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Depressionen, wie ist das wirklich?
#1
Hallo,

ich arbeite mich gerade zum wiederholten Mal durch die Depressionen durch und merke, dass ich mich immer wieder an dem Begriff "Episode" störe. Außerdem lernt man, dass Antidepressiva und auch Verhaltenstherapie eine sinnvolle Therapie darstellen, doch mit welchem Effekt? Meine Fragen haben Hintergründe, denn ich kenne einige Menschen, die an einer Depression erkrankt sind und die ICD 10 Kriterien erfüllen, doch ich erlebe diese Geschichten als eine niemals enden wollende Krankheitsgeschichte und weniger als eine Episode in einem Leben.

Zum einem kenne ich nur Menschen mit einer (rezidivierenden?) depressiven Episode.
Diesbezüglich meine erste Frage: Kann das sein, dass Menschen mit einer einmaligen depressiven Episode von kurzer Zeit (seitdem es ist eine schwere) in der Regel deswegen nicht zum Arzt gehe? Wie oft wird diese Diagnose gestellt?

Desweiteren kann ich keine "Episoden" bei diesen Menschen in meinem unmittelbaren Freundes/Bekanntenkreis erkennen und auch leider nicht, dass die Antidepressiva eine Wirkung zeigen.
Ich würde spontan die Aussage auf diese 4 Menschen machen: "Einmal depressiv immer depressiv". Kann man dieses Bild (bis auf Ausnahmen) verallgemeinern?
Zwei Bekannte von mir waren 1,5 Jahre wegen einer mittelschweren Depression (ich kenne keinen Arztbericht, gehe aber von diesem Befund aus) krankgeschrieben, in verschiedenen Kliniken, inzwischen wieder eingegliedert, aber die Welt um sie rum ist immer noch "grau" und der Antrieb und die Stimmung immer noch sehr gedrückt/negativ, trotz Antidpepressiva.

Eine weitere Bekannte hat eine schwere (rezidivierende?) Depression war wochenlang in einer Klinik, versucht aktuell wieder Fuß im Alltag zu fassen, gelingt ihr aber nicht. Sie ist nun in Summe seit 6 Monaten in Behandlung, nimmt Antidpepressiva und ist heute immer noch nicht in der Lage sich um ihren Alltag zu kümmern, braucht rund um die Uhr eine Betreuung, für sich und für ihren Sohn.

Ein weiterer Fall kommt aus meiner Familie: Ihr geht es seit Jahren schlecht, macht seit 2 jahren eine Therapie, nimmt inzwischen das zweite Antidepressiva und ist immer nur am jammern, wie schlecht es ihr geht!

Versagen hier bei allen 4 Personen die Therapiemöglichkeiten? Ich höre immer wieder, dass bei behandelten Depressionen die Prognose gut ist.
Wieviele Menschen mit einer rezidivierenden depressiven Episode werden denn geheilt? Wie lange kann sich so eine rezidivierende Depression hinziehen?

Das einzige was ich erkenne sind Schwankungen, nicht jeder Tag ist gleich "schlecht".... aber viele Tage schlecht genug um nicht von einer anhaltenden affektiven Störung sprechen zu können......

Wie sieht der Alltag in einer Praxis aus? Wie lange kommen in der Regel Patienten mit einer rezidiviernden Depression in Behandlung? Wie lange dauert es, bis sie wieder pathologisch unauffällig sind? Erreichen sie diesen Zustand jemals? Mein Bild passt nicht mit dem überein, was ich immer wieder in Vorträgen zu diesem Thema höre.

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand dazu seine Erfahrungen mitteilen kann,
LG,
Petra

Ich möchte noch eine weitere Frage ergänzen: Gerade lesen ich, dass die rezidivierenden depressiven Episoden nur dann diagnostizert werden dürfen, wenn zwischen den einzelnen Episoden eine Pause von mehreren Monaten ohne eindeutige affektive Symptomatik vorhanden ist. Wenn ich mit diesen Personen spreche, dann erzählen sie mir von Schwankungen, aber nicht von wirklichen Pausen, wo sie sich eventuell sogar gut gefühlt hätten...

Das ist bei keinem meiner Bekannten bisher der Fall gewesen. D.h. ich würde dann auch, wenn eine Depression ohne ersichtliche Pausen verläuft, dennoch über 1,5 Jahre geht eine depressive Diagnose nach F32 diagnostizieren (anstatt F33)?

Das waren jetzt viele Fragen, sorry, aber ich versuche, das was ich lerne, gerade mit dem Alltag in Verbindung zu bekommen und oft verläuft eben eine Erkrankung nicht typisch, wie ich gerade hier erlebe.

LG,
Petra
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#2
Ich schließe mich deiner Frage an, liebe Petra. Ich denke, so pauschal kann man das gar nicht beantworten, sondern es kommt immer auf den Einzelfall an. Wie schnell hat ein Allgemeinmediziner z.B. die Diagnose F32.1 hingekritzelt, ohne dass je ein Therapeut oder HPP den Patienten angesehen geschweige denn angehört hat? Manchmal kann aus einer augenscheinlichen (vom Arzt) F32 eine F43.1 werden, wenn ein paar Gespräche geführt wurden. Oder: ganz oft gehen Depressionen und Angst Hand in Hand, so hab ich es gestern erst in ICD-10 gelesen. Dann wird man wohl schauen müssen, was sind die Themen in einer begleitenden Therapie...?
Mit dem Begriff "rezidivierend" tu ich mich auch etwas schwer.... Ich finde auch, Petra, dass die Realität anders aussieht und dass Ängste immer eine große Rolle bei depressiven Störungen spielen. Aber wie gesagt: das kommt immer auf den Einzelfall an.
Wenn Synonyme für die rezividierenden depressiven Störungen die Herbstdepression (oder Winter-, Sommer-SAD), wie unterscheidet man dann vom "Winterblues"?
Ansonsten fällt mir gerade tatsächlich ein Fall ein - eine Bekannte, die an einer Depression litt (und vorher schon lange Zeit, aber unbehandelt), die aufgrund einer Schwellensituation (Umzug, fremde Stadt, wiederholter Jobwechsel, jahrelanges Übergewicht und Partnerlosigkeit), die nach einer 25-std. Therapie jetzt wieder vollkommen "fit" ist. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass sich eine depressive Episode wiederholt. Zurzeit scheint es nicht der Fall zu sein. Aber in der Realität habe ich auch den Eindruck (was ich so mitkriege): Wer einmal eine depressive Episode erlebt hat und sich ihr gestellt hat, behält eine Neigung dahin. Ohne Residuum zu leben scheint selten zu sein.
Es kommt der Moment, da ist die Angst größer, immer in der Knospe zu verweilen, als endlich in Blüte zu stehen.
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#3
Hallo Stefania,

der Winterblues ist in meinen Augen nur eine gedrückte Stimmungslage aufgrund der Jahreszeit, aber muss nicht die Kriterien einer Depression erfüllen. Die SAD ist ja, wie der Name shcon sagt, eine Depression und sollte nur definiert werden, wenn sie auch die Kriterien einer Depression erfüllt und jahreszeitabhängig ist. Das schließt ja ein, dass sie auch rezidivierend ist, sonst wäre es ja eine depressive Episode. So wäre jetzt meine Erklärung, was meinst Du?

Und das mit den Ängsten kann ich bestätigen, sei es eine Existenzangst, die Angst alleine zu sein,... da finde ich bei all meinen Bekannten auch noch etwas. Aber im Rahmen der Therapie war es nie vordergründig. Es handelt sich aber hier um 4 Menschen, um 4 verschiedene Kliniken und Therapeuten und alle 4 sind wegen Depressionen in Behandlung, muss ich jetzt an unserem Gesunheidheitssystem zweifeln? Wurden bei ihnen alle etwas nicht erkannt oder falsch diagnostiziert? (Ich weiß jetzt die Prognose einer Angststörung nicht.)
Savina sagte in ihrem letzten Vortrag ( und nicht nur Savina, Bücher schreiben es auch), dass die Prognose bei einer erkannten Depression eigentlich gut ist. Ich erlebe das Gegenteil. Bei 3 von diesen Menschen würde ich sagen, dass die Grundzüge auch schon vor der Diagnose Depression in Form von immer negativ denken, immer schlecht reden, vorhanden waren. Sicherlich hat dadurch schon eine kognitive Umstrukturierung im Gehirn stattgefunden. Diese aufzubrechen ist sicherlich eine langwierige Sache, doch warum wird das dann nicht so gelehrt?
In meinen Augen ist die Prognose eher ungünstig..... aber ich würde mich gerne vom Gegenteil überzeugen lassen.
LG,
Petra
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#4
Hallo Stefanie,

du schreibst:
Zitat:Wie schnell hat ein Allgemeinmediziner z.B. die Diagnose F32.1 hingekritzelt, ohne dass je ein Therapeut oder HPP den Patienten angesehen geschweige denn angehört hat?

Es gibt tatsächlich Fachärzte für Allgemeinmedizin, die eine psychotherapeutisch fundierte Ausbildung haben und zudem die Genehmigung zur Durchführung von PT und/oder VT haben. Die können das sicher sehr gut beurteilen. Und die kritzeln nicht unbedingt so eine Diagnose leichtfertig irgendwo hin.

Meist erscheinen die Patienten in der Hausarztpraxis, die mit unklaren somatischen Beschwerden kommen, ob nun der einfache Kopfschmerz oder bspw. gastrointestinale Beschwerden, und dann nach entsprechenden Untersuchungen iVm mit einer Anamnese und der Ätiologie festgestellt wird, dass es sich um psychosomatische Beschwerden handelt, bspw. wegen Mobbing, Eheproblemen oder ähnlichem. Es dürfte sicher sein, dass Fachärzte für Allgemeinmedizin mit entsprechender Ausbildung solche Krankheitsbilder behandeln können und zudem dürfen.

Andersherum ist es doch auch so, dass viele Therapeuten überlaufen sind und kaum Termin für tatsächlich psychisch kranke Menschen haben oder erst nach 3 Monaten oder gar 6 Monaten. Wer soll helfen? Sie wenden sich an den Hausarzt. Auch hier gibt es tatsächlich das Zeitproblem, insbesondere für Menschen mit z.B. Depressionen, denen sehr schnell geholfen werden muss. Also wird es auch mit einer Vorstellung beim PT oder VP oder HPP nicht so einfach.

Nicht zu vergessen, dass auch zunächst einmal, bevor eine gesicherte psychische Erkrankungen zweifelsfrei diagnostiziert ist, eine somatische Ursache eindeutig ausgeschlossen werden muss. Und das obliegt weder dem PT noch dem VT oder dem HPP.

Liebe Stefanie, nichts für ungut, ich wollte einfach mal aus gewissen Erfahrungswerten heraus einige Punkte in deinem geschilderten Zusammenhang herausarbeiten, die mir am Herzen lagen Wink

LG
Thomas
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#5
Liebe Thomas,
es war nicht meine Absicht, die Fachkompetenz oder Arbeitsweise der Allgemeinmediziner anzuzweifeln. Alles, was ich oben sagen wollte, ist: Jeder Patient ist ein Einzelfall, bei dem man genau schauen muss, was vorliegt. Und dies sollte ein Therapeut oder HPP tun.
Der Allgemeinmediziner (soz. der Hausarzt) überweist ja "nur" mit z.B. F32.x und die langen VT-Gespräche führt der Therapeut, der somit viel viel mehr vom Patienten erfährt als der Hausarzt im meistens (!) relativ kurzen Gespräch in seinem Sprechzimmer. Somit ist klar, dass der VT oder HPP mehr weiß als der Dok und somit mit seinen Gesprächen die klarere Diagnose erarbeiten kann.
Wie gesagt: mir geht es nicht um den Allgemeinmediziner, der die vorläufige Diagnose stellt, sondern darum, den Lernstoff zu pauken und ein Plädoyer für den HPP zu sprechen :-) :-)

Zur rezividierenden Störung habe ich heute gelernt: Ab der dritten Episode (mind. 2 Wochen Symptome, mind 2 Monate "normale Affektivität, wieder mind. 2 Wochen depressive Symptomatik, mind. 2 Monate Remission usw.) spechen wir von der rezividierenden depressiven Störung, die aber wiederum klar abzugrenzen ist von der bipolaren Störung.
Es kommt der Moment, da ist die Angst größer, immer in der Knospe zu verweilen, als endlich in Blüte zu stehen.
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#6
Hallo ihr Lieben,

hier mal ein paar grundsätzliche Zahlen zum Thema Depression, wie wir sie an der Uni gelernt haben:

75% aller Erkrankten erleiden mind. eine 2. Episode
70% der Betroffenen remittieren innerhalb eines Jahres
ca. 2/3 der Betroffenen, die nach 1 Jahr nicht remittiert sind, sind auch im 2. Jahr depressiv
ca. 20-30% der Betroffenen: chronischer Verlauf (= Dauer der Beschwerden trotz Behandlung > 2 Jahre)

Was ich euch mit diesen Zahlen sagen will, ist, dass die Depression ein sehr schweres psychiatrisches Krankheitsbild ist.

Bei euren Fallschilderungen aus dem Freundes-/Bekanntenkreis treffen gerade diese Zahlen auch zu. Zu der Antidepressiva (AD) Behandlung solltet ihr auch wissen, dass es gar nicht so einfach ist, das für den Patienten passende Präparat zu finden. Eine gute Freundin brauchte 8 AD-Versuche, bis das richtige, wirksame AD auch gefunden wurde. Hier sind viele Patienten durch diverse Nebenwirkungen auf nur gewisse Präparate eingeschränkt, was die Suche so schwierig macht. Zudem weiß die Forschung bis heute nicht ganz genau, warum und wie die AD wirken.

Was die Psychotherapie angeht, auch da ist nicht nur die VT eine mögliche Variante. Im Rahmen einer VT wir der Patient dazu aufgefordert, z. B. sich mehr zu bewegen. Da aber auch oftmals intrapsychische Konflikte vorliegen, die für den Krankheitsausbruch verantwortlich sind, kann auch eine tiefenpsychologische Behandlung sinnvoll sein. Aber egal welches Verfahren, die Depression ist nicht mal gerade in 2 Wochen heilbar. Man kann hier von mind. 6 Monaten ausgehen (bei einer schweren Depression), auch 2 Jahre sind keine Seltenheit. Damit dauert auch entsprechend die Episode so lange.

Bei der SAD ist genauso wie bei der "normalen" Depression. Sie kann, muss aber nicht rezidivierend sein. Es kann sein, dass der Patient nur über eine Saison an dieser Krankheit leidet. Denn auch hier gibt es Behandlungsmöglichkeiten wie Lichttherapie z. B.

GLG, Kerstin

Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben (Mark Twain).
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#7
Hallo Kerstin,

genau nach solchen Zahlen hatte ich erfolglos gesucht. Nicht das ich einen Verlauf von Zahlen abhängig machen möchte, doch mir erschien die Prognose eher ungünstig als günstig und bei 3 von diesen Menschen würde ich sagen, der Verlauf ist chronisch. Und wenn ich die Zeit nehme, wo sie schon depressiv waren, aber noch nicht in Behandlung, dann sind sie weit über 2 Jahren......

Und das mit den ADs, Danke, das hatte ich auch fast befürchtet, dass das kein leichtes Spiel ist den richtigen Neurotransmitter zu finden und anzusprechen, der dann zu einer Besserung führt.
Danke!
LG,
Petra


PS Ich würde allerdings den chronischen Verlauf, jetzt nach meinem Empfinden, noch höher ansetzen, aber 25 bis 30% ist auch schon viel.
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#8
Ich bin mal so frech und berichte subjektiv aus eigenem Erleben. Ich hatte über zwei Jahre eine mittelgradige Depression (Eigenrecherche und -diagnose), und bin mir ziemlich sicher, dass Depressionen auch symptomatischen Charakter haben können. Da sollte man Komorbiditäten nicht außer Acht lassen.
Wenn die Grunderkrankung z.B. eine Angststörung oder Traumatisierung ist, aber (nur) die Depression (dann auch noch medikamentös falsch eingestellt) behandelt wird, hält die "Heilung" bestenfalls so lange an, bis man stabil genug ist, wieder mit der Urstörung konfrontiert zu sein. Und dann geht der Spaß von vorne los, weil man sich mit dem Sypmtom Depression der viel schmerzlicheren Erfahrung entzieht.

Die reaktive Depression wird quasi zu einer Art selbstläufiger missratenen "Selbstmedikation", um sich unempfindlich zu machen. Das Gleiche gilt für weitere Symptome wie Suchtverhalten (im weitesten Sinne), Zwänge, affektive Persönlichkeitsstörungen etc.

Depression ist u.a. auch radikaler Stressabbau. Eine Art innere Emigration.
Bestimmt gibt es endogene Depressionen, auf die so etwas nicht zutrifft, weil "nur" ein biochemisches Ungleichgewicht besteht, das gut medikamentös behandelt werden kann.

In allen anderen Fällen würde ich Wechselbeziehungen in Betracht ziehen. SSRI plus Joggen und GT kann Zugänge schaffen, sich überhaupt an die Grunderkrankung heranzutasten. Es wird sie aber selten heilen.
Hier ist ganzheitliches Denken extrem gefragt, und z.B. habe ich mit da im Eigenversuch mit Pascoflair (Passionsblume), Tryptophan (Serotoninaufbau), Oxytocin (Katze) und Tyrosin (Dopaminregulation) gute Ergebnisse erzielt. Das soll natürlich keine Behandlungsempfehlung sein, nur ein Hinweis darauf, hier genau hinzuschauen, ob eine Depression Ursache oder möglicherweise Folge sein könnte.

Just my 2 Cent,

LG Conny
With all your science
can you tell how it is,
and whence it is,
that Light comes into the soul?

- Henry David Thoreau -
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#9
Jetzt habe ich beim googeln doch noch eine interessante Seite zu diesem Thema gefunden http://www.depression-leitlinien.de/depr...ognose.php):
Hier wird auch nochmal erwähnt, dass eigentlich nur 1/3 vollständig geheilt werden. Ein weiteres drittel eine Restsymptomatik beibehält und dadurch ein erhöhtes Risiko hat, an einer weiteren Depsression zu erkranken.

Damit wurde mir mit der dort vorhandenen Grafik auch meine Frage mit der rezidivierenden Depression beantwortet: Da kommt es zwischen den einzelnen Phasen zu einer vollständigen Remission, ohne Restsymptomatik!!!

D.h. alle meine Bekannten haben damit keine rezidivierende Depression, sondern eine depressive Symptomatik mit eventuell teilweise unvollständiger Remission (bei einem Bekannten zumindest, erkenne ich schon zwischenzeitlich eine Veränderung ins Positive).

Und hier erschließt sich auch die Frage zur SAD, die ich irgendwo im Forum gelesen habe, dass eine SAD nicht zwingend rezidiv sein muss, sondern sie wird erst dann zu einer rezidivierenden Depression, wenn sie ein wiederholtes Mal mit zwischenzeitlich vollständiger Remission auftritt, was man ja erst nach einem Jahr wissen kann. Die Frage ist natürlich zu welchem Zeitpunkt erkennt man, dass eine Abhängigkeit zur Jahreszeit besteht, wahrscheinlich erst, wenn sie ein zweites Mal zum Herbst/Winter auftritt.
Damit fällt die SAD sicherlich eher unter die rezidivierenden Depression und damit ist die Prognose eher ungünstig.

Wieder viel gelernt!
Danke,
LG,
Petra

PS Da fällt mir jetzt aber wieder eine Frage ein: Was ist, wenn eine SAD (saisonal abhängige Depression) sich im Winter immer wieder verschlechtert, aber in den Sommermonaten keine vollständige Remission auftritt??
Nach ICD 10 ist es einfach, dann wäre es eine depressive Episode und keine rezidivierende depressive Störung, liege ich da richtig?????? Spricht man denn aber umgangssprachlich trotzdem von einer SAD? Wahrscheinlich ja, oder?

Danke, Conny auch für Deine Offenheit.

Ja das ist sicherlich wahr, dass hierbei viele andere Faktoren auch den Verlauf beeinflussen.
Ich selbst hatte schon öfter eine reaktive leichte Depression aufgrund meiner rheumatischen Grunderkrankung vorallemn den ersten Jahren (ich hatte sogar schon von einer berühmten Klinik die Diagnose F32.11 in einem Bericht stehen), weiß aber genau, sobald die Schmerzen, die Nächte wieder besser werden, dass es mir auch psychisch wieder gut geht und ich damit super umgehen kann.
Deswegen tue ich mich vielleicht auch mit den Menschen oft etwas schwer, wenn sie so gar nicht mehr "aufstehen" möchten, da ich das von mir nicht kenne. Aber genau so wird es sein, die Ursache ist sicherlich so vielschichtig (Trauma, Streß, Mobbing), dass die Menschen aus dem Teufelskreislauf nicht mehr rauskommen oder sich immer wieder darin verlaufen.
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#10
Nur ein Ansatz:

Nach einer Weiterbildung hab ich mir das dazugehörende Buch gekauft:
"Neuropsychotherapie" von Klaus Grawe.

Verschlungen hab ich's im Nullkommanichts. Big Grin

Heute bin ich soweit, das ich dies sogar in meinen Rehagruppen umsetze, mit tollen Erfolgen.
Liebe Grüße Karin
Bewegung ist keine Freizeitbeschäftigung,
sondern biologische Notwendigkeit.
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#11
Vielen Dank für Deinen persönlichen Beitrag! Ehrlich gesagt glaube ich keinem Erwachsenen, wenn er behauptet, Depressionen nicht zu kennen. Für uns als Therapeuten ist das doch DER Schatz: die eigene Erfahrung! Jede Genesung hat mit dem Genesungswunsch des Patienten zu tun, bei jeder Krankheit. Und meistens muss man hart dafür arbeiten. Bei psychischen Erkrankungen oder Störungen ganz besonders hart - man muss sich seinen Schmerzen, Verwundungen, Dummheiten, "Dämonen": seiner Wut, Hass, Eifersucht, Neid, Konkurrenz, Perfektion.... .... stellen, sie konfrontieren und Verantwortung für seine Genesung übernehmen. oops, sorry, für die "Remission." Eine Depression kann man nicht wegoperieren und auch nicht durch Medikamente dauerhaft loswerden. Medis weg, Depris zurück.

Ich hatte einen wunderbaren Lehrer für Psychotherapie, Prof. Dr. med. Peter Petersen, der sagte sinngemäß: der Weg der Heilung führt durch die Hölle. Der Therapeut nimmt den Patienten an der Hand und geht mit ihm durch die Hölle, weil er weiß, wie man da durchkommt.
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#12
Ja, Juliane....

bei mir im Studio sind ein paar Damen, die dementsprechend Medis nehmen, doch leider sind sie alleingelassen. Ich persönlich finde das unheimlich traurig, den wenn sie wirklich an die Hand genommen würden, sähe die Perspektive ganz anders aus. Wenn dann der Neurologe wenigstens eine VO für Rehasport rausschreibt, dann sind sie wenigstens mal bei mir in der Gruppe unter Menschen und verkriechen sich nicht völlig. Psychotherapie? Fehl am Platz. Entweder sie suchen sich eine Selbsthilfegruppe oder sitzen zuhause.
Solche Therapeuten, wie deinen Lehrer, sollte es viel mehr geben.
Liebe Grüße Karin
Bewegung ist keine Freizeitbeschäftigung,
sondern biologische Notwendigkeit.
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#13
Liebe Juliane, was für ein schöner Satz.
Zitat:Ich hatte einen wunderbaren Lehrer für Psychotherapie, Prof. Dr. med. Peter Petersen, der sagte sinngemäß: der Weg der Heilung führt durch die Hölle. Der Therapeut nimmt den Patienten an der Hand und geht mit ihm durch die Hölle, weil er weiß, wie man da durchkommt.

Da mag ich gerne auch noch ein Zitat anfügen, dass unsere Lehrerin in der Traumatherapieausbildung mal angeführt hat (leider weiß ich nicht mehr, von wem das Original-Zitat ist):
Zitat:I went all the way to hell and back - and let me tell you: it was wonderful!

Was natürlich nicht den Weg durch die Hölle meint, sondern das, womit er/sie aus der Hölle zurückkam. Überlebensressourcen sind unsagbar stark. Und wenn man sie transformiert bekommt zu Ressourcen, die im Hier und Jetzt frei zur Verfügung stehen: Wie wunderbar.

Danke für den Beitrag Smile
LG,
Savina
We cannot change the cards we are dealt, 
just how we play the hand. (Randy Pausch)
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#14
Poetisch ausgedrückt ist das damit gemeint, wenn von der "dunklen Nacht der Seele" die Rede ist. You got to get in to get out. Der Schmerz weicht einem tiefen Mitgefühl. Auch und vor allem mit sich selbst.
Im Alltagssprachgebrauch nenne ich es Schattenintegration.

Einen passenden, empathischen und kompetenten therapeutische Begleiter zu finden, ist wie ein Sechser im Lotto. In 90% der Fälle darf man sich erstmal an der Gegenübertragung und den Glaubenssätzen des Therapeuten abarbeiten, bis man als Klient durchdringt.
Ich hatte das Glück, einige Sitzungen bei Rolf Sellin zu haben, der hier bei mir um die Ecke seine Praxis hat. ("Wenn die Haut zu dünn ist - Hochsensibilität vom Manko zum Plus" Er arbeitet mit inneren Anteilen. (Wo man sich auf je verschiedene Stühle setzt, um ihnen Raum zu geben.) Sein Buch ist super, und therapeutisch ist er ebenfalls klasse.

3 Sitzungen bei ihm haben mir 10 Jahre Tiefenanalyse erspart Big Grin

Am wertvollsten ist für mich die Erkenntnis, das ich nicht "das wegmachen will" was symptomatisch unangenehm ist, sondern als Wandlungsimpuls begreifen darf. Nein, ich muss nicht lachen, wenn mir nach Weinen ist. Ja, ich darf wütend sein, wenn mir weh getan wird.

Ich bin sehr gespannt auf den Vortrag zu multiplen Persönlichkeitsstörungen von Dir, Savina. Ist das nun ein Anteil, eine Rolle oder dissoziiere ich? Ohne eine gute Selbsteinschätzung diesbezüglich geht nämlich jeder Heilansatz gründlich in die Hose. Man sollte seine eigenen dunklen Flecken/ Abgründe einigermaßen ausgelotet haben, bevor man sich auf die Menschheit loslässt.

GlG Conny
With all your science
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that Light comes into the soul?

- Henry David Thoreau -
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#15
Auch nach dem gestrigen Kurs wurde mir doch die Antwort auf meine Frage sehr klar, warum viele depressive Menschen nicht den Weg zur Heilung finden?

Ich denke aber, dass vielen gar nicht bewusst ist, dass sie vielleicht mal ein Trauma oder ähnliches in der Vergangenheit hatten, was mit der Depression heute in Verbindung steht. Deswegen sicherlich auch die vielen "Fehldiagnosen", wie diagnostizerien, wenn der Patient selbst bei einer gründlichen Anamnese gar nicht sieht, dass da was war, was ihn vielleicht heute in eine Depression führt.

Und genau das finde ich die große Herausforderung bei der Sache.... auch für sich selbst.
Savina sagte mal im Rahmen des psychopathologischen Befunds, dass sie sich nach jeder Anamnese auch die Frage stellt: Was macht das mit mir? Gibt es irgendeine Assoziationen von mir zu dem Problem zum Patient (oder so ähnlich)?

Ich glaube, das ist eine große Aufgabe bei einem depressiven Patienten hinzufühlen, zu hören, was vielleicht wirklich Ursache des Problems ist/war. Diese Sensibilität zu entwickeln geht sicherlich aber auch nur über viel Selbstreflektion/Eigenerfahrung oder Erfahrung überhaupt.

Eine große Herausforderung!!

LG,
Petra
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#16
Bezüglich des "Hineinfühlens" und "Hineinhörens" kann ich Dir nur zustimmen Petra. Habe lange in einem Krisenhaus gearbeitet, wo man keine grossen Interventionen anbringen darf. Aber diese beiden Faktoren hatten oft eine viel nachhaltigere Wirkung, als Antidepressiva oder VT Methoden wie "Aktivitätsaufbau" ... Aber es ist auch sehr anstrengend bei schwer depressiven Menschen ... weshalb es Mediziner/Psychiater im Vgl. zu HPs eher selten tun (Zeitmangel).
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#17
Wenn nur die Mediziner selbst eine einheitliche Definition des Krankheitbildes hätten. Das ist leider nicht möglich, denn die Krankheit definiert sihc dadurch, dass sie sich so unterschiedlich auswirkt und Auswirkungen haben immer was zu tun mit Psyche und Ursachen der Krankheit.
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#18
Bei dieser Thematik kann keine der Webseiten die von den Gesundheitsexperten und Spezialisten geführt Plattform https://www.healthcanal.com/de/gesundhei...fahrungen/ schlagen. Da bekommt man einfach die besten Informationenen und die vielfältigen Erfahrungsberichte sind ebenfalls lesenswert. Wenn es um meine Gesundheit geht, möchte ich mich auf die Informationsquelle verlassen können. Mir wurde Health Kanal von einer guten Freundin empfohlen, die sich auf dem Gebiet besser auskennt. Bisher bin ich nicht ein einziges Mal enttäuscht worden!
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