Eine der Damen war immer absolut fest davon überzeugt, dass ein älterer Herr aus der gleichen Pflegegruppe ihr Geld stehlen würde... egal, ob noch all ihr Geld in der Tasche war, oder nicht. Traurig daran war auch, dass der Herr, dem sie vorwarf, ihr ihr Geld zu stehlen, in dem er immer, wenn sie gerade auf Toilette, oder eingenickt war, "ganz schnell in ihr Zimmer rennen und ihre Schubladen durchsuchen" würde, eigentlich im Rollstuhl saß und immer ganz besonders sehr nett und freundlich zu ihr war, weil er, wie er mir erzählte, fand, dass sie immer so elegant aussähe, wie früher seine Mama.
Man konnte sie aber absolut nicht davon überzeugen, dass ihr Geld noch komplett war und sie auch nicht beruhigen, wenn sie mal wieder gedanklich in dieser "Schleife" hängengeblieben war. Um zu vermeiden, dass sie vor allen laut über den Herrn schimpfte (vor ihm selbst tat sie das nie, weil sie Angst hatte, dass er sie dann vielleicht "noch mehr" ärgern würde, wie sie mir sagte), musste man sie dann auf einen Spaziergang mitnehmen, oder sie anders ablenken und von den anderen wegbringen.
Das fand ich damals sehr traurig, wie sehr so eine Krankheit einem das Leben schwarz machen kann, ohne dass überhaupt ein Grund dafür gegeben wäre.
Meinst Du so etwas Isolde?
Liebe Grüsse, Kathinka
"Ja, ich bin ein Träumer... denn nur Träumer finden ihren Weg durchs Mondlicht und erleben die Morgendämmerung, bevor die Welt erwacht." (Oscar Wilde)