heute stelle ich mal wieder ein neues DD - Rätsel ein.
Diesmal steht nicht unbedingt die Diagnose im Vordergrund. Ich möchte euch etwas anderes zeigen. Aber dazu später mehr.
Also:
Ein Mann ruft euch zu sich. Seiner Frau (72) ging es heute morgen nicht gut. Sie litt unter Kreislaufstörungen. Sie hat sich nun hingelegt.
Wir starten wie immer:
Anamnese:
- Frau , 72
- verheiratet
- 2 Töchter
Fragen:
- Wie äußern sich die Kreislaufbeschwerden? - es war ihr nicht gut. Es passierte im Bad. Sie musste sich am Waschbecken festhalten
- Seit wann bestehen die Beschwerden? - heute morgen das erste Mal
- Liegen chron. bekannte Krankheiten vor? - Hyperlipidämie, vor 2 Jahren ein epileptische Anfall, TIA vor 2 JAhren
- Liegen akute Krankheiten vor (z.B. ein grippaler Infekt)? - nein
- Nimmt sie regelmäßig Medikamente? - Lipidsenker, Mittel gegen epileptische Anfälle, Ass 100
- Hat sie Schmerzen? - nein
- Wie äußern sich die Kreislaufbeschwerden (Schwindel, Übelkeit, etc.)? - ja irgendwie war ihr einfach nicht gut.
Ist die Pat. zeitzich und örtlich orientiert? - ja
Hat die Pat. ihre Medikation vorschriftsmäßig eingenommen? - immer sehr regelmäßig
Wie lange nimmt sie diese Medikamente schon? - seit 2 JAhren
Gab es etwas ungewöhnliches am Tag zuvor oder in der Nacht? - nein, alles wie immer
Wieviel trinkt die Pat normalerweise? - 2 Liter
Hat die Pat. irgend welche Neurologischen Ausfalle? (Lähmungen, Sprachstörungen, Gangstörungen, Gleichgewicht) - nein, nicht offensichtlich
Wie beschreibt die Patientin selbst ihre Beschwerden?
Gab es irgendwelche Differenzen zwischen ihr und ihrem Mann (bitte vorsichtig diplomatisch fragen)
Ich würde ihren Mann fragen ob er irgendetwas auffälliges an seiner Frau beobachtet hat, vielleicht in der Gestik, Mimik und Motorik. --> nein, der Mann hat nicht ausergewöhnliches beobachtet. Er hat nur gesehen, wie seine Frau sich am Waschbecken abgestützt hat. Auf Anfrage sagte sie nur, dass es ihr nicht so gut geht.
Und wie Berti schon schrieb, die Patientin fragen wie sie selbst den Schwächeanfall erlebt hat. - es ging ihr nicht so gut. Sie kann gar nicht richtig sagen wie es war.
Ansprechpartner sind natürlich beide, die Patientin als Betroffene und ihr Mann als "Beobachter".
Verdachtsdiagnosen:
- TIA
- Prind
- Trop Attack
- falsche Medikamentengabe
Untersuchungen / Tests:
- Blutdruck 120 / 80
- Puls 70
- Temperatur normal
- Mundbewegungen imitieren - o.B.
- Riechtest - o.B.
Herzgeräusche - Befund normal, keine Herzgeräusche
Lungengeräusche - o.B.
Oedeme - abends Knöchelödeme
Pupillenreaktion - normal
Kann sie die Zunge gerade herausstrecken? - ja
--> Überweisung ins KH --> CT
Also es war so, dass der Mann etwas anderes wahrgenommen hat. Er hat seine Frau im Bad gesehen, wie sie sich auf dem Waschbecken abgestützt hat. Dann hat er gefragt was mit ihr los sei! Sie hat geantwortet, dass es ihr nicht so gut gehe. Daraufhin hat sie sich hingelegt. Der MAnn ist davon ausgegangen, dass die Frau Kreislaufstörungen hat.
Die Frau hatte in dem Moment aber extreme Wortfindungsstörungen. Sie hat dies aber nicht gesagt, da sie dachte, dass es gleich weg sei und sie sich nur nicht genug konzentriere. Auf spätere Anfrage sagte sie, dass sie in dem Moment kein Wort, oder Satz raus bekommen hätte.
Michel hat natürlich Recht. Die Patientin gehört sofort ins Krankenhaus.
Im Krankenhaus wurden folgende Untersuchungen gemacht:
- Ultraschall der Gefäße
- Ultraschall Herz
- Langzeit EKG
- Langzeit Blutdruck
- CT
- neurologische Untersuchung
- EEG
Die Diagnose war, dass es wahrscheinlich eine TIA war.
Was ich euch damit zeigen wollte ist, dass es sehr wichtig ist gezielte Fragen zu stellen. Anfangs sagte die Patientin immer nur, dass es ihr nicht so gut gewesen sei. Das ist aber sehr allgemein. Auf gezielte NAchfrage ob sie Wortfindungsstörungen hatte, hat die Patientin dies bestätigt. Sie hat dies nicht so ernst genommen, da sie nur kurz andauerten. Damit liegt ein Notfall vor und die Patientin gehört sofort ins Krankenhaus.
Also immer gezielte Fragen stellen und ggf. gezielt nachfragen.
GLG Andrea