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Hallo zusammen,
ich habe eine Verständnisfrage zu den Fragen, die immer am Ende eines Kapitels in Isoldes Buch gestellt werden.
In meiner Auflage (6. Auflage) befindet sich die Frage ganz unten auf Seite 620:
Jemand muss sich geschäftlich mit anderen Personen zu einem Essen treffen. Schon Tage vorher bekommt er Herzrasen und Übelkeit, wenn er nur daran denkt. Um welche Störung handelt es sich?
Meiner Meinung nach kommen sowohl die Agoraphobie in Frage (er hat Angst vor den unbekannten Personen, Räumlichkeiten und dem Verlust der Kontrolle) als auch die soziale Phobie, da die Personen, mit denen er sich trifft, ihm unbekannt sind.
Was ist denn nun richtig?
Danke fürs Lesen und Mitdenken!
Herzliche Grüße
Caia
Vos qui transitis...
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Hallo liebe Caia,
ganz wichtig bei der Beantwortung ist, dass man überlegt, was die größte Angst auslöst. Sind es auslösende Situationen oder Dinge, oder Angst vor anderen bestehen zu müssen, oder könnte da in einer unvertrauten Situation etwas plötzlich geschehen, was ich nicht kontrollieren kann. Ist es mehr, dass ich nicht fortlaufen kann oder mehr die Angst vor einer sozialen Konfrontation mit anderen.
Du hast jedenfalls recht, es ist nicht immer leicht genau die richtige Diagnose zu finden. Es gibt sicher auch Überlappungen.
Ich will mal die Lösung noch nicht sagen, weil ich hoffe, dass sich noch viele an dieser Frage "reiben".
LG
Geli
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Hallo Geli,
ich vermute auch schon, dass es eher eine soziale Phobie ist, aber ich finde diese Frage trotzdem ein wenig schwammig....
Herzliche Grüße
Caia
Vos qui transitis...
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Liebe Caia,
jetzt muss sich doch einmal die Erstellerin der schwammigen Frage zu Wort melden
Bei der Agoraphobie steht die Angst vor bestimmten Räumlichkeiten im Vordergrund.
Bei einer sozialen Phobie, die Angst vor sozialen Situationen.
In der Frage geht es darum, dass er sich mit bestimmten Personen zum Essen treffen muss - davor hat er Angst und nicht, dass er sie in einer bestimmten Räumlichkeit mit diesen Personen trifft.
Ich hoffe, ich konnte mich nun verständlicher ausdrücken. Man weiß ja: deutsche Sprache schwere Sprache.
GLG Isolde
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Hallo Isolde
mein Problem ist halt, daß ich aus der oben genannten Passage nicht eindeutig erkennen kann, daß der Mann Angst vor den Personen hat.
Es wird nur beschrieben, daß er schon Tage vorher Angst und Herzklopfen hat, darum wollte ich nochmal nachfragen.
(Und wie immer, wenn man mal über was genauer diskutiert hat, bleibt es einfach besser hängen!)
Herzliche Grüße
Caia
Vos qui transitis...
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....hallo Ihr lieben HPA's...
geb auch mal meinen Senf dazu:
Die Frage ist keinesfalls schwammig sondern total klar gestellt. Auch in der mündlichen Prüfung bekommt ihr meistens keinen einzigen Buchstaben mehr an Infos, eher noch viel weniger....
Ja, ich duck mich ja schon und geh wieder
LG
Monika
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Hallo,
ich bin zwar nicht Isolde, aber ich fasse diese beiden Störungen nochmal zusammen, damit (hoffentlich!!) keine Fragen bei Dir übrig bleiben:
Eine soziale Phobie liegt immer dann vor, wenn jemand starke Angstgefühle hat, wenn er sich einer sozialen Situation gegenüber sieht (also mit anderen Menschen). Angst vor dessen prüfenden Blick hat, Angst hat zu versagen. Die Symptome, die dabei auftreten sind Röte, Schweißausbruch, Herzrasen, Händezittern, Drang zum Wasserlassen etc. Also wichtig: andere Menschen sind dabei, und man muss alles richtig machen, so der Anspruch.
Bei einer Agoraphobie ist das i.d.R. nicht so. Meist ist es so, dass jemand in einem Geschäft, auf einem freien Platz, in einem Zug ... in einer unvertrauten (nicht zu Hause, in seiner vertrauten Umgebung) mal von einem Gefühl übermannt wurde, wie Schweißausbruch, Angst vor Ohnmacht, Schwindelanfall usw. Bei einer Agoraphobie entsteht dann oft die Angst in der gleichen Situation wieder diese Ängste zu erleben. Deswegen wird diese Situation dann oft vermieden, wenn es möglich ist.
Zu Agoraphobie gehört auch, dass sie sehr häufig gemeinsam mit einer Panikattacke auftritt. Panikattacken sind gekennzeichnet durch plötzliches Auftreten, die sehr schnell zu einem Höhepunkt kommen.
Das ist auch eine ganz entscheidende Abgrenzung zu einer sozialen Phobie. Und dass andere Menschen hierbei nur am Rande eine Rolle spielen. Zum Beispiel, dass man befürchtet, dass man ihm ansieht, dass es ihm nicht gut geht, es geht nicht um soziale Kontrolle.
Zu unserem Fall nochmal, nicht der Ort, wo das Essen stattfinden soll, ist wichtig, sondern die anderen Personen, die am Geschäftsessen teilnehmen.
Aber es können immer Fälle auftreten, wo eine exakte Trennung der Phobien nicht möglich ist. Aber für die Prüfung muss man sich darum keine Sorgen machen.
Es grüßt
Geli
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Hallo Monika,
Zitat:Die Frage ist keinesfalls schwammig sondern total klar gestellt. Auch in der mündlichen Prüfung bekommt ihr meistens keinen einzigen Buchstaben mehr an Infos, eher noch viel weniger....
Das macht mir eigentlich gar nichts, wenn ich über beides bescheid weiß und dem Prüfer dann erklären kann, warum ich es nicht komplett eindeutig zuordnen kann, wird der mir nicht den Kopf abreißen
Wenn man dann begründen kann, welches die wahrscheinlichere Lösung ist und sich mit beiden auskennt, wird es schon schiefgehen - und damit bin ich schon durch drei Staatsexamen gekommen, es soll also mal nicht am Amtsarzt scheitern
Hallo Geli,
danke, daß Du das für mich nochmal genau aufgedröselt hast, da bleiben jetzt wirklich keine Fragen mehr! [/i]
Herzliche Grüße
Caia
Vos qui transitis...
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Von mir auch vielen Dank für die Erklärung.
Mir war das auch nicht so klar, vielleicht gerade deshalb, weil ich öfter im wirklichen Leben damit zu tun habe.
Speziell bei dem Beispiel, dass ich vor Augen habe mit diagnostizierter sozialer Phobie, da kann ich nichts an der Anwesenheit von Menschen festmachen.
Gut zu wissen, dass man das in der Prüfung so leicht unterscheiden kann.
Jetzt weiß ich, soziale Phobie heißt in der Prüfung: irgendwo muss wenigestens ein Mensch dabei sein
LG
Antje
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Liebe Antje,
jetzt muss ich doch auch nochmal senfeln (also meinen Senf dazu geben), denn das interessiert mich gerade. Wie kann jemand eine soziale Phobie diagnostiziert bekommen, wenn er in sozialen Kontexten keine Probleme hat?
Die ICD10 ist da SEHR klar und SEHR eindeutig - und die Ärzte sollten eigentlich ihre Diagnosen nach der ICD10 stellen.
Als diagnostische Kriterien gibt die ICD10 vor:
A. entweder 1. oder 2.:
1. deutliche Furcht, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten
2. deutliche Vermeidung, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder von Situationen, in denen die Angst besteht, sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten
Diese Ängste treten in sozialen Situationen auf, wie Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit, Begegnung von Bekannten in der Öffentlichkeit sowie Hinzukommen oder Teilnahme an kleinen Gruppen, wie z.B. bei Partys, Konferenzen oder in Klassenräumen.
B. Mindestens zwei Angstsymptome in den gefürchteten Situationen mindestens einmal seit Auftreten der Störung aus folgender Liste:
... und dann folgt eine lange Liste von Angstsymptomen
und zusätzlich mindestens eines der Symptome aus dieser Liste:
- Erröten oder Zittern
- Angst zu erbrechen
- Miktions- oder Defäkationsdrang bzw. Angst davor
Und dann gehts noch weiter....
Aber ich finde, bis hierhin ist es schon so klar und eindeutig, dass eigentlich ein Mensch, bei dem sich die Ängste nicht auf soziale Situationen beziehen, nicht die Diagnose einer sozialen Phobie erhalten kann, wenn sauber diagnostiziert wird.
Also eigentlich nicht nur in der Prüfung, sondern auch im Leben und in der ICD-10 leicht zu unterscheiden
Beste Grüße,
Savina
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Hallo Savina,
da hab ich mich missverständlich ausgedrückt.
Klar hat derjenige auch Probleme mit sozialen Kontakten.
Die Phobie lässt sich aber nicht an der Anwesenheit von Menschen festmachen sondern es ist halt keine exakte Trennung möglich.
Jedenfalls für mich nicht weil ich bin kein Psychologe.
Das ist jemand, der z.B. zu Hause auch Angst hat, den Wasserhahn aufzudrehen, also kommen da wahrscheinlich mehrere Sachen zusammen, die ich nicht so klar voneinander trennen kann.
Und ich wusste auch nicht, dass das in der Prüfung so klar getrennt wird.
Umso mehr freue ich mich, dass es so ist.
Wenn man die Angewohnheit hat, eher komplizierter zu denken, ist das manchmal nicht so einfach, die Dinge klar zu sehen.
LG
Antje
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Liebe Antje,
weißt Du vielleicht noch Näheres zu dem Fall "mit dem Wasserhahn". Dann könnten wir doch gemeinsam überlegen, was hier die Diagnose wäre. Klingt auch nach einem interessanten Fall.
Es grüßt
Geli
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Liebe Geli,
ja ich weiß näheres zum "Fall Wasserhahn".
Ich möchte das aber im Internet nicht näher beleuchten.
Für mich ist immer gut, wenn ich diese psychischen Erkrankungen an irgendeinem lebenden Beispiel festmachen kann.
Ich hab jetzt schon ein anderes für die soziale Phobie, was viel besser passt und wo es auch klar ist, dass die Ängste nur mit Menschen verbunden sind.
Vielen Dank für deine Mühe.
LG
Antje
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Ja,
liebe Antje, verstehe ich.
Geli
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