(31.10.2014, 09:46)Kerstin schrieb: Danke, Corinna, für die Antwort, die mich jetzt sehr nachdenklich macht. Du schreibst, dass „Schnellschuss-Homöopathie“ schnell nach hinten losgehen kann, was mir auch sehr logisch erscheint.
Ich habe nicht so viel Erfahrung mit homöopathischen Mitteln, weil ich bei Erkrankungen/Schmerzen doch eher zur „normalen“ Tablette greife. Dennoch hab ich und auch meine Kinder im Lauf der Jahre schon oft was homöopathisches vom Arzt/Apotheke empfohlen bekommen (und auch eingenommen).
Nie war da die Rede von „Findung meines Mittels“. Das lief immer so ab:
„Wiederkehrende Erkältungen - da holen Sie sich mal XY in der Apotheke“, „Magenprobleme - da gibt auch was Pflanzliches, holen Sie sich XY“ … ich könnte die Liste endlos fortsetzen. Im Bekanntenkreis ist es ähnlich. „Ich geb meinen Kindern immer XY, wenn Sie dies oder jenes haben“.
Ich kenne keinen, bei dem eine Anamnese zur Findung des eigenen Mittels gemacht wurde (und dazu zählt ja kaum die Aufzeichnung in der normalen Krankenakte des Hausarztes?). Eigentlich ein Witz, oder?
Ach, auf meine Frage bzgl. Nebenwirkungen (bei Silicea), sagte die Dame in der Apotheke lediglich: „Ach, Nebenwirkungen gibt’s keine, im schlimmsten Fall wirken die Globuli einfach nicht“ …
Da müssen sich doch bei denjenigen, die eine langjährige Homöopathie-Ausbildung haben und damit arbeiten, die Nackenhaare hochstellen, oder?
Würde gerne Eure Meinungen dazu hören.
Liebe Grüße - Kerstin
DAS ist das Schlimme, das man immer zu hören bekommt (wer sowas sagt, kennt sich mit Homöopathie nicht wirklich aus). Dachte ich früher auch immer. Stimmt einfach nicht.
Es ist schon richtig: EINE (oder auch mal 2) Gabe/n eines "falschen" Mittels macht meist nichts (aber auch hier gibt es individuelle Ausnahmen). Die fortgesetzte Gabe über z.B. 2 Wochen oder mehr kann aber schon "nach hinten losgehen", und da ist m.E. egal, ob es sich um niedrige oder höhere Potenzen handelt. Auch mit der fortgesetzten, aber nicht angezeigten Gabe einer D12 (z.B.) kann man sehr wohl Symptome auslösen, die nicht gewünscht sind (sogenannte Prüfungssymptome).
Und manchmal kann es auch passieren, dass der Heilungsverlauf dadurch total verschleiert wird, oder sich etwas festsetzt, das zu lösen nicht oder schwer gelingt.
Ein richtig gewähltes Mittel sollte -egal in welcher Potenz- sofort eine Wirkung zeigen. Zeigt es keine, muss man neu suchen.
Arnica ist vermutlich das bekannteste Mittel und es gibt viele Menschen, die Arnica wie Drops lutschen. Klar, es ist ein wichtiges Verleztungsmittel, aber es gibt a) viel mehr als nur Arnica, die bei Verletzungen angezeigt sind, und b) kann Arnica noch um ein vielfaches mehr und ist auch ein tolles Konstitutionsmittel.
Ich habe z.B. mal erlebt, dass jemand anlässlich eines Zahnarzttermines von einer Bekannten, die sich mit Hom beschäftigte (im Rahmen der "Schnellschusshomöopathie", wie du das oben auch beschrieben hast), Arnica in C30 empfohlen bekam, und zwar ab ZA-Behandlung für eine Woche, täglich. Diese Dame bekam schon nach 3 Tagen die typischen Arnicasymptome vom Feinsten, und die sind alles andere als lustig. Starke Kopfschmerzen ohne Ende, Schmerzen im Kiefer, etc. Nach Absetzen von Arnica verschwanden die Symptome binnen 24 Stunden.
Wenn man jetzt nicht weiß, dass das von Arnica kommt (zu viel? zu lang? falsch gewählt?), behandelt man diese Symptome getrennt vom Gesamtbild.
Weißt du, natürlich gibt es Mittel, die sich bei bestimmten Symptomen bewährt haben, aber es gibt nie nur ein Mittel, das infrage kommt.
Klar, wenn ich weiß, dass mir Nux vomica hilft, wenn ich mich überfressen hab, nehm ich das beim nächsten Mal wieder. Wenn es schnell hilft, ist das okay. Aber es muss bei der ersten Gabe sofort helfen, sonst ist es nicht das Richtige.
Aber wenn ich immer wieder mit dem Magen zu tun habe (chronisch), kann ich nicht jemandem automatisch z.B. Nux geben, das kann fatal sein. Gerade bei chronischen Sachen (und da gehört auch die Infektanfälligkeit und auch Zysten dazu) MUSS das Gesamtbild des Menschen erhoben werden. Alles andere heißt, das Symptom getrennt vom Menschen zu betrachten und zu behandeln.
Wenn du dir das Arzneimittelbild von Silicea mal durchliest, weißt du, was für "Nebenwirkungen" sich ergeben können, wenn es falsch gewählt über längere Zeit genommen wird. Wenn es nicht DAS Mittel ist, produziert es die Symptome, die es eigentlich heilen soll.