Ich habe mich heute geärgert - Thread

[ruthsch]

[quote='Monika K.' pid='119415' dateline='1359275013']
Liebe Martina,

zuerst einmal: Ich kenne das. In meinen nunmehr 58 Lebensjahren konnte ich mich nie dazu entscheiden, Hausarbeit GERNE zu tun, frei nach dem Motto "etwas gerne tun macht jede Last leichter"...klappte bei mir überhaupt nicht

Ich habe aber dazu gelernt

Keiner - wirklich niemand - weder Frau noch Mann ist zur Hausarbeit verdammt.
Und es gibt sie wirklich: Die supertollen, freundlichen Menschen, die GERNE Hausarbeit machen. Und ich habe mich dann entschieden, einer solchen Perle einen Auftrag zu geben....ich verzichte mal auf einen Friseurbesuch/Fußpflegetermin/neuen Pullover/etc. und sie bekommt dafür das entsprechende Entgelt.

.....ärgere Dich nicht weiter, liebe Martina....menno das gibt doch nur unnötig Falten.....

LG

Monika


Hallo, Monika! Klar, du hast recht. Natuerlich habe auch ich eine Reinemachefrau, anders waere es gar nicht moeglich, in meinem Beruf auch noch selbststaendig zu sein. Nur gerne tut die das auch nicht, glaube ich. Sonst waeren meine Moebel nicht alle angeschlagen... Was mich so aergert, ist die Selbstverstaendlichkeit, mit der von Frauen erwartet wird, sich um diese Dinge zu kuemmern. Es sind auch immer Frauen, die diese Arbeit tun, die noch dazu schlecht bezahlt wird. Wie erklaerst du dir sonst, dass meine Reinemacherfrau wesentlich weniger die Stunde bekommt, als ihr Mann, der die Gaerten anderer Leute pflegt? Meinen Garten mache ich allein, die Arbeit faellt mir wesentlich leichter und angenehmer als Fensterputzen!Der Witz ist,auch wenn mein Mann( Italiener DOC, haette ich mal vorher Reisaus nehmen muessen) und ich den ganzen Tag nebeneinander im Labor arbeiten, sind die Rollen sofort klassisch aufgeteilt, sobald wir zu Hause sind. Er duscht, ruht sich aus und wartet aufs Abendessen. Ich schaffe es gerade mal, die Schuhe auszuziehen und stelle mich an den Herd. Dann essen wir, ich dusche danach und etwa fruehestens gegen 9.30 Abends bin ich fertig und kann dann mal etwas lernen.Wenn nicht noch Waesche zusammengelegt werden muss oder andere absolut nervige Kleinigkeiten auf MICH warten. Ich weiss, andere Mitschuelerinnen haben auch noch Kinder.....wie machen die das???? Glaube mir, ich bin sehr organisiert, aber manchmal geht mir der Hut hoch, wenn wieder mal die Muelltonne nicht gelehrt wurde weil ich den Tag vergessen habe. Und sonst denkt keiner dran!

So, habe meinen Frust mal so richtig abdampfen lassen. Will naemlich keine neuen Falten! Tschuess, viele liebe Gruesse aus dem sonnigen Italien. Wenigstens etwas! Martina

Liebe Martina,

vor ein paar Jahren hatte ich auch noch so geddacht. Dann war ich 6 Monate wegen burnout arbeitsunfähig. Ich hatte damals ambulante Psychotherapie in Anspruch genommen. Im Anfang hatte ich das Gefühl nur weil ich zu Hause war und der Rest der Familie arbeiten oder zur Schule, müsse ich in der Zeit den Haushalt wenigstens top haben. Nur langsam lernte ich, dass ich fragen muss, was will ich!
Auch auf die Gefahr hin, dass mein Mann mich verläßt. Ich fing an, am Tag lange Spaziergänge zu machen. Auf zum Strand, ohne einen Grund, nur so, weil es mir gut tat. Dann wurde halt nicht die Wäsche gewaschen. Nachdem meine Tochter das erst mal fragte, wann ich ihr Lieblingsshirt endlich wasche, habe ich ihr die Bedienungsanleitung von der WaMa gegeben. Und so ging es Stück für Stück weiter.
Auch im Dienst fiel es schwer, das erste "Nein". Die Welt blieb nicht stehen. Und ich werde auch bis heute immer um Rat oder Hilfe gefragt. Nur wenn ich jetzt helfe, dann weil ich es will, nicht weil es von mir erwartet wird.
Mittlerweile hat alles seinen Gang genommen, mein Mann ist trotz anfänglicher Drohungen bei mir geblieben und hilft genauso mit. Mehr noch, als ich vor drei Jahren sagte, ich möchte Heilpraktikerin werden, hat er mich von vornherein unterstützt. Die Kinder sind nun erwachsen und sie dürfen hier gegen Hausarbeit wohnen.
Anfang des Jahres gab es bei mir im Dienst eine Arbeitszeitänderung, teilweise muss ich nun bis 17:00 Uhr im Büro bleiben. An den Tagen hat die Familie dafür zu sorgen, dass ich, wenn ich nach Hause komme, etwas ordentliches zu Essen habe, notfalls TK-Pizza.

Für mich hat sich alles geändert, weil ich meine Einstellung geändert habe. Und es lebt sich für mich jetzt gut so. Ich habe Spaß daran, für die Familie zu backen. Ich koche wieder gerne, meistens dann schon für ein paar Tage im voraus, und ich erwarte nicht mehr so viel von mir.
Mein Fazit ist, die Umgebung erwarte von Dir nur so viel, wie Du von Dir selbst erwartest.