Das Wesen erscheint in der Tür. Es ist etwas kleiner als der Junge und sieht einem Strichmännchen ähnlich. Seine Gesichtszüge sind starr, wie bei einer Puppe. Die Nase ist sehr spitz, ebenso das Kinn. Der Körper ist sehr mager und drahtig. Die Arme nur so dick wie eine Stricknadel, ebenso die Beine. Das Wesen scheint eine Konstruktion aus Draht und Tonerde zu sein.
Das Wesen greift nach der Türklinke und zieht die Tür von der Wand weg. Der Junge schreit entsetzt auf. Ich falle in eine Art Schockstarre und kann nur zuschauen, was da geschieht. Das Wesen platziert sich vor den mit dem Rücken zur Wand stehenden Jungen. Die Beine und der Unterkörper des Wesens formen sich zu einem Becken. Das Wesen schwebt dabei an Ort in der Luft. Das Wesen malt mit schwarzer Farbe geschwungene Linien auf das Ton-Becken. Der Körper des Jungen beginnt sich immer mehr in dieses Becken zu integrieren.
Ich löse mich aus meiner Starre und bemerke, dass noch mehr Personen im Raum anwesend sind und dem schauderlichen Treiben des Wesens gebannt zusehen. Ich gehe entschlossen auf das Wesen zu. Ich nehme all meinen Mut zusammen und frage: "Was machst du da?" "Ich mache ein Bett für ihn", antwortet das Wesen mit erstaunlich tiefer und sanfter Stimme. Ich habe eine hohe, krächzende Stimme erwartet. Durch diese sanfte Stimme ermutigt, stelle ich weitere Fragen. "Warum tust du das?", frage ich. "Es ist an der Zeit, dass er zur Ruhe kommt", antwortet das Wesen. "Wieso zur Ruhe kommen?", frage ich weiter. Mein Ziel ist es, das Wesen vom Jungen abzulenken, damit ich ihn retten kann. "Weil er dringend Ruhe braucht?", antwortet das Wesen gelassen und integriert den Körper des Jungen weiter in sein Bett. "Du bringst ihn damit um", sage ich energisch. "Umbringen?" antwortet das Wesen und beginnt schallend zu lachen. "Was ist daran so Lustig?" frage ich erregt und trete einen Schritt auf das Wesen zu. "Alles", antwortet das Wesen lachend und schiebt mich sachte aber bestimmt an meinen Platz zurück. Mir wird sofort klar, dass dieses Wesen für mich allein eine Nummer zu gross ist. Die anderen Personen stehen immer noch starr da. "Was hat er die getan?" frage ich weiter. Das Wesen schaut mich nur amüsiert an, ohne mir zu antworten. "Antworte mir! Was hat er dir getan?" rufe ich verzweifelt, denn vom Jungen ist jetzt nur noch der Kopf übrig. Danach bin ich aufgewacht.
Ein paar Gedanken zum Traum
Wie deute ich einen solchen Traum?
Ich fühle mich für den Jungen verantwortlich, obwohl ich ihn weder kenne, noch weiss, worum es zwischen ihm und dem Wesen überhaupt geht.
Ich fühle mich ohnmächtig, da ich erkenne, dass ich es alleine niemals gegen dieses Wesen aufnehmen kann. Ich fühle mich jedoch von diesem Wesen weder bedroht, noch fürchte ich mich vor ihm, nachdem ich seine sanfte Stimme gehört habe. Wie gefährlich ist dieses Wesen wirklich? Verfährt es mit allen Leuten so, wie mit dem Jungen?
Liebe Grüsse
Pia