Ich liebe Friedhöfe! Da kann man so wunderbar an einem...eben...friedvollen Ort spazierengehen, Inschriften lesen, sich über seltsame Vor-und Nachnamen und deren manchmal groteske Kombination heimlich kaputtlachen und auch Fotos einer längst vergangenen Schönheit bewundern.
Durch die Gestaltung der Grabanlagen kann man auf die soziale Stellung der zugehörigen Familie schliessen. Da gibt es pompöse Marmorgebilde
(neben denen die Pyramiden von Gizeh wie dreckige Steinhaufen dastehen)
oder auch bescheidene Ruhestätten mit einem Holzkreuz drauf. Hier in
Italien auch sogenannte "loculi", kleine, mit einer schlichten Marmorplatte
verschlossenen Löcher in einer dicht besiedelten Wand. Ich habe mich
schon oft gefragt, wie da der Sarg reingepasst hat, wahrscheinlich hat es
bei den armen Leuten wohl nur zu einem Papiersack gereicht.....
Am besten haben mir die Friedhöfe in den USA gefallen, die werden
passend zu den Jahreszeiten und Gegebenheiten immer so schön dekoriert.
Zu Weihnachten gibt es stimmungsvolle Kerzen und Tannengrün so weit der Blick reicht, zu Ostern schaut man auf ein Meer aufblasbarer Osterhasen,die
fröhlich im Wind úber den Gräbern schaukeln. Es ist auch nicht
aussergewöhnlich, im Sommer ganze Familien beim Picknick auf dem Rasen
zu sehen, im Kreis der lieben Verstorbenen. Eben Familientreffen, mit
allen, die dazugehören!
Mit ein bisschen Überlegen kann man bei den Inschriften auch durchaus auf
Auskünfte über das Leben und Tod des dahingeschiedenen Bewohners
schliessen:
Wer da für immer die Augen geschlossen hat, war bestimmt Optiker.
Der Beamte ist sanft entschlafen.
Den Elektriker hat der Schlag getroffen.
Der Zahnarzt hinterlässt eine schmerzliche Lücke.
Der Fechter ist über die Klinge gesprungen.
Der Pilot ist in den Himmel aufgefahren.
Der Politiker hat die Seiten gewechselt.
Der Leihhausbesitzer hat seine Seele an Gott zurueckgegeben
Der Wucherer hat mit seinem Leben bezahlt
Der Autohändler ist unter die Räder gekommen.
Der Förster ist in die ewigen Jagdgründe eingegangen.
Der Mechaniker hat abgeschmiert.
Die Putzfrau kehrt nimmer wieder.
Der Gynäkologe scheidet dahin.
Der Maler ist verblichen.
Der Eremit wurde heimgerufen.
Der Tenor hört die Englein singen.
Der Priester hat das Zeitliche gesegnet.
Der Rabbi ist über den Jordan gegangen.
Der Komiker lachte sich tot.
Dem Glöckner hat sein letztes Stündchen geschlagen.
Dem Leben des Anfaengers wurde ein Ende gesetzt.
Der Anwalt steht vor dem jüngsten Gericht.
Der Gärtner hat ins Gras gebissen.
Der Maurer springt von der Schippe.
Der Turner verreckt.
Der Koch gibt den Löffel ab.
Der Spachtelfabrikant ist abgekratzt.
Der Schaffner lag in den letzten Zügen.
Der Religiöse musste dran glauben.
Der Gemüsehändler sieht sich die Radieschen von unten an.
Der Hotelier wurde umgelegt.
Den Strassenarbeiter hat es plattgemacht.
Die Fusspflegerin ist von uns gegangen.
Der Spanner ist weg vom Fenster.....
Und so weiter. Wie ihr seht, kann man auch an einem feierlich-traurigen Ort durchaus Spass haben. Meine Freundin Antonella heisst mit Hausnamen "Seno", ein ehrwürdiger venezianischer Familienname. Übersetzt auf Deutsch: Busen oder Brust. Ohne jeden Zweifel wird die liebe Anto in hoffentlich weiter Zukunft einmal......... abnippeln!
Und wir Heilpraktiker? Uns wird alle das gleiche Schicksal ereilen. Irgendwann ,früher oder später, werden alle von uns ganz "natürlich"..... sterben!
Seit ich in Italien lebe, würde ich gerne mal zur Insel San Michele
rüberschippern. Das ist der Friedhof von Venedig, der soll traumhaft schön
sein. Man kann da die Grabstätten von Ernest Hemmingway und anderer
Berühmtheiten besuchen. Aber jedes Jahr am Totensonntag wird mein Vorschlag, da mal hinzugehen , abgeschmettert:
" Nur über meine Leiche!"
PS: wenn ich mal meinen letzten Atem aushauche, mir mein Lebenslicht ausgepustet wird oder mich schlicht der Teufel holt ( Hihi, die hatte ich noch nicht!), moechte ich nicht auf einen Friedhof, sondern werde in einer schmucken Vase auf dem Kaminsims oder im Regal noch eine gute Figur machen!
Glückliche Patentante von nadinebe