Lange Texte zu schreiben liegt mir irgendwie nicht...
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Hallo ihr,
nachdem meine mündliche Prüfung nun auch schon ein Jahr zurückliegt, wird es endlich einmal Zeit für ein Protokoll.
Zitat:Die Prüfung fand am 08.11.11 statt und ich war unglaublich nervös, meiner Meinung nach, war es noch viel zu früh für „die Mündliche“. :-)
Neben der Amtsärztin und zwei Beisitzern nahm bei mir noch ein weiterer Amtsarzt an der Prüfung teil, der sich aber im Hintergrund hielt und mit keine Fragen stellte.
Zu Beginn wurde ich sehr freundlich begrüßt und gefragt, wie es mir gehen würde. Als ich erwiderte, dass ich sehr nervös sei, wurde ich sofort gefragt, was die Prüfer tun könnten, damit sie meine Nervosität verringern könnten. Darauf konnte ich zwar nur „leider nichts“ sagen, da ich nun mal starke Angst in mündlichen Prüfungen habe. Aber ich fand die Frage sehr nett.
Mir wurde noch etwas zu trinken angeboten und die Eckdaten der Prüfung genannt (Dauer, Ablauf, Aufzeichnung etc.). Danach wurde ich gefragt, was ich vor meiner HP-Ausbildung gemacht habe, ob ich eine HP-Schule besucht hätte und was ich nach bestandener Prüfung machen wollen würde.
Nun begann die Prüfung...
Das erste Fallbeispiel handelte von einem Mann mit den typischen Symptomen (morgendlicher Husten mit zähem Auswurf, Atemnot, etc.) einer Chronischen Bronchitis. Ich habe gesagt, dass es sich, aufgrund der genannten Symptome, wahrscheinlich um die Chronisch-obstruktive Bronchitis handeln würde und dass diese unter den Überbegriff der COPD fallen würde. Tja, weil ich die COPD erwähnt habe,musste ich nun noch erklären, was darunter fällt und was die Besonderheiten sind. Danach wurde ich nach der Definition der WHO für die chronisch-obstruktive Bronchitis gefragt und nannte diese auch.
Die Prüferin fragte daraufhin nach der genauen Pathophysiologie, was eigentlich kein Problem gewesen wäre, wenn ich nicht das Wort Flimmerepithel vergessen hätte, welches die Prüferin aber verständlicherweise unbedingt hören wollte. Nach ein paar weiteren Fragen bin ich dann zum Glück noch darauf gekommen und habe beschrieben, wie sich das Flimmerepithel langsam zum Plattenepithel umwandelt. Weil ich ja gelernt hatte, dass reden in einer Prüfung das A und O ist , habe ich dann einfach noch mal schnell eingeworfen, dass sich beim Barrett-Ösophagus im ebenfalls eine Metaplasie abspielt und sich dort das Plattenepithel zum Zylinderepithel umwandelt.
Außerdem habe ich am Anfang schnell den Gasaustausch in den Alveolen erwähnt. Irgendwie dachte ich mir in der Prüfung einfach, je mehr ich erzähle, umso besser.
Richtig schlimm war für mich, als ich eine Rechtsherzinsuffizienz als mögliche Komplikation nannte und die Prüferin meinte, dass dies so nicht korrekt wäre. Ich erklärte ihr, dass es aufgrund einer Druckerhöhung im Lungenkreislauf zu einer vermehrten Rechtsherzbelastung kommen würde, die dann oft zu einem Cor pulmonale führen würde. Damit war auch sie zufrieden und gab an die zweite Prüferin ab.
Ich musste erst einmal einen großen Schluck trinken, weil mich die Situation mit der ersten Prüferin total gestresst hatte.
Jetzt wurde es ganz entspannt, ich sollte nennen, was die Aufgabe vom IfSG und was darin geregelt wird. Danach wurde ich noch gefragt, was in §2 stehen würde und ich musste die Definitionen von §2 Nr. 1 bis 8 vortragen. Hach, das war schön, einfach ein paar Definitionen aufsagen, ohne groß nachdenken zu müssen.
So, nun kam der dritte Teil der Prüfung und die Amtsärztin war dran. Ein Patient kommt vom Hausarzt mit einem positiven Lasèque-Zeichen. Was bedeutet dies, war die Frage.
Bevor ich das Zeichen erklärt habe, habe ich erst einmal genauer erläutert, dass es einerseits ein Zeichen für eine Ischialgie oder einen Bandscheibenvorfall sein kann, andererseits kann es aber auch auf eine Meningitis hindeuten. Da der Patient aber vom Hausarzt weggeschickt wurde und dieser in Rahmen seiner Sorgfaltspflicht wohl kaum einen Patienten mit Meningitis unbehandelt zum HP schicken würde, habe ich gesagt, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um eine Meningitis handeln würde. Dazu habe ich trotzdem noch schnell das Brudzinski- und das Kernig-Zeichen erklärt (Ihr wisst schon, reden, reden, reden... :-) )
Die Amtsärztin stimmte mir dann zu meinen Überlegungen bzgl. des Hausarztes zu und ich konnte nun das Lasèque-Zeichen erklären. Danach musste ich noch die Ischialgie erklären, den Verlauf des N. ischiadicus und das Versorgungsgebiet dessen. Dann kam noch eine kurze Frage zum Aufbau der Wirbelsäule und das Beispiel war beendet.
Zu diesem Zeitpunkt hätte meiner Meinung nach die Prüfung für beendet erklärt werden können, denn selbst, wenn sich der Text locker flockig anhört, war es doch eine sehr angespannte und stressige Situation für mich.
Leider kam zusätzlich noch eine Frage der AÄ, wo ich ein Blackout hatte.
Ich sollte erklären, was eine Arthrose ist und wodurch sie entstehen kann. Worum es sich handelt, konnte ich noch gut erklären, allerdings fielen mir kaum Ursachen (nur Alter, vorzeitiger Verschleiß durch eine Verletzung und mechanische Überbelastung) ein und die AÄ wollte noch zusätzliche mögliche Auslöser für die Arthrose hören, woraufhin ich wieder dasselbe gesagt habe. Als sie mich dann ein weiteres Mal nach möglichen Ursachen gefragt hat, habe ich mich nett entschuldigt und gesagt, dass ich leider ein Blackout habe und nichts weiter zur Arthrose sagen könne.
Die AÄ schaute dann auf die Uhr, die Prüfung wurde für beendet erklärt und ich sollte draußen auf das Ergebnis warten.
Getreu dem Motto „Der erste Eindruck zählt, der letzte Eindruck bleibt.“ hatte ich wegen der Arthrose-Geschichte ein ganz schlechtes Gefühl und habe wirklich damit gerechnet, dass ich durchgefallen wäre.
Nach gefühlten fünf Stunden (in Wirklichkeit waren es vll. fünf Minuten) wurde ich endlich wieder hineingebeten und nach meinem Eindruck von der Prüfung gefragt. Ich sagte dann, dass ich die Prüfung für sehr fair gehalten habe und ich es schade fand, dass ich so nervös gewesen bin. Außerdem habe ich noch erzählt, dass ich meine Leistung zur Arthrose als wirklich schlecht empfunden habe.
Was daraufhin genau gesagt wurde, weiß ich gar nicht mehr, weil ich so gespannt auf das Ergebnis war.
Zu meiner großen Erleichterung hat mir die AÄ mitgeteilt, dass sie und die Beisitzer die Prüfung für bestanden erklären würden.
Danach bin ich nach Hause gefahren und in mein Bett gefallen, um dort bis zum Abend zu schlafen. Die Tage vor der Prüfung war ich wirklich ein Nervenbündel, ich hatte kaum geschlafen und der Appetit war mir auch vergangen, sodass ich nach der Prüfung nichts mehr tun wollte, außer schlafen, essen und etwas ganz primitives im TV zu schauen. :-))
Für die Prüfung kann ich nur raten, nett und selbstsicher aufzutreten und die Prüfer an euren Gedanken teilhaben zu lassen. Wenn man etwas nicht weiß, dieses auch zugeben. Schließlich kann es euch auch in der Praxis passieren, dass ihr mit einem Fall nicht weiterkommt und dann wäre es schlimm, trotz Unwissen weiter zu behandeln, anstatt einen Kollegen um Rat zu fragen.
Mein Tipp für die Prüfungsvorbereitung ist, dass ihr wirklich die Physiologie der Organe und die Pathophysiologie der Krankheiten versteht. Auswendig Aufgesagtes nützt in der Prüfung wenig (außer bei den Gesetzen). Falls ihr etwas nicht verstehen solltet, dann fragt im Forum, fragt Isolde und ihr Team, lest Bücher und besucht Lerngruppen und vor allen Dingen, formuliert schwierige Sachverhalte mit euren eigenen Worten neu. Denn nur eure eigenen Worte kommen euch in Stresssituationen einfach über die Lippen.
Hört auf euren Bauch, wenn es um das Lernen geht, wenn ihr z.B. die Lunge bis ins kleinste Detail lernen müsst um euch gut zu fühlen, dann macht dieses, auch wenn andere vielleicht besser mit dem Lernstoff klarkommen, wenn sie sich nicht in Details verlieren. Wer damals in meiner Lerngruppe war, weiß vielleicht noch, dass ich leicht „Physiologie-detailverliebt“ war. ;-)
Und, ganz wichtig: Legt euch ein Anamnese-Schema zurecht und lernt die einzelnen Schritte so gut, dass ihr im Halbschlaf eine Anamnese durchführen könntet.
So, viel Spaß mit dem Protokoll und in der Prüfung,
Sonja