Unser kleiner Erwin sitzt in der Schule und wartet SEHNSÜCHTIG auf die Vesperpause. Heute hat nämlich seine liebe Mutter, Erwins Lieblingssandwich eingepackt, belegt mit Butter, Gurke, Ei, Ketchup, Lyoner und Mayonnaise.
Schon bei dem Gedanken läuft ihm (dank dem Parasympatikus) das „Wasser“ (Speichel) im Mund zusammen.
Endlich 9.15 Uhr. Erwin packt sein Vesper aus.
Angeregt durch den Anblick und den Geruch, produzieren die paarig angelegten Speicheldrüsen (Glandulae salivalis; Glandula submandibularis = Unterkieferspeicheldrüse, G.sublingualis = Unterzungenspeicheldrüse, G.parotis = Ohrspeicheldrüse) serösen und mukösen Speichel.
Erwin beiss ab und schon n dem Moment wo der erste Bissen im Mund ist beginnt die Verdauung.
Beim reinbeißen ins Sandwich flutscht die Gurke zwischen der Majo und dem Ketchup heraus und landet auf dem Tisch. Erwin zögerte nicht lange, schnappt sich die saftige Gurke und schiebt sie sich genüsslich in den Mund. Was nicht weiter schlimm ist, denn der Speichel wirkt auch antibakteriell.
Als er nun abgebissen hat beginnt bereits die Vorverdauung der Kohlehydrate mit Hilfe von Ptyalin. Tja nachdem es sein Lieblingssandwich ist kaut Erwin es sehr sehr lange bis die Kohlenhydrate so richtig süß werden.
Die köstlichen Geschmacksstoffe lösen sich.
Während des Kauvorganges durchmischt die Zunge den Speisebrei, dieser wird anschließend von ihr gegen den Gaumen gepresst und der Schluckreflex wird ausgelöst.
der Bissen wird auch Bolus genannt.
Nach der Vorverdauung der Kohlenhydrate (meist zu Maltose) im Mund kommt es zum Schluckakt. Dabei handelt es sich um einen unwillkürlichen Reflex, der nicht mehr Rückgängig gemacht werden kann.
Der Bolus gleitet über den weichen Gaumen mit dem Zäpfchen. Dieser schließt den Mundrachenraum gegenüber dem Nasenrachenraum ab.
Der Kehldeckel verschließt den Kehlkopf damit keine Speise in die Luftröhre gerät.
Der Speisbrei wird nun durch peristaltische Bewegungen der ca. 25 cm langen Speiseröhre ( Ösophagus) in den Magen über den Mageneingang (Cardia) befördert.
Im jungen Alter von Erwin gibts normalerweise keine Ösophagusdivertikel oder eine Achalasie, so dass der Bolus ungehindert Richtung Magen durch die Cardia (Mageneingang) gleiten kann.
Im Magen wird die Mahlzeit gespeichert und nur in kleinen Portionen an den Dünndarm weitergegeben, wie dieser sie verabeiten kann.
Im Magen werden außerdem die meisten Bakterien durch die Salzsäure des Magensaftes abgetötet.
Jetzt gehts außerdem den Eiweißen an den Kragen, das heißt, das Verdauungsenzym Pepsin leitet die Eiweißverdauung ein (um die Magenwand vor Selbstandauung zu schützen bilden die Drüsenzellen zunächst eine inaktive Vorstufe des Pepsins - Pepsinogen. Die Salzsäure hat dann die Aufgabe Pepsinogen zu Pepsin zu aktivieren, was auch durch Autokatalyse erfolgen kann). Eiweiß findet sich in unserem Beispiel in der Butter, dem Ei, dem Lyoner und der Mayonaise.
Dann gibts im Magen das Enzym Intrinsic Faktor, dieses nimmt das Vitamin B12 mit bis in den letzten Teil des Dünndarms.
So, der Magen bewegt sich natürlich auch, er mischt die Nahrung (ich stell mir dabei immer eine Waschmachine vor) und zerkleinert sie dabei, das sind die segmentalen Bewegungen. Der Weitertransport in Portionen wird peristaltische Bewegung genannt.
Aus dem Bolus ist übrigens inzwischen das Chymus (der Speisebrei) geworden.
Die Kohlenhydrate (hier das Bröttchen) bleiben weitestgehend unberührt im Magen, da die Kohlenhydratverdauung im Mund und Dünndarm stattfindet.
Je nach Zusammensetzung der Nahrung, verweilt dies unterschiedlich lange im Magen und wird dann über den Pylorus (Magenausgang), schubweise in den Dünndarm abgegeben. Die Entleerung des Magens wird durch das Doppelspiel von Nerven und Hormonen kontrolliert. Der Magenpförtner (Pylorus) erschlafft von Zeit zu Zeit und lässt dabei kleinere Chymusportionen in den Angrenzenden, etwa 25cm langen (ca. 12 Fingerbreiten) Zwölffingerdarm (Duodenum) weiterleiten. Durch die Dehnung der Anfangsportion wird ein Reflex ausgelöst der über den Vagus und den Solarplexus die Magenbewegungen und Magensaftproduktion dämpft. Gleichzeitig wird die Gallenblase und Bauchspeicheldrüse anregt, sich für die weiteren Verdauung vorzubereiten.
Weiter gehts durch den Antrum, Phylorus (Magenausgang) Richtung Dünndarm im rechten Oberbauch.
Der Dünndarm setzt sich aus drei Abschnitten zusammen, dem Zwölffingerdarm, dem Jejunum und dem Illeum.
Im Zwölffingerdarm kommen über die Papille vateri verschiedene Enzyme des exokrinen Pankreas.
Die Eiweiße, die zuvor denaturiert wurden im Magen, werden nun durch Trypsin, welches Chymotrypsinogen in Chymotrypsin umwandelt, in Aminosäuren zerlegt. Nur in dieser Form können die Nährstoffe von den Zellen der Dünndarmschleimhaut aufgenommen und an die Blutkapillaren weitergereicht werden um den Körper zu versorgen damit die Körperfunktionen aufrecht erhalten werden können.
Da die Säfte der Bauchspeicheldrüse sehr alkalisch reagieren, wird die Magensäure im Chymus neutralisiert. Das darin enthaltende Enzym Lipase hat kein leichtes Spiel die Fette aufzuspalten. Fette sind nicht wasserlöslich und bilden im Darm kleine Kügelchen, in die, die Lipase nur sehr schwer eindringen kann. Die Tröpfchen müssen erst in feinste Tröpfchen gespalten, sprich emulgiert werden. Dabei hilft vor allem die Galle, die aus der Gallenblase (Vesica fellea) über den Gallengang (Ductus choledochus) in das Duodenum geleitet wird.
Ebenso werden die Kohlenhydrate mittels Alphaamylase und Disacharidase in Glukose aufgespalten.
Die nicht verdauliche Nahrung gelangt dann in den Dickdarm. Die Dickdarmwand absorbiert Wasser und Salz. Die Reste werden zusammen mit Abfallpigmenten, toten Zellen und Bakterien in Stuhlform gepresst und gespeichert, um sie dann durch den Enddarm und After auszuscheiden.
Und zu guter letzt was Erwins Oma schon zu sagen pflegte:
„mach’s Fenster auf, lass Luft herein
- der Nächste wird dir dankbar sein“
Haben wir wirklich alles erwähnt? Lest Euch unsere Reise noch mal durch - fehlt noch etwas oder ist die Reise fertig?
Eure Steffi