aufklärungsarbeit in Sachen Tierschutz leisten. Wir müssen bei den Menschen vor Ort an ihrem Denken arbeiten. Nur das wird etwas verändern.
Es gibt diesen schönen Satz, mit dem ich immer wieder gerne arbeite: gebt den Menschen die Angel, nicht den Fisch. Und so sehe ich es auch bei den hiesigen Obdachlosen: es gibt Hilfsangebote, die man an sie heran tragen kann, die sie aber eben selbstständig annehmen müssen. Meist wird das wohl nicht passieren und deswegen ist es gefährlich sie mit dem Fisch (also dem Geld) in der Position zu halten, in der sie sich befinden. Das wird den Umstand etwas wahrhaftig ändern zu wollen wohl nicht herbei führen.
Ich denke aber anders herum, dass es in Ordnung war etwas zu geben, wenn es in diesem Moment dein Wunsch war, Daniela. Manchmal tun wir das.
Ich erinnere mich an eine Geschichte, als vor einigen Monaten die Flutkatastrophe in Pakistan war und ein Mann mit einem Zettel und gebrochenem Deutsch hier an der Haustür klingelte. Er zeigte mir ein schlechtes Foto einer dunkelhäutigen Familie und erklärte mir in gebrochenem Deutsch, dass das seine Familie sei und er Geld bräuchte, um sie zu unterstützen, das sie aufgrund der Überschwemmungen alles verloren hätten. Ich gab ihm 2 Euro! Zwei lächerliche Euro!! Eine gute Stunden später sah ich ihn fröhlich zusammen mit einer Frau und einer Zigarette im Mund die Straße wieder herunter spazieren und mich packte im ersten Moment die Wut, weil ich dachte: "Na, tolle Wurst! DER hat dich ja hochgenommen!" Dann musste ich lachen und hab nur gedacht: "Wenn das in diesem Moment mein Tendenz war ihm 2 blöde Euro zu geben, dann war es das! Und wenn er sich gleich eine Schachtel Zigaretten kauft, dann soll er das in 3 Gottes Namen tun!"
Es gibt uns dann und wann ein gutes Gefühl etwas abzugeben - ob nun 10 € oder ein Brot! Vielleicht sind diese Momente manchmal nur dazu da, um uns zu erinnern, dass wir viel und andere wenig haben. Vielleicht hat das manchmal einfach nur etwas im besten Sinne mit "Demut" zu tun. Nämlich einfach nur mal eine Dankbarkeit dafür zu spüren, was jeder einzelne von uns hat! Und wenn dir das gut getan hat, Daniela, finde ich das vollkommen ok!
Und wenn ich das nächste Mal an dem Obdachlosen bei uns am Supermarkt vorbei gehe, werde ich meiner inneren Tendenz, die ich schon seit 3 Besuchen dort hatte, nachgeben und ihm ein belegtes Brötchen beim Bäcker kaufen! Und das werd ich einzig allein aus der Dankbarkeit heraus tun, dass ich es so gut habe: ein Dach über dem Kopf, satt zu essen und zwei wunderbare Kinder, die zur Schule gehen dürfen und nicht irgendwo als Kindersoldaten ihr Leben fristen müssen!
Habt einen gute Zeit, ihr Lieben, und kommt gut ins neue Jahr!!
Liebe Grüße,
Asja