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Anhedonie/depressive Verstimmung
#1
Ihr Lieben,

ich sitze hier über den Diagnosekriterien für eine depressive Episode. Die 3 Hauptsymptome sind ja:
1. depressive Stimmung
2. Anhedonie
3. verminderter Antrieb

Jetzt stellt sich mir die Frage: Sind depressive Stimmung und Anhedonie nicht das Gleiche? Vermutlich nicht, sonst wären es ja nicht 2 Kriterien. Confused
Könnt ihr mir vielleicht helfen den Knoten zu lösen? Was ist der Unterschied?
Ist depressive Stimmung nicht gleich Verlust von Freude?

Liebe Grüße,
Anna
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#2
Liebe Anna,

ich denke zu den "Typischen Symptomen" einer depressiven Episode gehört mehr als "nur" Freudlosigkeit, (Anhedonie)  Anhedonie bedeutet, Unfähgkeit Freude zu empfinden.

1. gedrückte Stimmung
2. Interessensverlust, Freudlosigkeit (Anhedonie)
3. verminderter Antrieb

Vielleicht hilft es dir.

Liebe Grüße
Jeannette
Enjoy the little things in life because one day you`ll look back and realize they were the big things.
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#3
Ich möchte versuchen meine Frage nochmal etwas genauer zu formulieren:

Was ist der Unterschied zwischen gedrückter/depressiver Stimmung und Freudlosigkeit (Anhedonie)?

Dass es noch andere Kriterien für eine depressive Episode gibt ist mir bewusst, ich versuche die beiden oben genannten auseinander zu halten und zu definieren, weil mir der Unterschied nicht klar ist.

Liebe Grüße,
Anna
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#4
Liebe Anna,

dann versuche ich es auch nochmal:

Bei der Anhedonie sehe ich eine reine Freudlosigkeit, sprich, ich kann auch an mir sonst erfreulichen Dingen nichts schönes finden. Fühle mich aber nicht total "am Boden". Hingegen bei der gedrückten depressiven Stimmung, ist alles um mich schwer und ich komme kaum mehr aus meinem "Tief" heraus. Dies muss bei der Anhedonie meiner Meinung nach nicht unbedingt so sein.

Liebe Grüße
Jeannette
Enjoy the little things in life because one day you`ll look back and realize they were the big things.
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#5
Liebe Anna,

die Anhedonie bezieht sich darauf, ob ich Freude empfinden, bzw. ob es mir möglich ist darauf zu reagieren. Bei der depressiven Stimmung bin ich niedergeschlagen.

Macht es das deutlicher für Dich?

Liebe Grüße
Jeannette
Enjoy the little things in life because one day you`ll look back and realize they were the big things.
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#6
Hallo,

also ich hab genau denselben Knoten im Hirn wie Anna.

Was ist der Unterschied zwischen keine Freude empfinden und niedergeschlagen?

Wenn ich sage, ich bin niedergeschlagen, dann hat das was zum einen trauriges, zum anderen aber auch eine starke Hoffnungslosikgkeit. Wozu soll ich mir dann z.B. einen neuen Job suchen, bringt ja sowieso nichts, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Warum soll ich mich mit meinen Enkeln beschäftigen, meine Familie ist sowieso nicht für mich da, wenn ich sie brauche, hab ich ja schon oft genug erlebt?

Das sind für mich typische depressive Sätze.
Und logisch, daß ich dann auch keine Freude daran habe, mir einen Job zu suchen, mit meinen Enkeln zu spielen und so weiter.

Für mich ist es, wenn ich mich so damit beschäftige, sehr schwer, das auseinander zuhalten.
Oder andersherum formuliert... die Freudlosigkeit kommt ja nicht aus dem Nichts. Es fühlt sich für mich an, als wäre sie untrennbar mit einer depressiven Stimmung verbunden bzw. Teil von ihr.

Heart lich,
Anja Flörke
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#7
.....
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#8
Hallo Asja,

die mangelnde affektive Schwingungsfähigkeit finden wir im somatischem Syndrom neben der Anehdonie wieder... das sind also zwei verschiedene Sachen.

Sich über etwas nicht freuen können (= Gefühl der Gefühllosigkeit, eingeschränkte affektive Schwingungsfähigkeit) und
keine Freude an Dingen haben, die einem vielleicht sogar früher sogar Spaß gemacht haben (Anhedonie)
sind zwei unterschiedliche Dinge.

Liebe Grüße,
Anja Flörke
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#9
Hallo zusammen, gut, dann ich nun auch noch  Rolleyes  

Gedrückte Stimmung muss nicht zwangsläufig Freudlosigkeit/Anhedonie bedeuten.
Man kann durchaus gedrückter Stimmung sein (als Diagnosekriterium: die meiste Zeit des Tages, fast jeden Tag)
und zwischendrin sich auch an Ereignissen erfreuen. Die Freude reicht wahrscheinlich nicht, um dauerhaft die Stimmung zu heben, aber sie ist dennoch spürbar/ erlebbar.

Freudlosigkeit/Anhedonie kann von Außen wirken wie gedrückte Stimmung, und kann ebenso "nur" empfunden werden, bzw.  Freude wird nicht empfunden, nach Außen muss man es nicht unbedingt merken, weil die Stimmung nicht gedrückt ist. 
Vielleicht sollte man depressive Stimmung nicht mit gedrückter Stimmung gleichsetzen.
In "depressiv" interpretiert man schnell die vielen Symptome, die Diagnosekriterien der Depression sind, die wir dann ja nicht auswendig lernen müssten  Angel

Anhedonie wird ja auch als somatisches Symptom aufgeführt. Vielleicht macht das auch nochmal den Unterschied zu gedrückter Stimmung deutlich.

Freude "über" oder "an" ist nach meinem Empfinden nur eine Sprachvariante. Das Gefühl ist Freude.

Viel Erfolg beim Knoten lösen,
LG Petra
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#10
(29.11.2015, 14:31)Petracla schrieb: Gedrückte Stimmung muss nicht zwangsläufig Freudlosigkeit/Anhedonie bedeuten.
Man kann durchaus gedrückter Stimmung sein (als Diagnosekriterium: die meiste Zeit des Tages, fast jeden Tag)
...
Vielleicht sollte man depressive Stimmung nicht mit gedrückter Stimmung gleichsetzen.
...
Anhedonie wird ja auch als somatisches Symptom aufgeführt. Vielleicht macht das auch nochmal den Unterschied zu gedrückter Stimmung deutlich.

Du schreibst, gedrückte Stimmung sollte man nicht mit depressiver Stimmung gleichsetzen und gedrückte Stimmung ist nicht Anhedonie. Was ist denn dann depressive Stimmung? *guckverwirrt*


Freude "über" oder "an" ist nach meinem Empfinden nur eine Sprachvariante. Das Gefühl ist Freude.

Ok, und wie würdest Du sprachlich Anhedonie vom Gefühl der Gefühllosigkeit dann abgrenzen?
Oder ist das für Dich auch dasselbe? (sind ja zwei unterschiedliche Diagnosekriterien im somatischen Syndrom)
Also ob ich mich über ein Geschenk freue oder an meinem Hobby, bzw. eben nicht mehr freue, ist dann welches Diagnoskriterium?

MEINE Verwirrung wird gerade größer.

Liebe Grüße,
Anja
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#11
Anja, das tut mir Leid, mehr Verwirrung war nicht meine Absicht  Blush
ich hab es nur mit meinen Worten und meiner Sicht versucht, ohne Rechtsanspruch  Shy

"Du schreibst, gedrückte Stimmung sollte man nicht mit depressiver Stimmung gleichsetzen und gedrückte Stimmung ist nicht Anhedonie. Was ist denn dann depressive Stimmung? *guckverwirrt"


Was ich meinte:
Mit dem Wort "depressiv" verbindet man einen Symptomenkomplex, der meist umfangreicher ist, als der bei "gedrückter Stimmung".
Ich dachte, es wird leichter zu sehen, dass Anhedonie zwar zu gedrückter Stimmung passt und gleichzeitig nicht zwangsläufig dazu gehört.   Sad


"Ok, und wie würdest Du sprachlich Anhedonie vom Gefühl der Gefühllosigkeit dann abgrenzen? 
Oder ist das für Dich auch dasselbe? "

Huh

Anhedonie = Freudlosigkeit
Freude ist eines von vielen Gefühlen, die man empfinden kann.
Gefühllosigkeit schließt auch Gefühle, wie Traurigkeit und andere mit ein.


Sich über ein Geschenk oder an einem Hobby freuen meint doch das gleiche Gefühl, nämlich Freude, deshalb verstehe ich den Zusammenhang mit Anhedonie vs Gefühllosigkeit nicht.


LG Petra
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#12
Liebe Kolleginnen

Spät entdeckt, aber dennoch gebe ich mein bisschen Ketchup dazu Smile

Also... Unter depressiver Stimmung habe ich abgespeichert : traurige Grundstimmung.
Anhedonie bezeichnet die erwähnte Freudlosigkeit.
Antriebsarmut ist die dazu gehörende Psychomotorische Veränderung.

Grundsätzlich kann ich also trauriger Grundstimmung sein.... Mich aber durchaus noch an einem Spaziergang mit meinem Hund im Winterwald erfreuen. Mich also kurzzeitig erhellen. Das kann passieren... Aus mehreren Gründen... Hormonell oder sonstige... Keiner wird mir eine depressive Episode diagnostizieren.

Anders gelagert ist es, wenn mir zusätzlich auch die Fähigkeit zur Freude verlorengeht, ich also auch der Anhedonie unterliege.

Zeige ich dann auch noch einen verminderten Antrieb - und das alles zusammen und kombiniert über einen Zeitraum von mindestens 2 Wochen,  weise ich die drei Leitsymptome nach ICD 10 für eine depressive Episode auf.

Welcher Schweregrad dann genau diagnostiziert wird, ist abhängig von der Anzahl der weiteren Nebensymptome.

Vielleicht trägt das auch noch ein bisschen mehr zur Begriffsbestimmung bei.

Viele Grüße an euch 

Regina 

P.s.... Gefühl der Gefühllosigkeit bezeichnet noch mehr als "nur" Anhedonie. Es ist eine emotionale Taubheit, schließt also weitere Gefühle ein. Liebe zu den Angehörigen, Liebe zu Arbeit, Eifer für Hobbie, ja sogar Schmerzempfinden kann verloren gehen.
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Wenn dir jemand Zitronen ins Glas kippt, mach LIMONADE draus!"  

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