[b]Die Prüfung in Mainz dauerte drei Stunden[/b]!
...Ja, ich bin heute noch ganz müde davon! Und ja, der Prüfungstermin ist auch schon ein paar Tage her aber ich hatte ehrlich gesagt so überhaupt keine Lust mehr auch nur dran zu denken... Als mich Isolde fragte, ob ich ein Protokoll schreiben würde, fiel mir ein, wie froh und dankbar ich selber war, vor meiner Prüfung hier nachlesen zu können, wie es anderen in Mainz ergangen war. Darum – wenn auch mit arger Verspätung – hier nun mein (vermutlich lückenhaftes) Protokoll.
[b]Prüfungsprotokoll:[/b]
Der Prüfungstermin war für 14 Uhr angesetzt. Los ging’s mit etwa einer Viertelstunde Verspätung. Mit mir warteten eine junge Frau und ein junger Mann auf die Prüfung und da wir genügend Zeit hatten, uns etwas kennen zu lernen, beschlossen wir, die Prüfung gemeinsam zu meistern: „Wir schaffen das gemeinsam!“, so unsere „Parole“. Und so war es auch!
Eine Ärztin stellte die Fragen und neben ihr saßen eine Heilpraktikerin und ein Heilpraktiker. Ich gebe hier nur ihre Fragen wieder. Die Antworten würden den Rahmen sprengen – ich bitte um eure Nachsicht. Anmerken möchte ich noch, dass wirklich jedes Detail gefragt wurde. „Bei den Antworten an der Oberflächen bleiben“, hieß ein Tipp bei meiner Prüfungsvorbereitung, die ich an einer Schule in meiner Wohnnähe gemacht habe. Dazu kann ich nur sagen, dass dieser Tipp in Mainz nix nützt! Dort geht’s so extrem in die Tiefe wie im pazifischen Marianengraben... Eine unbeantwortete Frage wurde nicht an einen anderen weitergegeben. Jeder bekam andere Fragen gestellt.
Erste Runde: Ich bekam die erste Frage gestellt:
- Aufbau, Lage, Größe, Gewicht, Aufgaben und Funktion der [b]Bauchspeicheldrüse[/b]... bis ins kleinste Detail
- Was produziert die Bauchspeicheldrüse?
- Was ist der Inselapparat?
- Welche Stoffe innervieren die Bauchspeicheldrüse?
- Wie heißen sie, was genau tun sie?
- Wo werden diese Stoffe gebildet?
- Was fallen Ihnen für Krankheiten der Bauchspeicheldrüse ein?
- Wie äußert sich ein Pankreaskopf-CA? Welche Symptome erwarten Sie? Was fällt Ihnen ein DD: akute Pankreatitis?
Die nächste Frage ging an den jungen Mann, der in der Mitte von uns drei Prüflingen saß:
- Aufbau, Lage, Aufgaben und Funktion des [b]Lymphsystem[/b]s...
- Wo genau im Körper verläuft das Lymphsystem? (Hier sollte der genau Verlauf des gesamten Lymphsystems beschrieben werden: wo laufen welche Lymphbahnen zusammen, von der Cisterna chyli - wie geht’s weiter, wo verläuft der Milchbrustgang? Es müssen alle Strukturen, auch die Lage im Bezug zu den Wirbelkörpern z.B. der Cisterna chyli genannt werden...)
- Wo beginnt und wo endet das Lymphsystem?
- Woraus besteht die Lymphflüssigkeit?
- Wie ist ein Lymphknoten aufgebaut?
- Wie wird die Lymphe gereinigt und wo?
- Wo befinden sich im Körper Lymphknoten?
Die nächste Frage ging an die junge Frau, die am Fenster saß:
- Aufbau, Lage, Größe, Gewicht, Aufgaben und Funktion der [b]Schilddrüse [/b]...bis ins kleinste Detail
- Wo werden T3 und T4 gebildet?
- Wie sieht ein Follikel aus? – Malen Sie den mal auf!
- Wodurch wird die Schilddrüse stimuliert, Hormone zu produzieren?
- Welche übergeordneten Strukturen hat die Schilddrüse?
- Erzählen Sie uns etwas über den Regelkreis!
- Was bewirken T3 und T4 im Körper?
- Was ist wirksamer: T3 oder T4?
- Was kommt mengenmäßig häufiger im Körper vor T3 oder T4?
Zweite Runde:
Bei mir geht’s los mit der Frage:
- Was fällt Ihnen ein zum [b]Schlaganfall[/b]?
- Welche Formen gibt es?
- Welche From ist reversibel; welche ist irreversibel?
- Welche Symptome zeigen sich bei einem Patienten mit Schlaganfall? (Hier wollte die Ärztin wissen, wie sich ein akut ablaufender Schlaganfall äußern kann und später erst waren die Symptome eines Schlaganfallpatienten gefragt...)
- Was sind die Ursachen eines Schlaganfalls?
- Was ist die häufigste Ursache für einen Schlaganfall und was genau geschieht in den Gefäßen?
Die nächste Frage ging an den jungen Mann:
- Was ist [b]Multiple Sklerose[/b]?
- Welche Ursachen, welche Symptome?
- Welche Diagnoseverfahren gibt es?
- Welche Therapien kennen Sie?
Die nächste Frage ging an die junge Frau:
- Welche [b]Angststörungen[/b] kennen Sie?
Dritte Runde: Die erste Frage wieder an mich:
- Was ist ein [b]Herzinfarkt[/b]?
- Was genau passiert bei einem Herzinfarkt?
- Welche Ursachen, Symptome; Diagnose, Therapie?
- Welche Komplikationen kennen Sie?
- Wo genau sind die Schmerzen beim Herzinfarkt lokalisiert?
- Wo genau sind die Schmerzen bei einer Frau mit Herzinfarkt lokalisiert?
- Was machen Sie mit einem Patienten, der in Ihrer Praxis einen Herzinfarkt erleidet?
- Mit wieviel Druck verabreichen Sie ihm Sauerstoff? (Diese Frage kam, nachdem ich die Notfallkette runtergebetet und dann noch gesat hatte, dass ich dem Patienten bis zum Eintreffen des Notarztes Sauerstoff verabreiche, so ich denn welchen habe... Ich beantwortete die „Druck-Frage“ damit, dass ich lediglich Ein-Liter-Sauerstoffflaschen aus der Schweiz kenne, die wie jede andere Spraydose ohne jede Regulierung sprühen. Meine Antwort wurde akzeptiert.)
Die nächste Frage an den jungen Mann:
- Hier wurde eine Situation geschildert, in der ein Patient mit Schmerzen im Bein in die Praxis kommt. Die genaue Formulierung der Frage weiß ich leider nicht mehr – es lief auf jeden Fall auf eine [b]periphere arterielle Verschlusskrankheit[/b] pAVK hinaus, die der gefragte junge Mann aus der Fragenstellung heraus zu diagnostizieren hatte.
- Welche Ursachen?
- Welche Symptome zeigen sich? – hier ist die Einteilung in Stadien gefragt gewesen!
- Diagnose und Therapieverfahren
- Welche Therapiemöglichkeiten aben Sie als HP in Ihrer Praxis?
Die nächste Frage ging an die junge Frau:
· An der Stelle war ich vermutlich schon so „durch“, dass ich mich leider nicht an die Frage erinnern kann ;-(
Vierte und letzte Runde:
Nach der dritten Runde wurden wir alle rausgeschickt und ich wurde als erste wieder reingerufen:
- Was können Sie bei der [b]Herzauskultation[/b] hören?
- Wie arbeitet das Herz?
- Welche Klappe können Sie wo hören?
- Was sind Systole und Diastole, welche Klappen öffnen und welche schließen sich wann?
- Hören Sie bitte das Herz von Frau X ab! (Hier stellte sich die beisitzende HPin zur Verfügung; während ich ihr Herz abhörte, musste ich den jeweiligen Herzschlag, den ich hörte, akustisch wiedergeben, während die Ärztin den Puls der HPin fühlte, als Kontrolle, ob ich auch wirklich was höre)
- Was sind Herzgeräusche und wann sind die zu hören?
- Zeichnen Sie mir mal auf, wann Sie in der Diastole und wann in der Systole ein Herzgeräusch hören können!
Danach wurde ich rausgeschickt und der junge Mann reingerufen:
· Er erzählte anschließend, dass er ein [b]Medikament aufziehen[/b] [b]und[/b] seinem Patienten [b]i.v.[/b] [b]injizieren[/b] sollte… Wichtig war hier, dass die Kanüle mit der er das Medikament aufgezogen hatte, anschließend mit der Hand von der Spritze abziehen und in den Abwurfbehälter entsorgen musste! Die Ärztin habe ihm gesagt, dass manche HPAs die Kanüle am Abwurfbehälter in einer entsprechenden Vorrichtung abziehen würden und damit die Spritze kontaminiert sei – für sie (die Ärztin) sei solch ein Fehler inakzeptabel: „Wer so was macht fällt durch!“ (Der junge Mann hatte es richtig gemacht!)
Als letztes wurde die junge Frau reingerufen:
- Sie musste eine [b]Reanimation[/b] an der Puppe demonstrieren
Vielleicht vermittelt mein Protokoll den Eindruck, dass ich mehr gefragt wurde als die beiden anderen. Ich kann euch versichern, dass dem nicht so war. Ich erinnere mich nur viel besser an die Fragen, die [i]mir[/i] gestellt wurden. Jeder von uns wurde intensiv befragt – immer tiefer und tiefer in die Themen hinein, bis jeder von uns irgendwann an seine Wissensgrenzen kam. Es war die wohl schwierigste und vor allem Nerven aufreibendste Prüfung meines Lebens. Doch das Durchhalten hat sich gelohnt: Wir haben [b]alle drei unsere Prüfung gemeistert![/b]
An dieser Stelle mag ich nochmal ein ganz großes [b]DANKESCHÖN[/b] an die wundervolle Isolde Richter HP-Schule sagen! Ich habe hier so viel (und ehrlich gesagt auch unglaublich lange) lernen dürfen! In dieser Zeit „flogen“ mir hier an der Schule ein paar Lieblingsdozenten zu, denen ich besonders danken mag: [b]Isolde[/b] – ja, ich habe angefangen zu lernen, da hat Isolde noch alle Themen online allein gewuppt! [b]Gini[/b] – dich hat der Himmel extra für mich geschickt!!! [b]Julia[/b] – du hast mir ganz viel Mut mit deinen Motivationen gegeben! [b]Rosina[/b] – von dir habe ich gelernt, wie sich Wissen aus unterschiedlichen Bereiche brillant miteinander verknüpfen lässt! Euch allen ein dickes DANKE!!!
Claudia Görres