Erster Abend Schuld und Scham: Valentinstag. Mittelgroße Hektik vor Beginn der Schulung. Ich bin noch draußen rumgerannt, Ponys und Hunde füttern, habe vor dem Pferdestall den Gatten getroffen, der meinte, er würde kurz losfahren, mir eine vorläufige Bahncard aus dem Fahrkartenautomaten ziehen. Alles zwischen Tür und Angel. Ich dachte noch, das ist aber nett....
...und bin dann schnell an den Laptop, schuldundschamen. Die Zeit verging wie im Flug. Zwischendurch noch das Ding mit der Sprache, ja drauf achten, dass wir nicht sagen, wir seien blöd, zum dumm etcpp. Schuld und Scham zuende. Kein Gatte in Sicht.
Ich (blond und unbelehrbar) denke: Oh, bestimmt kauft er noch was zum Valentinstag (was wir übrigens in mehr als 30 Jahren noch nie gemacht haben, aber irgendwie war das tagsüber als Thema aufgeploppt und ich hatte dem Gatten einen Blumenstrauß mitgebracht). Jedenfalls, Minuten später: Auftritt der Gatte. Megageladen, poltert sofort los. Das sei ja wieder die absolute Sch**** gewesen, nichts als Stress und mehr als 100 Kilometer verballert, "mal wieder für irgend so eine Emotion". Merke: Emotion = ich. Weil - polter, polter - vorläufige Bahncard hat geklappt (schwupp, sanft segelte das kleine Papierdingelchen auf meinen Laptop), nicht aber, das Tagesticket für mich für die Zugfahrt für die Regionalverbindung nach HH für den nächsten Morgen zu kaufen.
Ich, ganz PB, mit Schuldgefühl und ein bisschen Mutter Teresa: "Tut mir leid, dass Du jetzt so sauer bist." Und ich, ganz ernsthaft voll im Scham-Strudel: "Und weißt Du, was total albern ist? Ich habe auch noch gedacht, Du bist so lange unterwegs, weil Du noch was für mich zum Valentinstag kaufst."
Der Gatte, jetzt voll getriggert: "Das habe ich also auch noch vergeigt, ich Idiot."
Schuld und Scham und selbstverletztende Sprache - danke, Anja, wir hatten gleich zum Einstieg das ganze Programm. Zum Glück konnten wir eine Stunde später drüber lachen! Und: tut mir leid, dass es jetzt so lang geworden ist, aber Du wolltest ja gern ein Beispiel haben.
*Denn schlimmer als zu sterben ist es, nicht zu wissen, wofür man lebt.* (Gioconda Belli)