Dabei sind das so hübsche Tiere
Darf ich vorstellen: Hirudo medicinalis, so heisst er auf Lateinisch
Blutegel sind schon sehr lange Zeit dafür bekannt, daß ihre Anwendung sich positiv auf viele Krankheitsbilder auswirkt.
Erste Aufzeichnungen darüber finden sich aus dem Jahr 1500 v. Chr. .
Die Blutegeltherapie wird oft der kleine Aderlass genannt.
Heute ist der Blutegel ein anerkanntes Arzneimittel, er fällt unter die Richtlinien der Fertigarzneimittel. Blutegel bedürfen im Humanbereich also einer Zulassung, auf den Tierbereich ist das nicht ausgeweitet. Also dürfen THP's ihn verwenden.
Das therapeutisch wirksame am Blutegel ist sein Speichel (Salvia).
Der Biß eines Blutegels ist nicht schmerzhaft. Mit kleinen Kalkzähnchen beißt er vorsichtig durch die Haut, um an das Blut von dem er sich ernährt zugelangen. Zwischen den Kalkzähnchen sind Öffnungen an denen der Speichel abgegeben wird.
(Nur als Nebeninfo, um zu verdauen benötigt er 15 Monate bis zu 2 Jahre, erst dann müsste er wieder etwas zu sich nehmen)
Die Wirkung beruht auf mehr als 30 Stoffen, die unter anderem durchblutungsfördernd, entzündungshemmend sowie schmerzlindernd sind.
Manche Stoffe wirken blutgerinnunngshemmend oder ein schnellerer Abbau und Abfluss von Gewebeflüssigkeit wird ermöglicht.
Es sind noch nicht alle Inhaltsstoffe erforscht. Bekannte Stoffe sind:
Hirudin, Calin, Hyaluronidase, Eglin, Hemetin, Orgelase, Bdellin .
Heutzutage werden für die Blutegelbehandlungen speziell für diesen Zweck gezüchtete medizinische Egel verwendet.
Eine genaue Kenntniss der Handhabung sowie der Indikationen bei denen eine Blutegeltherapie angezeigt sind ist unerlässlich, ebenso ein Wisen um die Kontraindikationen.
Beispiele mögliche Indikationen:
Arthitis, Arthrose, Hüftdysplasie, Ellnbogendysplasie
Erkrankungen des Bänder- und Sehnenapparates, der Wirbelsäule
Neuritiden und Nervenreizungen
Lumbago
Myogelosen
Ekzeme
Abszesse und Phlegmone
Mastitis
Wundheilungsstörungen
Narbenprobleme
Hämatome, Othämatom
Venenentzündung
Hufrehe, Gallen, Hufrollenprobleme
u.a.m.
ganz klare Kontraindikationen:
Störungen der Blutgerinnung
Blutarmut
Immunschwäche
Behandlung mit quecksilberhaltigen Medikamenten
Infektiöse Hauterkrankung
Wundheilungsstörungen
Bekannte Allergien
Lebererkrankungen oder Erkrankungen anderer innerer Organe
arterielle Gefäßerkrankungen
Fieber
Tumorerkrankungen
Ebenso nicht einsetzbar ist die Blutegeltherapie bei allen Tieren die unter 10 kg wiegen. Das ist logisch wenn man an die Nachblutungen denkt und daran wie viel oder besser wenig Blut in einem kleinen Körper fließt.
Ein Infektionsrisiko ist bei sachgemäßer Anwendung so gut wie nicht gegeben.
Allerdings können als Nebenwirkung auftreten:
Rötung und Juckreiz, Narbenbildung, Kreislaufprobleme, Blutergüsse
Wissen muss man unbedingt auch das nach der Behandlung ein Nachbluten normal und gewollt ist. Allein hier sind deshalb auf versch. Dinge zu achten. Durch die Wunde fließt etwa 20-50 ml Blut oder auch mal mehr beim Nachbluten ab, dies kann bis zu 24 Stunden dauern.
Der Patientenhalter muss darüber gut informiert und vorbereitet sein um damit umgehen zu können.
Egel sind manchmal Sensibelchen, auch wenn sie nicht so aussehen. Es kann also sein das sie nicht immer beißen. Allgemein muss man auf viele Besonderheiten achten.
Hierzu zählt auch das Danach. Ein Blutegel darf immer nur einmal verwendet und angesetzt werden. Da er ein Arzneimittel ist muss er danach vorschriftsmäßig entsorgt werden. Was hier leider die Tötung des Egels bedeutet, wenn man nicht ein innoffizielles "Gnadenbrotegelaquarium" betreiben möchte.
Ein spannendes Thema und gar nicht mehr so gruselig wenn man sich mal näher damit beschäftigt.
Wohin die Reise geht, hängt nicht davon ab, woher der Wind weht,
sondern wie man die Segel setzt.