Irgendwie weiß man doch schon vorher im tiefsten Unterbewusstsein, welches Wetter es gerade draußen hat. Schon morgens beim Aufwachen, meine ich. Wenn die Sonne scheint, springe ich mit Energie aus der Falle und habe schon im Bad gute Laune. Jedenfalls bis ich mein Gesicht im Spiegel ansehen muss. Was ich zu vermeiden versuche, soweit es geht
Wenn es regnet, ist es irgendwie viel kuscheliger im Bett, man mag gar nicht raus aus dem Nest, das Aufmachen der Fensterläden bringt keine freudigen Gefühle und der Anblick des eigenen zerknitterten Antlitzes gibt nur die letzte Bestätigung für miese Laune.
Eine Wetteränderung spüre ich schon mindestens einen Tag vorher in Knochen und Gelenken. Früher habe ich meiner Oma nicht geglaubt deswegen. Na ja, sie hat recht gehabt. Wie in allem anderen auch....was das Leben so im allgemeinen angeht
Warum ich das gerade heute schreibe? Hier regnet es seit Wochen, jeden Tag. Zwischendurch kommt mal die Sonne raus mit dem Erfolg, dass die verdunstende Luftfeuchtigkeit einem das Gefühl eines türkischen Hammans beschert. Meine Laune ist also auf dem absoluten Tiefpunkt. Was macht man nur, wenn es regnet? Da mich die schon seit längerem nötige Hausarbeit in Form von Dingen, die immer wieder aufgeschoben werden (wie das Aufräumen des Kellers, das Abstauben jahrzehntealter Marmeladengläser oder das Saubermachen des Heizungskellers) nicht nur mit grösster Begeisterung und Befriedigung erfüllt, sondern sowohl den Fingernägeln als auch meiner Laune sehr gut tun, habe ich mich todesmutig drauf gestürzt. Mein Mann ist ins Labor geflüchtet. Er kennt die Folgen solch wundervollen Aufgaben auf meine psychische Verfassung
Nebenbei habe ich noch die Dachvorsprünge von Spinnweben und den Vorratskammern ihrer Bewohner befreit. Auch nett, wenn einem nicht nur die ( zu Recht empörten) Krabbeltiere selbst, sondern auch die Mumienpakete der erlegten und eingelagerten Jagdbeute aus Meterhöhe ins Gesicht und in die Haare fallen. Im Grunde habe ich nichts gegen die Tierchen, sie sollen leben. Aber bitte nicht im und am Haus. Und alles mit mehr als vier Beinen, womöglich mit erkennbaren Haaren dran erfüllt mein Herz mit Grausen....Wenn so was dann auf der Kopfhaut rumkrabbelt, krabbele ich auch, ganz schnell!
Richtig, ich hätte mir ein Tuch um den Kopf knoten können. Soll ja jetzt die neueste Mode sein. Der Aufwand war mir zu hoch. Nach getaner Arbeit regnete es immer noch. Also habe ich einen anderen Rat meiner Oma befolgt und meine ( ruinierten) Hände beschäftigt. Bevor der Geist mir weiterhin einreden konnte, wie ungerecht, bescheuert und völlig daneben doch das Frauenleben bei schlechtem Wetter sein kann....Es ist schon eine lange Zeit her, dass ich Muße und Ruhe hatte, eine Handarbeit anzufangen. Ich habe also Stricknadeln und eine wunderschöne Wolle hervorgeholt, ein Probeläppchen angefertigt und bin gleich voll in der Arbeit aufgegangen. Ich habe sogar überlegt, den Kamin anzuwerfen. Das erschien mir allerdings doch zu gewagt.
Das halbe Rückenteil eines hoffentlich schönen Pullis ist schon fertig. Das ich so was mal im August machen sollte, hätte ich mir nie vorstellen können. Egal, vielleicht scheint die Sonne ja im November? Jetzt regnet es mal gerade nicht, aber der Himmel ist November-Grau. Italien ist auch nicht mehr, was es mal war. So sieht es jedenfalls aus. ( Ich frage mich , wofür ich den Haufen Steuern zahle hier. Ich dachte, für die Sonne???)
Während jetzt mein Brot im Backofen aufgeht, wie es sich gehört, arbeite ich weiter an meinem Werk.. Selbstverständlich habe ich schon genaue Vorstellungen, zu was genau ich das fertige Werk anziehen werde. Wenn es so wird, wie ich mir das vorstelle. Das ist jetzt mal abzuwarten. Bei genauerem Überlegen wird mir auch angst und bange. Den Pulli werde ich wohl nur zu arktischen Temperaturen anziehen können. Hier?? Egal.....
Wie es sich gehört, scheint die liebe Sonne sicher morgen früh, pünktlich am Montag morgen. Dann gehe ich wenigstens gut gelaunt zur Arbeit.
Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Sonntag. Macht das beste draus, egal wie das Wetter ist. Man kann ja doch nichts dran ändern!
Glückliche Patentante von nadinebe