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27.03.2019, 12:40
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.03.2019, 14:25 von Attila.)
Wie findet man die Liebe seines Lebens?
Vielleicht sollten wir uns zuerst die berechtigte Frage stellen: Gibt es überhaupt die eine große Liebe im Leben?
In Hollywood-Filmen wird dieser tief in uns liegende Traum immer sehr schön ausgemalt: Mann und Frau, beide spüren, daß der Partner der einzig Richtige ist und nun zeigen sich alle möglichen Schwierigkeiten. Am Ende überwinden sie alle Hindernisse und nun steht der großen Liebe nichts mehr im Weg. Doch über die Probleme, die sich oft erst danach zeigen, erzählen die wenigsten Filme.
Schon Platon erzählte, daß die Menschen ursprünglich vier Arme, vier Beine und zwei Gesichter gehabt und sie Zeus in zwei Hälften gespalten habe. Seither seien die Menschen dazu verdammt, ewig ihre fehlende Hälfte hier im irdischen Leben zu suchen.
Wenn wir in uns hineinblicken, werden die meisten von uns diese Idee in den Tiefen ihrer Seele finden. Viele von uns hoffen auf die große Begegnung mit jemandem, der uns auf magische Weise in allem ergänzt. Wir mögen uns diese Idee ausgeredet haben oder sie relativiert haben, aber tief in uns drinnen lebt und wirkt sie oft weiter. Nicht selten fragen mich im Beratungsgespräch Menschen noch im hohen Alter, wann sie endlich die Liebe ihres Lebens treffen. Und man kann sich den Gedanken fast nicht verkneifen: Hört man denn nie auf zu hoffen? Doch das hätten wir vor zwanzig Jahren genauso über uns selbst gedacht.
Warum ist diese Idee so hartnäckig und warum taucht sie auch dann manchmal auf, wenn wir in fester Hand sind, vielleicht schon Kinder mit unserem Partner haben und in unserer Beziehung zur Ruhe finden sollten? Warum werden Partner plötzlich verrückt, gehen fremd oder beenden eine Beziehung gerade dann, wenn alles perfekt ist? Warum denkt man manchmal, daß jede noch so große Liebe auf Schiffbruch ausgerichtet ist? Und gibt es sie wirklich - Diese seltenen Fälle, wenn zwei Menschen sich in jungen Jahren kennenlernen und dann glücklich bis zum Tode zusammenbleiben?
Ja, die gibt es. Aber kein Leben ist nur Friede, Freude, Eierkuchen. Und schon die Griechen unterschieden zwischen Eros, der leidenschaftlichen Liebe und Pragma, der Liebe in einer Beziehung. Übrigens darf man hier bemerken, daß die leiden-schaftliche Liebe das "Leiden" schon mit inbegriffen hat, daß das "Leiden" sozusagen schon vorprogrammiert ist. Vom "Leid" können wir dann anschließend alle ein "Lied" singen.
Ich lebe als scheinbar isolierte Person in einer mir scheinbar fremden Welt und plötzlich kommt eine Person, die mich alles vergessen läßt. Die Welt ist mir nicht mehr fremd, alles wirkt beseelt, Schmetterlinge flattern in meinem Bauch und mein ganzen Leben wird frei von Problemen - zumindest für eine gewisse Zeit.
Die Wahrheit ist: ich bin weder isoliert, noch lebe ich in einer mir fremden Welt. Die Welt und ich sind eins, doch vermag ich das nicht in jedem Augenblick meines Lebens klar zu sehen. Die andere Person ist mein "Kanal" zu einer wahrhafteren Wahrnehmung der Welt. Einer Welt, die doch immer schon von Liebe erfüllt ist. Wenn wir vom perfekten Partner träumen, träumen wir von dieser wahrhaften Verbindung zwischen uns und der Welt. Und diese Verbindung ist die einzig wahre unseres Lebens. Die andere Person verkörpert nun diese Verbindung. Diese Verbindung ist einzigartig, sie gibt es kein zweites Mal: ich und die Welt. Und solange ich für diese Verbindung einen Vermittler suche, werde ich über die eine große Liebe träumen, denn die Welt gibt es nur einmal. Deshalb sind wir versucht zu denken, daß es nur eine Person sein kann, die diese Verbindung herzustellen vermag.
Weil wir dieser Vorstellung Glauben schenken, sind wir nicht unbedingt naiv. Diese Vorstellung ist natürlich. Wenn man aber beginnt zu verstehen, daß wir uns gar nicht nach einer Person, sondern einer Verbindung sehnen, dann verlagert sich unsere Sehnsucht langsam in einen Bereich, der nicht mehr außerhalb unserer Macht liegt. Wir verstehen, daß wir für diese intimste aller Beziehungen - ich und die Welt - auch selbst etwas ohne äußere Hilfe tun können. Und so hören wir allmählich auf, alles mögliche in andere Personen hineinzuprojizieren und arbeiten stattdessen an der Beziehung zwischen uns und der Welt.
Spirituelle Reife heißt auch, seine individuelle Sicht auf die Mitmenschen und de Welt zu entdecken und aufzulösen. Je weniger ich meine Ideen und Überzeugungen in die Welt hineininterpretiere, umso mehr vermag ich die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, umso mehr vermag ich meine Mitmenschen so zu sehen, wie sie wirklich sind. So können auch jene Menschen zu mir finden, die sich in meiner Wärme wohlfühlen und in deren Wärme ich mich selbst wohl fühle. So kann uns letztlich eben auch ein Partner finden, der diese Wärme ausstrahlt. Und dieser Partner muß dann auch nicht irgendwelchen Idealen und Projektionen entsprechen. Er darf so sein, wie er ist.
Die Arbeit an unserem Karma fördert unsere tief liegenden Projektionen und Überzeugungen zu Tage. Hier können sie aufgelöst werden und wir gelangen zu einem klarerem Verständnis über uns selbst und unserem Weg in der Welt.
Was denkt Ihr über dieses Thema?
Die Weisheit sagt, Ich bin nichts. Die Liebe sagt, Ich bin alles. Zwischen diesen beiden fließt mein Leben. (Nisargadatta Maharaj)
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Lieber Attila,
ganz herzlichen DANK für diese tiefen Gedanken. Ich habe diesen Aspekt der Liebe, dass der andere eine Verbindung zur Welt herstellt, so noch gar nicht gesehen.
Ich habe es mehr so betrachtet, dass der andere uns ein Bild "von uns selbst" gibt. Er vermittelt z.B.: du bist "intelligent" oder "gutaussehend" oder "positiv" oder "ständig gut gelaunt" oder....
Und so bekommen wir ein positives Bild von uns vermittelt und dafür lieben wir den anderen wieder, dem wir dann auch wieder ein positives Bild von sich geben, z.B. "Wow, so ein angesehener Mann findet mich toll".
GLG Isolde
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Lieber Attila,
nach meinem Gefühl macht es auch viel aus, ob man von etwas unerreichbarem träumt oder die Dinge einfach ein bisschen realistischer sieht. Dazu braucht es ein wenig Selbstreflektion.
Eine Freundin z.B. will einfach nicht wahrhaben, dass sie immer nur an eine bestimmte Sorte Kerl gerät, weil sie nicht im Traum daran denkt, ihre eigenen Ansichten zu reflektieren - ob man diese ändern möchte, ist ja ein anderes Buch.
Ich habe irgendwann angefangen ehrlich zu mir zu sein. Das war eine sehr gute, wenn auch harte Angelegenheit. Ich habe z.B. gelernt, dass ich mit einem rundum glücklichen, "normalen" Kerl nicht glücklich würde. Also habe ich mich innerlich dafür geöffnet, dass ich jemanden finde, der meine Behinderung respektiert und umgekehrt helfe ich dann auch.
Das ist zwar nicht die leichteste Wahl, jedoch die ehrlichste. Die rosarote Brille, das habe ich für mich irgendwann kapiert, bringt mir nämlich nix.
Und ein guter Freund sagte mal zu mir: Alle reden immer nur über den glücklichsten Tag im Leben. Lass uns doch mal über den Rest der Ehe philosophieren...
So stellt sich mir also die Frage, ob Beziehung wirklich das ist, was sich ein Mensch vorstellt. Oder ob es einfach ein Wunschbild ist, welches, wie du schreibst, wir einfach draufpacken auf den Partner - gg ez: good game easy..
Achja, und dann ist da noch die Sache mit der Entscheidung. Man hört oft: Ja, irgendwie hat es halt gepasst. Liebe Leute, keine Entscheidung ist auch eine!
Mehr dazu bestimmt im Webinar "freu"
Katha
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Lieber Attila,
danke Dir für diesen schönen Beitrag!
Auch ich habe einiges davon vorher noch nicht so betrachtet.
Seinen Seelenverwandten finden, das möchten wahrscheinlich die meisten.
Das kann auch eine tiefe Freundschaft sein, vielleicht auch ein Haustier?
Ich gehöre zu denen, die ihren Partner sehr früh kennengelernt haben,
wir sind uns zweimal begegnet, bevor wir ein Paar wurden, inzwischen sind wir 29 Jahre zusammen.
Das ist nicht nur Fügung sondern auch harte Arbeit.
Zu manchen Menschen fühlt man sich einfach hingezogen, man zieht sich magisch an, egal ob Mann oder Frau,
und für mich liegt der Gedanke nahe, das zu manchen Menschen eine Verbindung besteht,
die über das Hier und Jetzt hinaus geht. Das spüre ich tatsächlich auch bei meinem Haustier.
Ich könnte hier noch endlos darüber philosophieren, leider fehlt mir gerade die Zeit dazu.
Nochmal danke für Deine Gedanken!
Liebe Grüße.
Nina
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Vielen Dank für Eure Ansichten zu diesem Thema! Es ist wirklich ein Thema, welches uns ein Leben lang bewegt - egal, ob wir in einer Beziehung sind oder nicht.
Isolde, Du hast über die Rückmeldung, die uns der Partner geben kann, geschrieben. Dies berührt genau diesen Bereich unserer Verbindung zur Welt. Die Welt ist in all ihren Facetten unser Spiegel und der Partner ist die erste, direkteste Spiegelung, die wir von der Welt erhalten. Und meistens funktioniert die Beziehung genau solange, solange diese Rückbestätigung beiderseits ehrlich ist und solange man sich mit den erhaltenen Informationen identifizieren kann - das gilt auch für Kritik. Solange die Kritik des Anderen mich berührt und auf lange Sicht weiterbringt, werde ich in dieser Beziehung bleiben. Das ist auch oft die Erklärung dafür, wenn Menschen sichtlich in einer Beziehung unglücklich sind und trotzdem bleiben. Der Andere hat innen noch immer eine Wirkung auf mich und ich habe auf unbewußter Ebene das Gefühl, daß ich mich auf seelischer Ebene noch weiterentwickele. Wenn ich mich in der Rückmeldung des Anderen nicht mehr wiederfinde, ist die Beziehung meist unweigerlich aus und das endet nicht selten abrupt.
Aber nicht nur der Partner, viele Seelenverwandte umgeben uns in unserem Leben, manche treffen wir in diesem Leben nur kurz, in anderen begleiten sie uns vielleicht ein Leben lang. Das können Menschen, Tiere, Pflanzen, ja sogar Gegenstände sein, so wie Du das sehr richtig sagst Nina.
Sich mit seinen unbewußten Erinnerungen (ob aus diesem oder früheren Leben) zu beschäftigen, kann uns deshalb sehr viel über unsere wiederkehrenden Beziehungen verraten. Wenn man beginnt frei von dem Korsett der Vorstellung zu denken, daß man nur dieses eine Leben hätte, dann öffnen sich mitunter ganz neue Kanäle der Wahrnehmung. So haben wir Gelegenheit zu einem viel tieferen Verständnis über uns selbst zu finden.
Wer von Euch hat denn manchmal das Gefühl, eine Situation schon erlebt zu haben, oder fühlte sich schon mal beim ersten Treffen sofort mit einer Person vertraut?
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Lieber Attila,
das ist für mich gängig - auf jeden Fall eine interessante Frage.
Ich habe für mich gefunden, dass ein nun... zu bekanntes Gefühl nicht immer zuträglich ist. Die Mitte machts. Und welche Ebene einander verbindet.
Wenn man damit umgeht und zufällig einmal auftaucht, woher man sich kennt, kann das sehr viele Rätsel lösen. Eine grundliegend positive Verbindung wäre von Vorteil.
Ich habe auch diese Schicksalsverbindungen kennengelernt. Man ist zwar sehr verbunden, jedoch es gibt auch viel emotionale Missverständnisse. Es ist dann zu intensiv.
Für mich persönlich war immer sinnvoll, ob ich meinen Partner/Gefährten/Haustier etc. durch meine vergangene oder meine positive, zukünftige Emotion bzw meine Wünsche anziehe. Seit ich ein paar grundliegende Dinge verstanden habe, klappt es besser.
Dazu gehört für mich, dass ich mir nicht einbilde, dass etwas bestimmtes genau toll für mich wäre, sondern vielmehr achtsam zu warten, was mir begegnet.
Oft kommt es anders und zweitens als man denkt...
Viele liebe Grüße
Katha
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