Überprüfung zum Heilpraktiker (Psychotherapie) im Gesundheitsamt Köln, 15.05.2013,
angesetzt 15:45
Eine dreiviertel Stunde zu früh trudelte ich im Gesundheitsamt ein (hätte ja was passieren können unterwegs… ). Obwohl ich im Büro extra noch einmal gewisse Räumlichkeiten aufgesucht hatte, stürmte ich direkt die Information, um nach den „Waschräumen“ zu fragen . Die Dame hinter Glas verwies auf das große handgemalte Schild „wegen Bauarbeiten gibt es derzeit leider keine Besuchertoiletten“ .. ich sah sie verzweifelt komisch an und sagte, ich bin Prüfling und muss sowieso noch 45 Minuten warten… SOFORT erhob sie sich, schloss den Glaskasten ab und marschierte mit mir durch endlose Gänge bis zu den Personaltoiletten. Sie meinte unterwegs, na, wenn wir Mädchen untereinander nicht Verständnis füreinander haben, wer denn dann? Fand ich nett, den Hinweis auf „Mädchen“ für uns beide und fand, dass das hier insgesamt einen mehr als sympathischen Anfang nimmt!
Oben angekommen kam just eine eben frischgebackene HPP freudestrahlend aus dem Amtsraum, wurde von ihrer Freundin mit Sektchen empfangen und sprudelte los, was sie alles gefragt worden war. Mir wurde immer übler, mein Adrenalin kochte mich innerlich nun restlich gar. Kurz vor dem Siedepunkt kam eine Beisitzerin heraus, viel zu früh und fragte mich, ob ich schon vorher wolle…. Ja gerne, das wollte ich… solange, noch ein winziges ungebratenes Stück Fleisch an mir war.
Also hinein ins Vergnügen. Drei super super nette Damen saßen also vor mir. Keiner verlange nun von mir, dass ich mir unter diesen Umständen irgendwelche Namen hätte merken können! Es war eine Amtsärztin, sehr sehr freundlich und beruhigend sympathisch und zwei Beisitzerinnen, eine HP, eine HPP.
Als erstes legte ich meine mitgebrachten Unterlagen vor, den Nachweis der beiden besuchten Basiskurse, die BB-Beraterin (das wollte ich so, manchmal bin ich ja stur) und meine anderen Fortbildungen.
Dann wurde das Aufzeichnungsgerät angestellt und die Fragen begannen.
F: Liebe Frau… warum möchten Sie denn gerne, dass wir Ihnen eventuell gleich die Erlaubnis erteilen?
A: …weil ich sehr gerne damit arbeiten möchte.
Naja, das war ein guter Anfang anscheinend, das fanden sie wohl scherzig und lachten, aber ich hatte es ernst gemeint, war völlig außer mir vor Aufregung Versuchte, mich dann zusammenzureißen und führte aus, was ich gerne tun würde damit.
Dann wurde ein Fall vorgelesen, ich verstand kein einziges Wort. In meinem Gehirn klingelte schrill das Wort „Cannabis“ aber ich weigerte mich beharrlich, das zu hören. Als die Ärztin fertig war, schaute sie mich erwartungsvoll und zuversichtlich an, ich konnte kein Wort sagen! Ich bat sie, ob ich mir das selbst durchlesen könne, ich hätte mir gar nichts merken können. Durfte ich… klar…. Ich las und versuchte mit dem Verstand zu negieren, was mein Gehirn längst signalisierte…. Psychotrope Substanzen, und die hast du nur das allernötigste gelernt, dein grosses Schwachthema, dein Hassthema, das einzige Thema, das nicht drankommen durfte! Kurz schossen mir sowas wie Tränen in die Augen und mein Verstand sagte: steh auf und geh!
Der Fall:
Ein Mann, 32 Jahre kommt zu Ihnen. Er erzählt, dass er noch bei seiner Mutter lebe und ohne Beschäftigung sei. Er berichtet von Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Dysphorie, insgesamt wechselnden Launen. Die Schule habe er nach dem 9. Schuljahr ohne Abschluss abgebrochen, vorher war er ein sehr guter Schüler. Seither habe er auch nichts mehr auf die Beine gebracht irgendwie. In die Praxis kommt er nun, weil seine Mutter ihn schickt, die meine, es müsse sich langsam was ändern.
Äußerst schwach und ohne Überzeugung stammle ich was von „organische Ursachen abklären“, gehe ohne jede Hoffnung ganz kurz auf Schizophrenie ein… sie runzelt die Stirn und ich auch…. Bis ich dann sage, das ist alles Quatsch, ich denke hier eigentlich nur an psychotrope Substanzen!
Sie lächelt mich sehr freundlich an und meint, ja, da sind sie ja auf einem guten Weg und an was denken Sie da?
Ich sage das erste, was mir einfällt und womit ich gelernt habe: „Hasch macht lasch“… das ist hier eindeutig der Fall! Die drei haben sehr fröhlich darauf reagiert und von Herzen gelacht… da war dann der Knoten geplatzt und ich blabberte alles drauflos, was ich zum Thema wusste. Zwischendurch die Frage, ob mich denn die Dysphorie an dem Fall nicht störe???? Neee, tat sie keineswegs, ich erklärte genau warum. Auch die Schlafstörungen und alles andere passten halt einfach genau.
Die nächste F: und wie weit kann das gehen bei so einem Gebrauch?
A: bis zur drogeninduzierten Psychose…etc…bla bla…
F: wie arbeiten Sie mit dem Mann?
A: Gar nicht! Den schicke ich zur Drogenberatung! Nenne auch einige, die ich mir morgens noch!! aus dem Internet rausgesucht habe, u.a. eine im Gesundheitsamt selbst und erwähne, dass ich mir für solche Fälle und Essstörungen ein Register anlegen wolle mit allen wichtigen Nummern und Stellen. Ich selbst habe keine Suchtausbildung, dürfe und wolle das im Übrigen auch nicht! - Das reichte wohl an Auskunft.
F: wenn ein Patient von Ihnen gelegentlich Ihnen gegenüber Suizid erwähnt und jetzt ein Punkt ist, wo Sie das Gefühl haben, er denke ernsthaft darüber nach, was tun Sie?
A: erwähne ganz kurz den Pöldinger und dass ich anhand dessen immer genau abklopfen könnte und würde, wo der Pat. steht und an so einem genannten Punkt dann den Pat. zu überzeugen suchte, sich selbst freiwillig in ein psychiatrisches Krankenhaus zu begeben, wenn er das nicht tue, ich ihn zwangsweise dorthin bringen lassen würde.
F: und wie geht das? Welches Gesetz kommt hier zur Anwendung?
A: das Unterbringungsgesetz…. ich rufe dazu die Polizei, denn der Notarzt hat nicht das Recht, jemanden gegen seinen Willen mitzunehmen…. Die Polizei bringt ihn dann in die Notaufnahme des psychiatrischen Krankenhauses.
F: und was machen die dort mit ihm?
A: ich erzähle den genauen Ablauf mit Ambulanz-Oberarzt-Gutachten-Amtsgericht-Amtsrichter, der bis zum Mittag des Folgetages persönlich vorbeikommt-seine Einwilligung gibt…
F: ...oder auch nicht, manchmal tun sie es nicht…
A: das finde ich aber seltsam, wenn doch sogar ein Gutachten eines Oberarztes vorliegt????
F: tja… und blickt in die Runde…alle nicken vielsagend….
F: möchten die beiden Damen noch eine Frage stellen?
( hä?! Wie bitte, das wars schon? Und dafür habe ich sooooo viel gebüffelt??? Das kann doch nicht wahr sein?)
Eine Beisitzerin fragte aus Interesse nach der von mir erwähnten Therapie des „Farbdialoges“.. wow, ich war begeistert und erzählte drauflos, es ist MEIN Thema und musste mich dann bremsen.
Dann durfte ich rausgehen. Nach 5 Minuten wurde ich wieder hereingebeten, sehr freundlich empfangen und mir wurde bestätigt, dass keine Gefahr für die Volksgesundheit von mir ausgehe und mir deshalb die Erlaubnis hiermit ausgehändigt werde. Ich strahlte über alle Backen und alle freuten sich mit mir gemeinsam. Sehr nett versicherten sie mir, ich hätte es sehr gut gemacht (was mich doch sehr verwundert, ich fand, dass ich ganz schön geschwommen bin in meinem Ätzthema) und erlaube mir noch den Hinweis, dass ich viel lieber Schizophrenien gehabt hätte, da wüsste ich nämlich wirklich viel. Fast herzlich gingen wir auseinander, es war eine wirklich tolle Prüfung! Danke an die Prüferinnen.
Auf dem Weg nach draußen verlief ich mich in den dunklen und alten Gängen, fand endlich per Zufall einen ollen Nebenausgang und verließ das Gebäude unauffällig
Wenn dir jemand Zitronen ins Glas kippt, mach LIMONADE draus!"
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