Mein Termin war um 18 Uhr. Daruber war ich im Vorraus schon sehr erfreut, da ich so sicher die letzte des Tages sein wuerde und die Pruefer doch dann sicher erstens hungrig,zweitens muede und drittens ..es deshalb vielleicht kurz halten wuerden....man klammert sich an jede Hoffnung! Meine Schwester war zur moralischen Unterstuetzung dabei. So sind wir dann so um die Mittagszeit in Hannover eingetroffen und haben uns erstmal den Ort des Geschehens angesehen. Das Behoerdenhaus am Waterlooplatz ( hoffentlich nicht mein Waterloo, hab ich gedacht) ist etwas ausserhalb der Innenstadt gelegen, wir waren halb erfroren bei unserer Ankunft. So wurde dann gleich mal die Toilette ausgecheckt( hatte ich spaeter ungefaehr alle 5 min noetig) und der Raum ausfindig gemacht. Es war noch niemand da, wir sind wieder zurueckgegangen und haben es uns in einer Kneipe gemuetlich gemacht. Von der Strasse aus hatten wir ein einladendes Sofa gesehen, wie fuer uns gemacht. Drei Milchkaffees spaeter( dabei habe ich noch schnell mal so ein paar Dingelchen im Buch nachgeschaut) sind wir dann wieder zurueck. Es war 17 Uhr und es war eine greifbare Spannung zu spueren bei den anwesenden Personen im Flur. Die Verspaetung betrug schon 40 Minuten.....in dem Raum neben meinem waren angeblich bisher alle durchgefallen, in meinem noch keiner. Die junge Frau , die gerade hineingerufen wurde, kam spaeter auch recht enttaeuscht und niedergeschlagen wieder heraus. In meinen Raum wurde ein recht netter, schon etwas aelterer maennlicher Kandidat hineingebeten, der beim zweiten Versuch war. Ich musste mal wieder runter zur Toilette, meine Blase hat mich ernsthaft genervt ( na ja, die Milchkaffees.....)ausserdem war ich froh, die Stimmen aus dem Raum nicht hoeren zu muessen. Als ich zuruckkam, war allerdings herzhaftes Gelaechter zu vernehmen. Das geht die ganze Zeit schon so, hat mir mein Schwesterherz bestaetigt. Das hat mich schon etwas beruhigt! Dann kam mein Vorgaenger endlich raus, leichenblass und sehr besorgt. Es hat auch etwas gedauert, bis er sein positives Ergebnis bekam. Allgemeiner Jubel, Glueckwunsch, dann war er weg.Einer der Pruefer, ein aelterer Herr, musste auch mal kurz zum Oertchen und kam mit freundlich laechelndem Gesicht an uns vorbei. Der war mir dann doch gleich sympatisch! Mitlerweile sassen nur noch wir zwei auf dem Flur, es war schon 18.40 Uhr. Nach Verrichung seiner Geschaefte warf der nette aeltere Herr( der Amtsarzt, wie ich gleich feststellen konnte) noch einen wohlwollenden Blick auf meine huebsche Schwester und verschwand im Raum. Und dann durfte ich reinkommen. Es waren ganze 5 Leute anwesend, der Amtsarzt ( Herr Dr. Rauchenberg), Herr Dr. Fendler, Herr Koerber( Schriftfuehrer) und zwei Damen, Frau Schwarze HP, Frau ? Hp.Alle laechelten freundlich bei der Vorstellung. Ich habe mich nicht gleich auf den mir zugewiesenen Platz vor dem "Tribunal" gesetzt, sondern bin zu jedem der Pruefer hingegangen und habe jedem die Hand gegeben. Mit den Worten: " auch wenn ich gleich nicht mehr meinen Namen herausbringe, moechte ich es zumindest erst einmal nicht an guten Manieren fehlen lassen. Ich habe mich so gut vorbereitet, wie es mir moeglich war und werde mein Bestes geben." Wenn ein Skorpion ( ich!) sich bedroht fuehlt, geht er zum Angriff ueber. Erster Punkt fuer mich, ha! Es wurden noch ein paar Fragen zu meinem interessanten Lebenslauf gestellt, dann fing Dr. Fendler an. Lacht euch nicht weg, " sie sehen vom Fenster aus eine Gruppe Rentner(!) auf Inlinern und einer faellt hin.Was machen sie und warum ist der gestuerzt?" Ich, fassungslos, erzaehlt von erster Hilfeleistung,hingewiesen auf Tetanus und SHT und Folgen, Milzruptur etc. Ok, warum ist er gestuerzt? Meine Antwort" hat den Buergersteig nicht gesehen oder ist betrunken" hat schallendes Gelaechter ausgeloest.Nee, beides nicht, die wollen erst nachher einen trinken. Gut, ich von oben bis unten Moeglichkeiten aufgezaehlt. Vom Schwindel ueber Synkopen, von KHK, TIA bis Hirndrucksteigerung. Volltreffer, der Mann hatte Metastasen eines unerkannten ProstataCa. Kraempfe! Aufs Einnaessen bin ich allerdings erst gekommen nach dem Bemerk, der Mann riecht nicht nach Alkohol aber anders...dann Dr. Rauchenberg.Fragen nach Praekanzerosen, Waechterlymphknoten, Tumormarkern, Lymphsystem. Ging so einigermassen. HP Schwarz ( sehr nett) DDMann mit Schmerzen im Bein. Hurrah, tiefe Beinvenenthrombose. Untersuchungen, Komplikationen, Notfall(!), pAVK, Untersuchungen,Pulsmessung am Bein und wie heissen die, Medikamente bei Bluthochdruck?Wie wirken die? Das war nett! Die zweite Frau HP mit einer DD, 12 jaehriges Maedchen kommt mit Mutter, in der Schule umgefallen. Ich wieder alles von vorn wie bei der ersten DD, mit zusaetzlich Eisenmangel, Blutverlust wegen Menstruation, hormonelle Umstellung durch Pubertaet, Anorexie, Anaemie, Hypotonie.Da kamen immer wieder Zwischenfragen bei den einzelnen Syndromen, die ich beantwortet habe. Nichts! Ich war der Panik nahe, bis mir Frau Schwarze geholfen hat." denken sie an Kalzium, sie hat sich aufgeregt" OGottogott, ja....die hat einfach nur hyperventiliert( ich auch fast jetzt!) na ja, erklaert, Rueckatmung, Tetanie usw. Das wars, gehen sie mal kurz raus, bitte. Draussen hatte ich kein gutes Gefuehl aber es hat dann doch noch gereicht. Ich waere doch sonst die einzige gewesen, die bei ihnen durchgefallen waere. Geht doch nicht! So haben wir uns geeinigt, dass meine Leistung so schlecht nicht war.Hoffentlich ueberlegen sie es sich nicht anders.......
Ich habe mit den Pruefern noch eine Viertelstunde zusammengestanden und geplauscht. Alle waren interessiert an meiner Arbeit und was ich denn so jetzt vorhabe.Dann haben wir uns verabschiedet in bestem Einvernehmen. Draussen hat meine Schwester ein paar Fotos zur Erinnerung geknipst und wir sind zur S-Bahn getrottet. Ich war irgendwie gar nicht mehr bei mir. Das wars jetzt? Im Zug habe ich doch dann die Folgen des ploetzlichen Adrenalinentzugs gespuert. Als wir in Bremen waren, mitlerweile 22.30Uhr, hat es nur fuer ein Glas Sekt an der Hotelbar gereicht. Ich bin todmuede ins Bett gefallen und konnte doch nicht schlafen. Die ganze Nacht ging mir die Pruefung im Kopf herum, alle Fragen, meine Antworten. Das werde ich wohl mein Lebtag nicht vergessen.Am naechsten Morgen gings dann wieder zurueck nach Italien. Der Anblick meines Buecherstapels auf meinem Schreibtisch hat mich eher ermuntert. Ich mache einfach weiter jetzt als sei nichts geschehen, auch mit meiner Lerngruppe, die ich leider ( fuer mich) viel zu spaet gegruendet habe. Vielleicht wird es aber hilfreich fuer die anderen Mitglieder sein. Ohne Druck machts mehr Spass! So, das sollte einfach nur ein Bericht fuer euch sein, kein offizielles Protokoll. Das schreibe ich noch mal extra.
Glückliche Patentante von nadinebe