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(30.01.2010, 12:58)Vivanini schrieb: Also für mich sieht es wie eine Streptokokken-Angina aus.
genau , liebe Anja, Du bist auf dem richtigen Weg.
Bei einer eitrigen Streptokokkenangina ist der Einsatz von verschreibungspflichtigen Antibiotika notwendig, aber noch aus einem anderen Grund muß ein HP, wenn er diese Verdachtsdiagnose stellt, den Patienten an den Arzt verweisen. Warum ?
Was kann passieren, wenn eine Streptokokkenangina nicht behandelt wird?
Aber zurück zu dem kranken jungen Mann: er hat keine Streptokokkenangina
Ein kleiner Tipp, bei der Racheninspektion fällt uns der Husten des Mannes auf
Was nehmen wir also sofort zur Hand ?
Und noch ein ganz kleiner Tipp: Wir sehen bei dem Patienten eine Angina follicularis, wenn die Krankheit aber fortschreitet kann sich die Morphologie der Angina verändern !
Liebe Grüße Silke
Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein ! Voltaire
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Eine Streptokokkenangina hat als Komplikation die Endokarditis!! Dabei kann es zu Klappenvernarbungen kommen und somit zu Stenosen oder Insuffizienzen an den Klappen!
Wir nehmen das Stethoskop und hören die Lungen ab! Was hören wir?
Die Angina follicularis kann sich zur Angina membranacea oder Angina ulcerosa ausbilden.
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Hallo,
wie ist denn der Husten? Was höre ich denn mit dem Stethoskop?
Ich denke auch an Diphterie. Auch hier wäre eine umgehende Überweisung an den Arzt zwingend.
Liebe Grüße
Véronique
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Liebe Rätselfreunde,
bevor wir unseren Patienten abhören, sollten wir nochmal kurz in uns gehen :
Wir haben eine Angina follicularis vor uns, vermuten sogar eine Streptococcen-Angina und wir wollen den Patienten an den Arzt verweisen, weil er Antibiotika braucht.
Es gibt aber noch einen ganz wichtigen Grund: Das Infektionsschutzgesetz
Gemäß §§ 24 IfSG und 34 IfSG besteht für den HP Behandlungsverbot
Bei einer eitrigen Angina ist der Erreger fast immer Streptococcus pyogenes und in § 34 (1) IfSG ist unter Punkt 16 aufgeführt: Scharlach oder sonstige Streptococcus pyogenes-Infektionen.
Der HP darf laut der §§ 24 und 44 IfSG auch keine weitere Untersuchung vornehmen , um den Erreger nachzuweisen.
So, ich habe ja aber schon verraten, es ist keine Streptococcen-Angina
jetzt zurück zum Husten
der Husten ist trocken und bei der Auskultation ist nur sehr schwer etwas zu hören, weil es überlagert ist von einem pfeifenden Atemgeräusch während der Einatmung
Warum untermauert dieses Symptom die Verdachtsdiagnose: Diphterie?
Liebe Grüße Silke
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Hallo ! trockener, bellender Husten, der echte Krupp-Husten mit inspiratorischem Stridor wäre typisch bei der Kehlkopfdiphtherie, aber meist sind Kinder zwischen 2-5 J.davon betroffen, bei Erwachsenen ist die Schwellung nicht mehr so ausgeprägt und die Atemnot geringer, Ich müßte eigentlich sowohl bei Kehlkopf, als auch der Rachendiphtherie Pseudomembranen erkennen können, die NICHT auf die Tonsillen beschränkt sind (DD:Mononukleose),auch ein süslicher unangenehmer Halsgeruch wäre typisch, aber auch bei Mononukleose....Bei Diphtherieverdacht, Erkrankung+Tod besteht Meldepflicht gemäss § 8 in Verbindung mit § 6+Behandlungsverbot gemäss § 24 (statistisch könnte es gar keine Diphtherie sein, weil die letzten Fälle schon 20 J.her sind,lach)
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Lieber Andreas,
mit der Statistik ist das so eine Sache.
Vor ein paar Jahren stand in der Badischen Zeitung der Fall eines kleinen Jungen aus Freiburg, der an Diphtherie gestorben ist. Der Arzt hatte die Erkrankung nicht erkannt!!!
LG Isolde
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Hallo Andreas,
Dein Einwand ist sicherlich berechtigt. Aber wäre es ein Rätsel gewesen, wenn ich gleich Pseudomembranen angegeben hätte , zudem sich diese auch nicht von jetzt auf sofort bilden, sondern tatsächlich über das Stadium der Angina follicularis gehen.
Nach einem auffallendem Mundgeruch hat leider niemand gefragt , den hat unser Patient nämlich !
Und um das Argument mit dern "Statistik" zu entkräfigen: der junge Mann arbeitet als LKW-Fahrer und kam gerade aus Rumänien zurück. Aber danach hat auch niemand gefragt
Vielleicht entspricht "mein Patient" nicht unbedingt der Lehrbuch-Diphterie, aber wir wollen ja alle etwas lernen bei der Rätselei !
Und außerdem musst Du ja wohl zugeben, dass Deine DD-Fälle auch nicht unbedingt dem Lehrbuch entsprungen sind, sondern eher in die Kategorie Dr.House gehören und gerade duch das "Ungewöhnliche" kann man sich die Fälle gut merken ( Stichwort: Koma und Pipibeutel !)
Eine abschließende Zusammenfassung folgt morgen.
Liebe Grüße
Silke
Liebe Grüße Silke
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so, wie versprochen eine Zusammenfassung
Der Fall:
30jähriger Mann, starkes Krankheitsgefühl, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, 38,5°C Fieber, geschwollene und druckschmerzhafte Halslymphknoten, gerötete Tonsillen mit weißgelben kleinen Belägen, trockener Husten, pfeifendes Atemgeräusch (Stridor), süßlicher Mundgeruch, Auslandsaufenthalt
und die richtige Diagnose: Diphtherie
Meldepflicht für den HP bei Verdacht, Erkrankung und Tod gem. §§ 8 und 6 IfSG und
Behandlungsverbot gem. §§ 24, 6,7 und 34 IfSG
kurze Übersicht: Diphtherie
Lokalinfektion Schleimhäute Atemtrakt
Err.: Corynebacterium diphtheriae
Inkub.: 1-7 Tage
Übertrag.: Tröpfcheninfektion
alle Schweregrade (inapparent bis tödlich)
Lokale Diphtherie:
Rachen ( starkes Krankheitsgefühl, Fieber 38-39°C, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Tachykardie, festsitzende Pseudomembranen (nekrotisches Epithelgewebe, Fibrin, Blutkörperchen), süßlicher Mundgeruch, Schwellung Halslymphknoten (+ Ödeme --> Cäsarenhals))
Kehlkopf
sekundär (Erreger sind vom Rachen abgestiegen)
primär ( Bakterien haben direkt Kehlkopf besiedelt, trockener, bellender Husten (Krupp-Husten), Heiserkeit, Ödeme und Pseudomembranen auf Stimmritze --> Atemnot, Ersticken )
Nase (v.a. Säuglinge und Kleinkinder, blutig-eitriger Schnupfen, subfebrile Temperaturen, Abgeschlagenheit, Pseudomembranen an Nasenschleimhaut
Haut, Wunden
Augenbindehaut
Progrediente Diphtherie
Ausbreitung Nase-->Rachen-->Kehlkopf-->Luftröhre-->Bronchien
Toxische Diphtherie
Erreger vermehren sich nur lokal, aber Toxin gelangt ins Blut und überschwemmt Körper, schädigt v.a. Herz, Nieren, Nerven, Gefäße
Komplikationen: Ersticken und durch Toxinfernwirkung: Myokarditis, Endokarditis, Nephritis, Polyneuritis, Gefäßschäden und Schädigung Vasomotorenzentrum
Impfung: aktiv und passiv
Therapie: Immunglobuline als Antitoxin, Antibiotika, strikte Bettruhe mit Herz-Kreislauf-Überwachung
So nun dürft Ihr noch mal ran
es sollte ja ein DD-Rätsel werden, als werfen wir noch einmal einen Blick auf die anfänglichen Verdachtsdiagnosen !
Wem fallen ein paar Schlagworte zum Pfeifferschen Drüsenfieber ein?
Liebe Grüße Silke
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Hallo Silke,
wirklich aus dem Stehgreif: (d.h. bitte korrigiere mich, wenn es falsch sein sollte)
Symptomen-Trias:
Angina, Lymphknotenschwellung, Fieber
Irgendwie habe ich in Erinnerung, daß der weiße Belag hier nicht abwischbar ist???
Danke für das tolle Rätsel!
Übrigens, wie kriegst Du die tollen bewegten Smilies hin?
Herzliche GRüße
Véronique
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Danke Veronique
Pfeiffer Drüsenfieber = Infektiöse Mononucleose
eine Variante einer Epstein-Barr-Virus-Infektion
Tröpfcheninfektion (Speichel-->Küssen-->"kissing desease")
Inkub: 1-3Wo.
Beginn grippeähnlich, Tonsillitis, Fieber, Lymphknotenschwellung (Ohr, Nacken), evt. Milz-Leber-Schwellung, multiformes Exanthem
wichtig: grau-gelbe Tonsillenbeläge sind abwischbar, keine Blutung und auf Tonsillen beschränkt ( DD Diphterie!)
Kleinkinder- inapparent bis leichter Verlauf, Schulkinder-febriler Verlauf, Erwachsene-anginöser Verlauf
Komplikationen: Entzündung Le, Ni, He, ZNS, wg. Zellwucherung im MMS Gefahr Milzruptur
Diagnose: Monozyten, Lymphozyten erhöht (DD-Diphtherie) und pathologisch veränderter Zellern, Antikörper-Schnelltest
keine Impfung, bei Ampicillingabe oftmal allergisches Exanthem
keine Meldepflicht, kein Behandlungsverbot (schwerer Verlauf-->Arzt)
so, ich denke die übrigen Verdachtsdiagnosen wurden ja bereits während des Rätsels entkräftet und damit ist das Rätsel "Halsschmerzen"
Oder Isolde?
Ich danke Euch für Eure Zeit und Mühe und hoffe bei uns allen ist ein bisschen "hängengeblieben".
Und zum Schluß verrate ich auch noch, woher die bewegten Smilies kommen: www.cosgan.de
Eure Silke
Liebe Grüße Silke
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Liebe Silke,
ein sehr spannendes Rätsel. Das hast Du wirklich super gemacht!!
Wir freuen uns schon auf Dein nächstes Rätsel.
LG Isolde
Silke, hat es zwar vorstehend schon geschrieben, ich wiederhole es hier aber nochmals ausdrücklich:
Wenn ein Pfeiffer-Drüsenfieber (Mononucleosis infectiosa) vorliegt, darf der Patient vom Arzt
kein Breitbandantibiotikum (Ampicillin)
verordnet bekommen, da es in den meisten Fällen darauf zu heftigen allergischen Reaktionen kommt!
Obwohl es auch in der Schulmedizin als Kunstfehler gilt, kann man davon ausgehen, dass in 80 % der Fälle der Arzt aus Unkenntnis Ampicillin verordnet!!!
Also, wenn Ihr den Patienten an den Arzt zur Behandlung verweist, schärft dem Patienten ein, dass er den Arzt daran erinnert, dass in diesem Fall kein Ampicillin eingesetzt werden darf. - Das ist zwar traurig, aber unbedingt notwendig!!!
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