Prüfling: Ich :-)
Prüfer: Herr Schulze und zwei weibliche Beisitzer
Ich wurde aus dem Wartezimmer einen Stock höher begleitet und ins Zimmer gebeten.
Dort saß Herr Schulze in der Mitte und links und rechts die Beisitzer.
Zuerst stellte sich jeder vor und ich musste meinen Ausweis zeigen. Dann sollte ich kurz erklären, warum ich HP werden möchte und eine Erklärung unterschreiben, das ich mich gesundheitlich in der Lage fühle und das per Tonband aufgezeichnet wird.
Dann ging es los:
Erst sollte ich den Weg eines Ery vom linken Ventrikel in den Körper schildern. Er wollte gar nicht die einzelnen Gefäße wissen, sondern es ging ihm um den Gasaustausch im Gewebe. Ich erzählte also das O² abgegeben und CO² aufgenommen wird. Dann fragte er mich, wo denn das C herkommt. Und da war ich erst mal etwas ratlos. Stammelte irgendwas von Stoffwechsel, Abbauprodukten und so. Er half mir dann etwas und meinte-es wird ja durch Verbrennung Energie erzeugt, aber wo kommt das zum Verbrennen her. Schließlich wollte er einfach darauf hinaus, dass das C aus der Nahrung kommt. Er wollte gar nicht tiefer. Uff, war ich erleichtert.
Als nächstes schilderte er mir folgenden Fall:
Er war vor Jahren schon mal mit seiner Frau bei mir und ich hätte den Beiden so gut geholfen, das er sich heute wieder an mich wendet, weil seine Frau vor einem Jahr von einem Alkoholiker überfahren wurde. Seitdem ist alles so trist geworden, nichts macht ihm mehr Spaß, das Leben macht keinen Sinn, alles wirkt so freudlos usw.(hat es ziemlich ausführlich geschildert, also wie er sich so fühlt).
Mir war gleich klar, dass er eine Depression hatte. Er wollte wissen, was ich nun mit ihm machen würde. Ich meinte dann, dass ich als erstes eine Suizidgefahr ausschließen möchte. Er wollte wissen wie ich das mache. Ich meinte-ich würde Sie direkt fragen, ob Sie Gedanken haben sich das Leben zu nehmen. Er meinte dann: ja natürlich, dann könnte ich ja wieder bei meiner Frau sein (ich muss schon sagen, er hat das so putzig rüber gebracht, das er mir in dem Moment schon fast wirklich leid tat). Ich fragte dann, ob er sich schon damit auseinander gesetzt hat, wie er sich das Leben nehmen würde. Er schilderte mir dann, dass sein Vater aus dem Krieg noch eine Waffe hat, die er bereits geladen in seinem Nachtkasten liegen hat. Dann meinte er zu mir-ich sehe schon, sie können mir auch nicht helfen, ich gehe jetzt. Ich meinte darauf-ich muss Ihnen folgen und gleichzeitig die Polizei rufen, damit diese dann ggf. eine Zwangseinweisung in eine Psychiatrie veranlasst.
Da war er wohl ganz begeistert, denn er hat es sich gleich auf einem Zettel notiert, das ich auf Suizid kam, es dick eingekästelt, und mehrmals gesagt, dass das eine ganz entscheidende Frage war für den weiteren Prüfungsverlauf.
Dann schilderte er ein erneutes Beispiel:
(er erzählte wieder aus Patientensicht): Ich bin heute zu Ihnen gekommen, weil ich vor 4Wochen in Nepal auf Treckingreisen war und seit 2 Wochen wieder zurück bin. Seit 2 Tagen fühle ich mich unwohl, mir ist übel, ich hab leichtes Fieber und keinen Appetit. Und schlapp fühle ich mich auch (da war mir sofort klar, das kann nur ne Hepatitis sein).
Ich fragte ihn dann, ob ich eine Gelbfärbung an den Skleren/der Haut sehen kann. Dies bejahte er. Auch zeigte er seine Oberbauchbeschwerden im rechten Oberbauch an.
Also äußerte ich den Verdacht auf eine akute Virushepatitis. Dann wollte er wissen, was für eine. Ich vermutete die Hep.A. Er wollte dann wissen, wie ich darauf komme und ob es nicht auch eine andere sein könnte. Dann musste ich erst mal überlegen, was nochmal genau der Unterschied war und warum es die A sein muss (da war ich mir sicher). Schließlich bestätigten wir über die Inkubationszeit der A, dem Übertragungsweg(also das B und die anderen eher nicht durch Lebensmittel oder fäkal-oral übertragen wird) und das die A nicht chronisch verläuft meine Diagnose. (Es ging ihm auch darum, das ich ihn frage, ob er dort ggf. eine Spritze bekam, sich verletzt hatte oder Geschlechtsverkehr hatte mit Einheimischen). Er wollte dann noch wissen, warum die Einheimischen, die ihn bekocht haben nichts hatten, worauf ich meinte, das die vermutlich schon die Infektion früher durchmachten und jetzt immun waren, was auch stimmte. Er wollte noch kurz wissen, ob es denn auch Impfungen dagegen gäbe: ich meinte gegen A und B, gegen die anderen Formen nicht.
Er fragte kurz die zwei Beisitzer, ob sie noch Fragen haben, was diese verneinten.
Zum Schluss sollte ich noch erzählen, gegen was man sich so impfen lassen kann. Ich habe dann von STIKO und Impfkalender erzählt und die einzelnen Impfungen benannt (nur die Erkrankungen, also z.B. Pertussis).
Er blätterte dann noch in ein paar Fragenzetteln herum und meinte dann gleich- gut, verlassen Sie bitte kurz das Zimmer. Ich war so überrascht, dass die Prüfung schon zu Ende war und stand dann etwas unruhig im Gang.
Kurz darauf wurde ich wieder reingebeten und gleich beglückwünscht zur bestandenen Prüfung!!!War ich stolz!:-)
Er meinte, dass die Suizidfrage ganz entscheidend war. Wäre ich nicht darauf gekommen wäre ich durchgefallen, egal wie gut ich sonst war, aber so habe ich bewiesen, keine Gefahr für die Volksgesundheit zu sein! Uff, geschafft. Wir haben dann noch ein bisschen Smalltalk betrieben, was ich so arbeite und wie ich denn nun feiere. Alles ganz entspannt.
Mein Fazit: ich habe so viele Gesetze und Dinge gelernt, die gar nicht gefragt wurden, hatte aber auch das Gefühl, das Fachwissen nicht das einzigwichtigste war(er hat mir ja mit dem Kohlenstoff doch recht helfen müssen),sondern sicheres Auftreten, klare Schlussfolgerungen( also das mit dem Suizid z.B.) und das man redet und die Prüfer in seine Gedankengänge mit teilhaben lässt. Ich kann mir auch vorstellen, dass meine Vorbildung im medizinischen Bereich und das ich den HP primär mache, um mich rechtlich in meiner jetzigen Freiberuflichkeit als Kinderkrankenschwester abzusichern auch geholfen hat und er dann vielleicht nicht mehr so viel fragen wollte/musste.
Viel Glück Euch Allen. Habt keine Angst!