(etwas verspätete Antwort und Lösung, da ich verreist war.)
Klaustrophie ist richtig, wenn man seine Angst vor engen Räumen betrachtet. Diese Störung hat er auf jeden Fall schon länger.
Er hatte trotz dieses Problems aus Eile den Aufzug genommen und dann passierte ihm das Unheil, dass ausgerechnet er im Aufzug steckenbleibt und zwar für mehrere Stunden. Er hatte furchtbare Angst und Panik durchstehen müssen bis er endlich befreit wurde. Verständlich, denn das ist für jeden eine schlimme Situation, besonders wenn man Kaustrophobie hat.
Aber unser Patient hat dadurch eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTB) erlitten.
Nach dem ICD-10 gehört diese Diagnose zu den Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen, und in die Untergruppe "Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen". Das DSM-IV führt sie unter den Angststörungen. Genaueres dazu kommt im Lehrheft "Psyche".
Unser Patient konnte dieses Erlebnis nicht richtig verarbeiten, vielleicht hat er zu stark versucht es zu verdrängen. Genau weiß man nicht, warum es bei manchen Menschen zu PTBs kommt und bei anderen, die das gleiche schreckliche Erlebnis hatten, nicht. Es hat aber nachweislich nichts damit zu tun, ob der eine Mensch eine gefestigte Persönlichkeit hat und der andere nicht.
Eine PTB entsteht immer verzögert, aber generell innerhalb von 6 Monaten nach dem traumatisierenden Erlebnis. Typische Symptome sind sog. Nachhallerinnerungen oder flashbacks, das sind unerwünschte Erinnerungen, Wiedererleben des Ereignisses, entweder tagsüber oder in Albträumen. Oder der Betroffene versucht sehr stark Dinge zu vermeiden, die ihn an das Ereignis erinnern könnten. Es findet sehr oft ein sozialer Rückzug statt. Verständlich, denn der Betroffene fühlt sich schlecht, deprimiert, weiß oft gar nicht genau, was mit ihm los ist, fühlt sich dann mit seinen Freunden nicht mehr wohl, kann deren und seine früheren Interessen nicht mehr teilen. Auch Selbstmordgedanken sind nicht selten. Begleitet wird die PTB mit erhöhter Erregung, wie Schreckhaftigkeit, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüchen, Konzentrationstörungen u.a.
Sehr häufig treten PTBs in Kriegszeiten auf, und wie man jetzt auch immer wieder in der Zeitung lesen kann, erleiden deutsche Soldaten in Afghanistan diese Störung.
Es muss schon immer ein sehr schlimmes Ereignis oder eine Bedrohung außergewöhnlicher Stärke sein, damit sich eine PTB entwickelt.
Eine PTB ist gut behandelbar. Es gibt spezielle Traumatherapien, Verhaltenstherapien haben sich bewährt, auch medikamentöse Behandlung (oder kombiniert medikamentös und Therapie).
Damit ist das Rätsel gelöst und ich danke allen herzlich fürs Mitmachen. Ihr werdet alle noch zu Experten!
Geli