Da es für mich eine Bereicherung war, möchte ich euch von einem meiner Aha-Erlebnisse zum Thema Lernen erzählen.
Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit, auf einem Reiterhof, der therapeutisches Reiten anbietet, eine Art Praktikum zu machen. Therapeutisches Reiten wird u.a. bei Multipler Sklerose, Spastikern, bei behinderten oder verhaltensauffälligen Kindern recht erfolgreich angewandt. Der Nachteil ist allerdings, dass diese Therapie recht kostspielig und teilweise aufwendig ist und die Erfolge auch davon abhängen, wie oft man im Sattel sitzt.
Nebenbei habe ich mich auch mit den Pferden und deren Ausbildung beschäftigt und bin dabei auf Erstaunliches gestoßen.
Bei der Ausbildung von Pferden wird darauf geachtet, dass die Lektionen in kleine, in sich abgeschlossene Häppchen unterteilt werden. Damit das Pferd aufnahmefähig bleibt und vor allem auf Dauer freiwillig mitmacht, wird fein darauf geachtet, dass jede Lerneinheit mit etwas Positivem abschließt. Hat das Pferd seine Lektion gut gemacht, wird es direkt belohnt, indem die Lektion für den Tag beendet wird, das Pferd hat dann „frei“.
Es wird unbedingt versucht zu vermeiden, dass eine Frustration aufgrund einer „fehlgeschlagenen“ bzw. nicht verstandenen Lektion die Tageslerneinheit abschließt.
Ich habe dabei wirklich den Eindruck gehabt, dass bei der Ausbildung von Pferden feinfühliger und sorgsamer vorgegangen wird als bei Menschen! Das gilt nicht nur für Menschen untereinander ( Lehrer/Schüler ), sondern auch für den Umgang von Menschen mit sich selbst.
Ich glaube, dass dieses „positive Abschließen“, egal ob es sich um ein Tagespensum oder um ein Wochen- oder Monatspensum handelt, ganz wichtig ist und sich wie bei den Pferden so auch beim Menschen in Bezug auf das Lernen ( fast ) alles darum dreht.
Für mich gibt es jedenfalls nichts Übleres, als mich abends ins Bett zu legen und in Gedanken einen Stoff zu wälzen, den ich nicht verstanden habe und mir deswegen „quer hängt“. Genauso frustrierend ist natürlich auf Dauer ein Pensum, dem man stets hinterherhechelt und sich durch Leistungsdruck die Freude am Lernen verdirbt.
Zumindest bei mir ist es gerade das positive Gefühl, einen Stoff intensiv bearbeitet und verstanden zu haben und auch wiedergeben zu können, das Lust auf mehr macht.
Also, wenn ihr mal ( wieder ) das Gefühl habt, nicht weiterzukommen oder ein "zähes" Thema vor euch habt oder eurem Pensum nachjagt: Hört auf, euch zu quälen, sondern überdenkt vielmehr eure Lernstrategie!
Wenn euch ein Thema langweilt, legt es weg und nehmt euch das Thema vor, das euch anlacht! Schließlich sind wir ( Gottseidank! ) nicht in der Schule, in der uns öde Lehrer ein noch öderes Pensum vorgeben. Ihr habt endlich mal die Gelegenheit, euer Lernen interessant zu gestalten, also nutzt dies auch!
Wenn ihr regelmäßig eurem Pensum hinterherhechelt, stimmt etwas nicht mit den Anforderungen an euch selbst. Wenn ihr merkt, dass ihr euch permanent unter Druck setzt, hinterfragt diesen Druck! Ihr werdet dadurch viel über euch selbst und eure Umgebung erfahren.
Wenn ihr eine Lernpause braucht, dann gönnt euch diese. Wenn euch das schwer fällt, dann hinterfragt auch das, was ihr dabei gewinnt, ist die "verlorene Zeit" wehrt.
Und wenn ihr die Sorge habt, die Unmengen an Stoff nicht auf Dauer behalten zu können....
Wenn ihr regelmäßig am Ball bleibt und fein darauf achtet, euch das Lernen nicht durch Über- oder Unterforderung zu verderben, dann benötigt ihr „nur“ noch eine ganz große Portion Gelassenheit und Vertrauen darauf, dass die regelmäßige Wiederholung den Rest besorgen wird. Wie Frau Richter immer so schön sagt:
„Das Geheimnis der Pädagogik ist die Wiederholung“.
liebe Grüße
Kristina