Bei unserem 1. Diagnoserätsel handelt es sich um eine Panikattacke (PA).
Sie gehören zu den Angststörungen.
Vorab: Das ICD-10 (das ist die Internationale Klassifikation psychischer Störungen, hrsg. von der Weltgesundheitsorganisation), auf die ich immer wieder hinweisen werde, führt sie unter Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen. Das 2. große Klassifikationssystem psychischer Erkrankungen, das DSM-IV nennt sie Angststörungen.
Alle diese Störungen haben etwas mit Ängsten zu tun, entweder werden die Ängste ganz offen gezeigt, oder sie sind hinter der psychischen Störung verborgen.
Diese Störungen werden nach dem ICD untergliedert in:
Phobische Störungen (Hauptmerkmal: aus Angst werden bestimmte Dinge, Orte oder Situationen gemieden. Wichtigste Form z.B. Angst vor Spinnen, Schlangen...oder auch vor sozialen Situationen.
Zwangstörungen. Die Betroffenen müssen zwanghaft immer wieder bestimmte Dinge tun oder Gedanken denken. Am Bekanntesten ist der Waschzwang.
Zu diesen genannten Störformen demnächst mehr.
Heute zu der Panikstörung, deren einzelne Attacke wird Panikattacke genannt.
Eine PA ist dadurch gekennzeichnet, dass sie plötzlich und unvorhersehbar auftritt und begleitet ist von starken Angstgefühlen und mit vielgestaltigen körperlichen Symptomen wie Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühlen bis hin zu der Angst einen Herzanfall mit Todesfolge zu erleiden. Als sehr schlimm wird von den Betroffenen auch berichtet, dass man die Kontrolle über sich verliert, d.h. man kann sich selbst nicht mehr steuern, es überfällt einem und meist bleibt dann nur "panik"artiges Fliehen, möglichst nach Hause, damit Mitmenschen einen dabei nicht beobachten können.
Meist dauern diese Attacken 10 - 20 Minuten, können aber auch viel länger dauern, das ist aber selten. Klar ist, wenn man so eine Attacke einmal erlitten hat, dann hat man Angst davor, dass es wieder kommen könnte. Hat man zum ersten Mal so etwas an einer überfüllten Kasse erlebt, dann wird man beim nächsten Anstehen Angst haben, dass es hier wieder passieren könnte. Es tritt das Phänomen "Angst vor der Angst" auf. Und das ist auch der Grund warum Panikstörungen sehr häufig mit einer Agoraphobie (Angst vor Plätzen, Menschenmengen, Reisen in Bussen etc.) zusammen fallen.
Zur Unterscheidung nochmal:
Panikstörung: Angstattacke, die unvorhersehbar ist und sich nicht auf besondere Orte oder Situationen bezieht.
Agoraphobie: Ängste, die gebunden sind an bestimmte umschriebene Situationen. Diese werden dann möglichst gemieden. (Auf die Agoraphobie kommen wir immer wieder zurück).
Schwerste Frage ist, warum Panikattacken plötzlich auftreten und dann auch immer wieder kommen können. Abschließend ist diese Frage nicht zu beantworten, es gibt nur Versuche, die Ursache zu ergründen, und je nachdem welcher psychologischen "Schule" man angehört, kommt man zu unterschiedlichen Begründungen. Die Tiefenpsychologie sieht die Ursache sicherlich in der Kindheit, die Verhaltenstherapie wird ein gelerntes falsches Verhalten dahinter vermuten, die biologische Betrachtungsweise wird eine körperliche Verursachung vermuten. Das waren jetzt nur sehr grobe Begründungen. Hier ins Einzelne zu gehen, würde zu weit führen und ist wie gesagt, auch nicht abschließend zu begründen.
Die Verhaltenstherapie hat bei den Panikattacken und den anderen Angststörungen sehr gute Heilerfolge.
Wenn Ihr noch Fragen habt, ich versuche sie gerne zu beantworten
Geli