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Täglicher Alkoholkonsum
#1
Hallo, ihr Lieben im Allgemeinen...
...und Hallo Savina, im Speziellen! Big Grin

Wir haben gestern in unserer Lerngemeinschaft darüber diskutiert, was Savina im Kurs am letzten Mittwoch gesagt hat, nämlich dass täglicher Alkoholkonsum "nicht normal" ist. Wir versuchten das anhand des täglichen Feierabend-Biers zu klären und sind für uns da auf Denkschwierigkeiten gestoßen, die ich hier gerne mal darlegen würde.

Wenn also jemand täglich Alkohol konsumiert, ist er dann schon Alkoholiker? Wo "sortiert" man so jemanden dann nach Jellinek ein? Ist er dann Gamma-Trinker (Suchttrinker)? Und wo in den 4 Phasen (Präalkoholische Phase, Prodromalphase/Anfangsphase, Kritische Phase, Chronische Phase) nach Jellinek befindet sich dieser Mensch dann? Außerdem trat die Frage auf, dass es ja dann z.B. in Bayern, wo Bier als "Lebensmittel" gilt und von vielen jeden Tag mind. einmal konsumiert wird, jede Menge Alkoholiker geben muss. Ebenso in Frankreich, wo Wein trinken bei vielen auch jeden Tag dazu gehört und sogar als Rezept für hohes Alter angesehen wird?

Letztlich fanden wir keine befriedigenden Antworten, sodass mich mal eure Meinungen (und auch die fachliche Sicht von Savina) dazu interessieren würde. Smile

Vielen Dank und liebe Grüße,
Asja
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#2
Hallo Asja,
ich finde zum Bedenken der Frage ja den CAGE-Test interessant:
Cut down (reduzieren) > Hatten Sie jemals das Gefühl, dass Sie weniger trinken sollten?
Annoyed (verärgert) > Haben Sie belästigt oder gekränkt gefühlt, weil jemand Ihr Trinken kritisiert hat?
Guilty (schuldbewusst) > Hatten Sie jemals Schuldgefühle wegen Ihres Trinkens?
Eye opener (Augenöffner o.a. alkoholischer Muntermacher) > Mussten Sie jemals morgens trinken, um sich zu beruhigen und in Gang zu kommen?

2 Ja-Antworten > Verdacht auf Alkoholismus
3 Ja-Antworten > Alkoholismus wahrscheinlich
4 Ja-Antworten > Alkoholismus sehr wahrscheinlich

Zudem sah ich neulich im TV eine Studie zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit in Frankreich mit einem neuen Medikament. Mir schienen die Betroffenen dort mit den gleichen Realisierungsschwierigkeiten zu kämpfen wie bei uns in D. auch. Das Bewusstwerden einer Alkoholabhängigkeit kann Abhilfe / Änderung hervorbringen. Für unabdingbar halte ich eine Vorstellung (Vision) vom eigenen Leben, die Alkohol nicht braucht. Wenn die Menschen in Bayern "lernen", das Biertrinken in (Un)mengen normal ist, ist das mit dem Bewusstwerden schwieriger.
Herzlich, Rautigunde

"Wenn ich einen Schritt zurück mache, dann um Anlauf zu nehmen." (Fundstück)
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#3
Hallo Rautigunde!
Sehr interessant... vor allem danke für das Augenmerk, dass du noch mal bei mir auf den CAGE-Test gelenkt hast! Smile
Nun stelle ich mir vor, dass ich jemanden, der jeden Abend sein Feierabend-Bier trinkt, danach befragen würde, so würde er die Fragen wahrscheinlich wie folgt beantworten:

Cut down (reduzieren) > Hatten Sie jemals das Gefühl, dass Sie weniger trinken sollten? - NEIN, ist doch nur ein Bier am Abend!
Annoyed (verärgert) > Haben Sie belästigt oder gekränkt gefühlt, weil jemand Ihr Trinken kritisiert hat? - Ja, ab und zu schimpft meine Frau, das geht mir schon auf die Nerven!
Guilty (schuldbewusst) > Hatten Sie jemals Schuldgefühle wegen Ihres Trinkens? - Nein, ist doch nur ein Bier am Tag!
Eye opener (Augenöffner o.a. alkoholischer Muntermacher) > Mussten Sie jemals morgens trinken, um sich zu beruhigen und in Gang zu kommen? - NEIN, ich trinke ja nur abends ein Bier nach dem Feierabend!

Und schon komme ich bei einer Antwort und damit bei keinem Ergebnis raus.... nur mal so von mir als Gedankenspiel! Wink

Ich bin mir sicher, dass man mit "einem Bier am Tag zum Feierabend" schon gefährdet ist, in den Alkoholismus abzudrifften - vor allem wenn auf die Aufforderung es eine Woche ganz ohne Bier zu versuchen, das typische: "Ich kann jederzeit aufhören, wenn ich will!" kommt.

Ich stelle die Frage einfach mal weiter zur Disposition und bin gespannt auf eure Antworten! Smile Richtig oder falsch gibts hier für mich nicht... es sei denn Savina hat eine fachliche "allgemeintgültige" Antwort parat! Big Grin Nach wie vor finde ich es interessant (und darum ging es ursprünglich bei der Frage in unserer Lerngemeinschaft), wo man diesen Feierabend-Biertrinker nach Jellinek einordnet.

Liebe Grüße,
Asja
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#4
Da Alkohol ein "Familienthema" ist, finde ich das schon sehr interessant.
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#5
Hallo Asja,

ich sehe das nicht so, dass man mit einem Bier gefährdet ist, in den Alkoholismus abzudriften, solange es in einem bestimmten Rahmen bleibt.
Die Personen braucht man auch nicht im Jellinek einzuordnen.

Es gibt ganz viele Leute, die jeden Tag Alkohol trinken und sich ihr Leben lang im völlig normalen Bereich bewegen.

Wichtiger Knackpunkt zur Wende zum Alkoholproblem ist, wenn man Alkohol bewusst einsetzt um seinen Zustand zu verändern.
Z.B. wenn es einem schlecht geht etc.

Das ist so meine Erfahrung nach über 30 Jahren Beschäftigung mit dem Thema.


LG
Antje
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#6
Ganz davon abgesehen, wonach hier die Bier trinkenden Menschen einsortiert werden (sollen), wissen wir, dass zuviel trinkende Personen zum Bagatellisieren neigen und Fremdanamnese hilfreich ist, um vom Maß des realen Konsum zu erfahren.
Herzlich, Rautigunde

"Wenn ich einen Schritt zurück mache, dann um Anlauf zu nehmen." (Fundstück)
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#7
"Moralisch" zum Alkoholismus(fördern)  gezwungene Bürgermeister

Was mir im Laufe der Jahrzehnte  schon desöfteren sauer aufstieß: Schützenverein,  Volksfeste,  Starkbieranstiche,  all dies erfordert - evtl.  besonders stark in Bayern - Alkoholkonsum(werbung)  durch Bürgermeister  (Fassanstich; kräftig mittrinken beim Schützenkönigfest; beim Neujahrsumtrunk; bei Einweihung und Segnung der neuen Brücke; bei der Meisterschaftsfeier des örtlichen Fußballvereins,  undundund).

Fragte mich auch schon,  ob ein Antialkoholiker bzw.  Alkoholverweigerer ernsthafte Probleme beim Ausüben seines "ernsten Amtes"  bekäme,  bzw.  ob solche sich sowieso nicht als Bürgermeister bewerben,  um nicht in vorauszusehende Zwickmühlen zu geraten.

Das Thema nun,  aufgrund der Lockerungen bzw. des Wegfalls von Coronapolitik-Einschränkungen,  wieder aktueller.  Ich gönne jedem seine Biere,  mir geht es vielmehr um das, Gedanken zu "erzeugen" (der Erz-Eugen lässt grüßen und prostet euch zu!),  wie leicht oder schwer es sei,  sich - am Beispiel Bürgermeister - dem vermeintlichen "sozialen Druck"  zu entziehen.
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#8
Ja … sozialer Druck - das finde ich auch eher befremdlich, ist aber absolut vorhanden. Wer - aus welchen Gründen auch immer - in geselliger Runde keinen Alkohol trinken möchte, wird schief angeschaut, erstaunt befragt, manchmal sogar regelrecht bedrängt und ermutigt … .

Das ist mir erst so richtig bewusst geworden, als ich eine (toi toi toi jetzt seit 20 Jahren trockene) Alkoholikerin ein Stück weit direkt begleitet habe. In der Situation, z.B. gerade kurz nach einem stationären Entzug - wenn das Nicht-Alkohol-Trinken noch keine Gewohnheit ist, aber nun eben notwendig, ist Drängelei besonders unlustig - und eine eigene Herausforderung.
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#9
Hallo, Sabine!

Danke für Deinen Kommentar.

Ein sehr wichtiges Thema: Alkohol ... Er zerstört jedes Jahr unzähliche Existenzen und Familien.

https://utopia.de/ratgeber/weniger-alkoh...fr3r2TCwch

Ich selbst trinke keinen Alkohol, aus Überzeugung.

Alkohol ist ein Nervengift. Früher hatte er eine desinfizierende Wirkung auf das Trinkwasser der Menschen, als todbringende Seuchen noch an der Tagesordnung waren. So hatte er zu jener Zeit noch einen Nutzen. Doch darüber sind wir schon lange hinaus.


https://www.daserste.de/information/wiss...l-110.html

Es geht an Silvester auch ohne Alkohol, die alkoholfreien Alternativen sind lecker und haben keinerlei schlimme Nebenwirkungen.

Wenn ich eingeladen und gefragt werde, ob ich nicht mit anstoßen möchte, dann antworte ich stets mit: "Sehr gerne, mit einem Glas Gänsewein."


https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%A4nsewein

Wenn die Leute um mich herum dann verdutzt gucken, freue ich mich. Falls jemand den Begriff nicht kennt, verweise ich auf Dr. Google, den stets Allwissenden, und habe meine Freude an der Reaktion der Anwesenden. Smile

Es ist einfach auch schön, Nein zu sagen, sich vom Mainstream abzugrenzen, eine eigene Meinung zu haben, eigenständig über sein Leben entscheiden zu können, nicht jeden Unfug mitmachen zu müssen. Fröhlich kann man auch ohne Alkohol sein, wenn man sich mental auf die Einladung vorbereitet und sich vorher locker macht - beispielsweise vor dem Spiegel Grimassen zieht oder betont albern kichert.

"Sei dir deiner Kräfte, Bedürfnisse und Möglichkeiten bewusst, dann wirst du auf dem Weg, den du beschreitest, einen Gefährten haben."
(Aus Tibet)

Herzliche Grüße Heart ,

Maggie
Wer sich an das A b s u r d e gewöhnt hat, findet sich in unserer Zeit gut zurecht.
(Eugène Ionesco)




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#10
Hallo zusammen,

also ich hab noch keinen sozialen Druck gespürt weil ich nichts trinke.
Was unangenehm war früher, wenn ich mit auf Kneipentour war, ich hatte pro Runde dann ein
Wasser da stehen.
Das war schwer zu bewältigen.
Und wenn ich mal was trinke in ganz seltenen Fällen, wundern sich alle.
Vielleicht spüre ich aber den sozialen Druck auch einfach nicht weil ich nicht darauf achte.
Und es liegt vielleicht auch daran, wie man selbst rüber kommt.
Es gibt ja genügend Leute, die können ohne Alkohol gar nicht feiern oder tanzen etc.

LG
Antje
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#11
Guten Abend / Morgen allerseits! 

"Sozialer Druck" ...  Auf meinen Beitrag bezogen,  meinte ich speziell das diesbezügliche Martyrium alkoholabstinenter   Bürgermeister. ;-)
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#12
Ich weiß :-) … aber da ja nicht nur Bürgermeister das Problem haben, habe ich einfach mal einen allgemeinen Gedanken dazu geäußert. Ich meinte auch nicht, dass ich selbst mich „sozialem Druck“ ausgesetzt fühle, wenn ich nichts trinke.

Ich habe Alkoholiker gemeint, die gerade aufgehört haben, einen Entzug hinter sich haben und vielleicht noch nicht ganz stabil sind (Heilpraktiker- und Therapeutenforum, nicht nur für Bürgermeister :-)). Von diesen ist „man“ überall gewohnt, dass sie Alkohol trinken und nicht einmal so ganz wenig - und in der Stammkneipe oder wo auch immer will man nett sein und stellt im schlimmsten Fall schon ohne Bestellung hin, was immer getrunken wurde. Für diese Menschen und in der Situation ist das (noch) sehr ungewohnt und unangenehm, sich regelrecht erklären und verteidigen zu müssen, weil sie keinen Alkohol (mehr) trinken wollen. Ich habe berichtet, wie ich es (begleitend) miterlebt habe.

Wenn ich das (ausgegrabene, ältere) Thema nicht hätte ernst nehmen sollen - sorry. Ich habe dazu ernste Erinnerungen.
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