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Mir kam da grad eine Idee!
Nachdem ich das Organon von Hahnemann einmal komplett durchgelesen habe, möchte ich mir nun jeden Paragraphen einzeln nacheinander vornehmen und ihn kurz zusammenfassen, um ihn so nochmals intensiv zu bearbeiten, richtig zu verstehen und die Grundessenz rauszuziehen und zu verinnerlichen!
Ich dachte mir, wenn es noch andere Homöopathie-Interessierte gibt, die auch Lust dazu hätten das Organon durchzuarbeiten (Grundlagenwerk der Klassischen Homöopathie), kann man einen kleinen Lernkreis ins Leben rufen, der sich im Forum oder auch Chat austauschen kann.
Vielleicht könnten mehrere von uns ihre Interpretationen vorstellen und man diskutiert dann über unterschiedliche Meinungen der Auslegung oder andere wichtige oder unverständliche, schwierige Punkte.
Was haltet Ihr davon?
Hat jemand Lust?
Liebe Grüße
Laila
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Hallo Laila,
die Idee ist super.
Lust hätte ich auch aber mir fehlt die Zeit.
Ich hab schon vor ein paar Monaten die Teilnahme an einer homöopathischen Lerngruppe an den Nagel gehängt deswegen.
Leider.
LG
Antje
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Hallo liebe Laila,
super , ich bin dabei. Das Organon der Heilkunst von Hahnemann hab ich auch, bin allerdings noch nicht dazu gekommen es zu lesen.
Namaste
Andrea
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Hallo liebe Laila,
Gestern ist der "Organon der Heilkunst" per Post bei mir angekommen und ich fange ihn gerade an zu lesen
Das passt ja richtig gut. Ich interessiere mich sehr für die Homöopathie und finde diesen Thread hier super und eine klasse Idee . Also ich bin dabei und freue mich auf einen regen Austausch
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@ Antje: Das ist natürlich schade, aber vielleicht ist es ja auch ganz nett den Thread mitzuverfolgen und einfach nur mitzulesen?!
@ Andrea: Super liebe Patentante! Da freue ich mich! Und da Du das Organon schon parat liegen hast, sind alle Voraussetzungen gegeben, gleich zu starten!
@ Alex: Na, wenn das kein Schicksal ist! Freue mich, das wird bestimmt ganz spannend werden!
Welche Ausgabe habt Ihr denn?
Ich hab das
Organon der Heilkunst
Samuel Hahnemann
Nachdruck der Originalausgabe der 6. Auflage
herusgegeben von Richard Haehl
vom Narayana Verlag
3. Ausgabe von 2004
Beginnen wir doch gleich mit dem ersten und wie ich finde wichtigsten Paragraphen:
§1 Des Arztes höchster und e i n z i g e r Beruf ist, kranke Menschen gesund zu machen, was man heilen nennt.
Fußnote nach neuer Rechtschreibung:
Nicht aber (womit so viele Ärzte bisher Kräfte und Zeit ruhmsüchtig verschwendeten) das Zusammenspinnen leerer Einfälle und Hypothesen über das innere Wesen des Lebensvorganges und der Krankheitsentstehungen im unsichtbaren Innern zu sogenannten Systemen, oder die unzähligen Erklärungsversuche über die Erscheinungen in Krankheiten und die, ihnen stets verborgen gebliebene, nächste Ursache derselben usw. in unverständliche Worte und einen Schwulst abstrakter Redensarten gehüllt, welche gelehrt klingen sollen, um den Unwissenden in Erstaunen zu setzen, während die kranke Welt vergebens nach Hilfe seufzte. Solcher gelehrter Schwärmereien (man nennt es theoretische Arzneikunst und hat sogar eigene Proffesuren dazu) haben wir nun gerade genug, und es wird hohe Zeit, dass, was sich Arzt nennt, endlich einmal aufhöre, die armen Menschen mit Geschwätze zu täuschen und dagegen nun anfange zu handeln, das ist, wirklich zu helfen und zu heilen.
http://www.homeoint.org/books4/organon/index.htm
Na, kompliziert schwätzen kann der gute Mr. Schachtelsatz aber auch ganz gut! Ganz schön großspurig und herablassend, was?
Aber was will er uns sagen? Worauf kommt es ihm an?
Diese Frage stelle ich jetzt mal in den Raum!
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Aber was will er uns sagen? Worauf kommt es ihm an?
Diese Frage stelle ich jetzt mal in den Raum!
Liebe Laila,
tolle Idee mit dem Organon Thread. Es liegt bei mir leider bisher nur "überflogen" herum. Ich würde mich gerne nur ab und zu beteiligen, falls möglich, da mir für einen regelmäßige Beteiligung die Zeit fehlt.
§1 auf den Punkt gebracht heißt für mich:
Die einzige Aufgabe des Arztes ist es kranke Menschen zu heilen.
"Wer heilt hat recht!"
Nicht kluges Geschwätz, noch theoretische Erklärungen oder Konzepte sind von Bedeutung, sondern einzig und allein das Ergebnis.
Heilen bedeutet für mich, heil machen, also dem Menschen das Element, bzw. die Information zur Verfügung zu stellen (z. B. ein homöoph. Mittel), welche seine eigene Lebenskraft aktiviert, sodass er in der Lage ist, seine Gesundheit aus eigener Kraft wieder herzustellen.
Herzliche Grüße
Alexandra
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Schön, dass Du mitmachst!
Und super auf den Punkt gebracht, finde ich! "Wer heilt, hat recht!"
Aber was genau heißt heilen? Woher weiß man, das man jemanden geheilt hat?
Samuel studierte bis 1779 Medizin in Leipzig, hörte aber bald auf als Arzt zu arbeiten, da er seinen Patienten mit der damaligen Medizin keine echte Hilfe (Heilung) bringen konnte. Er machte eine pharmazeutische Ausbildung und beschäftigte sich ganz intensiv mit Chemie und übersetzte viele medizinischen Texte. Er wollte erst verstehen, wie der menschliche Körper funktioniert, bevor er an ihm herumdokterte.
§2
Das höchste Ideal der Heilung ist schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit, oder Hebung und Vernichtung der Krankheit in ihrem ganzen Umfange auf dem kürzesten, zuverlässigsten, unnachtheiligsten Wege, nach deutlich einzusehenden Gründen.
Was ist nun also Heilung?
Alexandra Maria schreibt richtig:
Heilen bedeutet für mich, heil machen, also dem Menschen das Element, bzw. die Information zur Verfügung zu stellen (z. B. ein homöoph. Mittel), welche seine eigene Lebenskraft aktiviert, sodass er in der Lage ist, seine Gesundheit aus eigener Kraft wieder herzustellen.
Aber was überhaupt ist Gesundheit? Was die Lebenskraft? Und was Krankheit in ihrem ganzen Umfang?
Dazu müssen wir wohl weiterlesen!
Jeder darf zu jeder Zeit zu jedem Paragraphen etwas schreiben, Fragen, Interpretationen, Ergänzungen, Kritik etc! Das wäre schön! Ich bin selbst nur Anfänger und will das gern mit Euch zusammen verstehen!
Das Organon steht übrigens auch im Netz unter:
http://www.homeoint.org/books4/organon/
Möchte sich jemand den dritten Paragraphen vornehmen oder erst noch etwas anmerken?
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Hallo Laila, ich habe die 6. Auflage mit Vorwort vom marixverlag. Zum ersten Paragraphen habe ich folgende Gedanken:
Für Samuel Hahnemann war es wichtig, die Seele des Menschen an den Anfang jeder Krankheit zu stellen. Wenn die Seele krank wird, aus welchen Gründen auch immer, kann die Lebensenergie nicht ungehindert fließen. Es entstehen Blockaden, bis hin zu Krankheiten. Deshalb ist es so wichtig, sich den Menschen genau anzuschauen, die Psyche, den Körper und sein Empfinden auf unterschiedliche Situationen. Eine gute Beobachtungsgabe, Feingefühl und Empathie sind nach Hahnemann gefragt, um den kürzesten Weg zur Heilung zu gehen. Gesundheit und Lebenskraft entsteht aus Zufriedenheit mit sich und seinem Leben und aus einem gesunden Geist. Weil viele Ärzte sich mehr auf die Wissenschaft konzentriert haben und nicht ganzheitlich gedacht haben, hat er sich wohl bissel aufgeregt ((O:
Er hat es allerdings damals echt schwer gehabt, ist viel kritisiert worden und ist nicht ernst genommen worden.
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Vielleicht sind Seele und Lebensenergie auch gar nicht so verschiedene Dinge, denke ich grade. Vielleicht besteht die Seele ja aus Lebensenergie??? Aber damit soll sich die Quantenphysik beschäftigen, wie sie es derzeit tut, da will ich jetzt nicht weiter spekulieren!
Ich denke aber auch, es spielt sich alles auf energetischer Ebene ab und beeinflusst werden dadurch Geist, Körper und Gemüt! Wenn es der Psyche und/oder dem Geist aus welchen Gründen auch immer nicht gut geht, wirkt sich das auf die Lebensenergie aus. Und wenn die Lebensenergie nicht richtig fließen kann, wird man krank!
Der dritte Paragraph bezieht sich nun auf das, was Du, Alex, so treffend geschrieben hast: "Eine gute Beobachtungsgabe, Feingefühl und Empathie sind nach Hahnemann gefragt, um den kürzesten Weg zur Heilung zu gehen."
§3
Sieht der Arzt deutlich ein, was an Krankheiten, das ist, was an jedem einzelnen Krankheitsfalle insbesondere zu heilen ist (Krankheits-Erkenntniß, Indication), sieht er deutlich ein, was an den Arzneien, das ist, an jeder Arznei insbesondere, das Heilende ist (Kenntniß der Arzneikräfte), und weiß er nach deutlichen Gründen das Heilende der Arzneien dem was er an dem Kranken unbezweifelt Krankhaftes erkannt hat, so anzupassen, daß Genesung erfolgen muß, anzupassen sowohl in Hinsicht der Angemessenheit der für den Fall nach ihrer Wirkungsart geeignetsten Arznei (Wahl des Heilmittels, Indicat), als auch in Hinsicht der genau erforderlichen Zubereitung und Menge derselben (rechte Gabe) und der gehörigen Wiederholungszeit der Gabe: - kennt er endlich die Hindernisse der Genesung in jedem Falle und weiß sie hinwegzuräumen, damit die Herstellung von Dauer sei: so versteht er zweckmäßig und gründlich zu handeln und ist ein ächter Heilkünstler.
http://www.homeoint.org/books4/organon/index.htm
Hui, also ich versteh das folgendermaßen:
1. Der Arzt muss das Krankheitsbild mit all seinen Symptomen erstmal richtig erkennen!
2. Der Arzt muss wissen, welche Wirkung eine bestimmte Arznei hat und welche Krankheiten sie heilen kann!
3. Der Arzt muss für eine bestimmte Krankheit das richtige Arzneimittel finden und dieses richtig zubereiten, in der richtigen Menge verabreichen und wissen, wann und wie oft er die Gabe der Arznei wiederholen muss.
Nur dann kann er wirklich heilen!
Um diese Fähigkeit zu besitzen braucht er wirklich eine immens große Beobachtungsgabe, viel Feingefühl und Empathie!
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Laila, gut strukturiert, das versteh ich auch so .
Der Homöopath muss sich, wie du schon sagtest auch sehr genau mit dem Heilmittel auskennen, es verstehen und Analogien zu der Krankheit erkennen. Zum Beispiel wie ein chemischer Stoff reagiert oder welche Pflanze an welcher Stelle bevorzugt wächst, so in der Art.
Ich finde den Ausdruck "Heilkünstler" irgendwie passend dafür ((O:
Ein Künstler brauch ebenso: ein geschultes Auge, um Formen, Farben und Bildkomposition ausgewogen auf die Leinwand zu bekommen und Einfühlungsvermögen um dem Bild Leben einzuhauchen.
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Das hast Du echt schön und treffend formuliert!
Ja, Homöopathie ist empirische Wissenschaft und Kunst zugleich!
Der Arzt muss ein Bild von der Krankheit entwerfen, die sich uns ja nur durch ihre verschiedenen Symptome (Formen, Farben) zeigt. Er muss wissen, wieviel Gewicht ein Symptom hat, was wichtig ist und zum richtigen Heilmittel führt oder was zufällig ist und weiter in den Hintergrund treten kann. So bekommt das Bild Tiefe!
Also schauen wir uns einfach mal die nächsten Paragraphen an, um unsere Ausführungen auch empirisch zu bestätigen und erweitern zu können!
§4
Er ist zugleich ein Gesundheit-Erhalter, wenn er die Gesundheit störenden und Krankheit erzeugenden und unterhaltenden Dinge kennt und sie von den gesunden Menschen zu entfernen weiß.
http://www.homeoint.org/books4/organon/index.htm
Das heißt, er wartet nicht bis der Mensch krank ist, sondern sorgt dafür, dass es gar nicht soweit kommt!
Samuel appelierte er als einer der ersten zu mehr Hygiene. Das Ärzte sich doch bitte vor Operationen die Hände waschen sollen etc. Aber zu den Krankheit erzeugenden Dingen gehören natürlich ganz viele Dinge. Das führt er später alles noch genau aus!
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§5
Als Beihülfe der Heilung dienen dem Arzte die Data der wahrscheinlichsten Veranlassung der acuten Krankheit, so wie die bedeutungsvollsten Momente aus der ganzen Krankheits-Geschichte des langwierigen Siechthums, um dessen Grundursache, die meist auf einem chronischen Miasm beruht, ausfindig zu machen, wobei die erkennbare Leibes-Beschaffenheit des (vorzüglich des langwierig) Kranken, sein gemüthlicher und geistiger Charakter, seine Beschäftigungen, seine Lebensweise und (Gewohnheiten, seine bürgerlichen und häuslichen Verhältnisse, sein Alter und seine geschlechtliche Function, u.s.w. in Rücksicht zu nehmen sind.
http://www.homeoint.org/books4/organon/index.htm
Um das richtige Heilmittel zu finden, muss der Arzt die wahrscheinlichsten Auslöser der akuten Krankheit kennen sowie die Grundursache der langandauernden Krankheit, die meist auf einem chronischen Miasma beruht! Dazu braucht es eine ausführlich Anamnese der Krankengeschichte, wobei der körperliche, geistige und emotionale Zustand und seine Lebensweise, Alter etc. zu berücksichtigen sind! Eben ganzheitlich!
Hier kommt zum ersten Mal der Begriff chronisches Miasma ins Spiel!
Was das ist, wird noch genau erklärt!
Das ist ja sooo spannend! Jedenfalls für mich!
Soll ich einfach so weitermachen?
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Ja mach so weiter liebe Laila. Ich lese hier mit, hab leider gerade nicht so viel Zeit um mich intensiv damit zu beschäftigen. Ich finde es aber sehr spannend.
Mach weiter so liebe Laila.
Namaste
Andrea
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Hallo Laila, ich find es auch spannend ((O:
Gerade lese ich das Vorwort des Organon, sehr interessant. Dort steht, dass Hahnemann gegen Komplexmittel war. Er war der Meinung, dass ein nicht ganz so gut ausgewähltes Einzelmittel und Folgemittel, immer noch besser sind wie 2 zusammen gegeben. Warum das so ist, interessiert mich schon ziemlich. Sicher kommt dazu bald mehr.
Ja wäre super, wenn jemand "Miasma" genauer erklärt.
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Hallo Alex!
Das wird alles noch klar und verständlich, wenn wir weiterschauen auf die nächsten Paragraphen!
Samuel führt uns Schritt für Schritt von einer spannenden Erkenntnis zur nächsten!
Die genauere Erklärung der Miasmen fängt glaub ich bei §73 an!
Da haben wir noch ganz schön was vor uns, hihi!
Also, weiter gehts...
§6
Der vorurtheillose Beobachter, - die Nichtigkeit übersinnlicher Ergrübelungen kennend, die sich in der Erfahrung nicht nachweisen lassen, - nimmt, auch wenn er der scharfsinnigste ist, an jeder einzelnen Krankheit nichts, als äußerlich durch die Sinne erkennbare Veränderungen im Befinden des Leibes und der Seele, Krankheitszeichen, Zufälle, Symptome wahr, das ist, Abweichungen vom gesunden, ehemaligen Zustande des jetzt Kranken, die dieser selbst fühlt, die die Umstehenden an ihm wahrnehmen, und die der Arzt an ihm beobachtet. Alle diese wahrnehmbaren Zeichen repräsentiren die Krankheit in ihrem ganzen Umfange, das ist, sie bilden zusammen die wahre und einzig denkbare Gestalt der Krankheit 1).
Fußnote:
1) Ich weiß daher nicht, wie es möglich war, daß man am Krankenbette, ohne auf die Symptome sorgfältigst zu achten und sich nach ihnen bei der Heilung genau zu richten, das an der Krankheit zu Heilende bloß im verborgnen und unerkennbaren Innern suchen zu müssen und finden zu können sich einfallen ließ, mit dem prahlerischen und lächerlichen Vorgeben, daß man das im unsichtbaren Innern Veränderte, ohne sonderlich auf die Symptome zu achten, erkennen und mit (ungekannten!) Arzneien wieder in Ordnung bringen könne und daß so Etwas einzig gründlich und rationell kuriren heiße?
Ist denn das, durch Zeichen an Krankheiten sinnlich Erkennbare nicht für den Heilkünstler die Krankheit selbst - da er das die Krankheit schaffende, geistige Wesen, die Lebenskraft, doch nie sehen kann und sie selbst auch nie, sondern bloß ihre krankhaften Wirkungen zu sehen und zu erfahren braucht, um hienach die Krankheit heilen zu können? Was will nun noch außerdem die alte Schule für eine prima causa morbi im verborgnen Innern aufsuchen, dagegen aber die sinnlich und deutlich wahrnehmbare Darstellung der Krankheit, die vornehmlich zu uns sprechenden Symptome, als Heilgegenstand verwerfen und vornehm verachten? Was will sie denn sonst an Krankheiten heilen als diese?
http://www.homeoint.org/books4/organon/index.htm
Die Krankheit zeigt sich also nur in Gestalt der Symptome, die sie verursacht:
Veränderungen des körperlichen und seelischen Befindens, die der Patient selbst fühlt und von anderen wahrgenommen werden
Samuel sagt also, die Lebenskraft (wenn sie nicht richtig fließt) ist verantwortlich für die Krankheit. Da man sie aber nicht sehen kann, macht es auch keinen Sinn, ständig im Inneren des Körpers einen materiellen Grund für die Krankheit zu suchen.
Krankheit besteht demnach für den Arzt in einer Zusammenfassung aller sinnlich wahrnehmbaren Symptome.
Also nicht, wie bei der Schulmedizin, wo ein Patient viele verschiedene Krankheiten haben kann, z.B. Migräne, Herpes und Depression.
Ein Mensch hat immer nur eine Krankheit, die etliche Symptome hervorbringt. Auch Symptome, die gar nicht als Krankheit gelten, wie z.B. ständiges Verlangen nach Salat.
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So, und weiter gehts.....
§7
Da man nun an einer Krankheit, von welcher keine sie offenbar veranlassende oder unterhaltende Ursache (causa occasionalis) zu entfernen ist a) sonst nichts wahrnehmen kann, als die Krankheits-Zeichen, so müssen, unter Mithinsicht auf etwaniges Miasm und unter Beachtung der Nebenumstände (§. 5.), es auch einzig die Symptome sein, durch welche die Krankheit die, zu ihrer Hülfe geeignete Arznei fordert und auf dieselbe hinweisen kann - so muß die Gesammtheit dieser ihrer Symptome, dieses nach außen reflectirende Bild des innern Wesens der Krankheit, d.i. des Leidens der Lebenskraft, das Hauptsächlichste oder Einzige sein, wodurch die Krankheit zu erkennen geben kann, welches Heilmittel sie bedürfe, - das Einzige, was die Wahl des angemessensten Hilfsmittels bestimmen kann - so muß, mit einem Worte, die Gesammtheit b) der Symptome für den Heilkünstler das Hauptsächlichste, ja Einzige sein, was er an jedem Krankheitsfalle zu erkennen und durch seine Kunst hinwegzunehmen hat, damit die Krankheit geheilt und in Gesundheit verwandelt werde.
a) Daß jeder verständige Arzt diese zuerst hinwegräumen wird, versteht sich; dann läßt das Uebelbefinden gewöhnlich von selbst nach. Er wird die, Ohnmacht und hysterische Zustande erregenden, stark duftenden Blumen aus dem Zimmer entfernen, den Augen-Entzündung erregenden Splitter aus der Hornhaut ziehen, den Brand drohenden, allzufesten Verband eines verwundeten Gliedes lösen und passender anlegen, die Ohnmacht herbeiführende, verletzte Arterie bloßlegen und unterbinden, verschluckte Belladonne-Beeren u.s.w. durch Erbrechen fortzuschaffen suchen, die in Oeffnungen des Körpers (Nase, Schlund, Ohren, Harnröhre, Mastdarm, Scham) gerathenen fremden Substanzen ausziehen, den Blasenstein zermalmen, den verwachsenen After des neugebornen Kindes öffnen u.s.w.
b) Von jeher suchte die alte Schule, da man sich oft nicht anders zu helfen wußte, in Krankheiten ein einzelnes der mehrern Symptome durch Arzneien zu bekämpfen und wo möglich zu unterdrücken - eine Einseitigkeit, welche, unter dem Namen: symptomatische Curart, mit Recht allgemeine Verachtung erregt hat, weil durch sie nicht nur nichts gewonnen, sondern auch viel verdorben wird. Ein einzelnes der gegenwärtigen Symptome ist so wenig die Krankheit selbst, als ein einzelner Fuß der Mensch selbst ist. Dieses Verfahren war um desto verwerflicher da man ein solches einzelnes Symptom nur durch ein entgegengesetztes Mittel (also bloß enantiopathisch und palliativ) behandelte, wodurch es nach kurz dauernder Linderung sich nachgängig nur um desto mehr verschlimmert.
http://www.homeoint.org/books4/organon/index.htm
Eine Krankheit, die der Arzt nicht durch die Beseitigung der offensichlich unterhaltenden Ursache z.B. Splitter im Auge, kurieren kann, sondern "nur" aus Symptomen besteht, lässt sich nur folgendermaßen heilen:
Die Gesamtheit der Symptome spiegelt das innere Wesen der Krankheit, d.h. des Leidens der Lebenskraft wieder. Das ist ihre einzige Möglichkeit auf ihre Krankheit und das benötigte Heilmittel hinzuweisen. Eben indem sie Symptome erzeugt. Jede Person reagiert anders auf eine Erkrankung, sprich mit anderen Symptomen, je nachdem wie ihre körperliche, geistige und emotionale Konstitution ist. Der Heilkünstler muss nun die Gesamtheit der Symptome erkennen und nur durch Hinwegnahme aller Symptome heilt er die Krankheit.
Demzufolge war Hahnemann natürlich gegen eine symptomatische Behandlung nur eines Symptoms. Vor allem, da sie nicht nur nicht dauerhaft half, sondern auch unterdrückte (was er mit Unterdrückung meint, wird noch ganz genau später erklärt)!
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Zu Paragraph 6 fällt mir noch ein,
Hahnemann geht davon aus, das eine grundlegende Ursache gefunden werden muss. Dieses am Anfang gestellte Ungleichgewicht hat alle anderen Symtome verursacht, es ist ein auslösendes Ungleichgewicht, welches alles andere nach sich zieht. Wenn man an diese Wurzel kommt, hat man das Übel im Visier. War das nicht so, das man in der Homöopathie von innen nach außen heilt?? Schicht für Schicht ((O: aber das kommt bestimmt noch alles. Und es gibt ja soviele homöopathische Mittel die vieles abdecken, wie z.B. Nux Vomica den Magen-Darm-Bereich. Mann kann also mit einem einzigen Mittel einen rießen Schritt in Richtung Heilung gehen, wenn man es richtig wählt.
Super Laila, weiter so (((O:
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Stimmt, die grundlegende Ursache ist die verstimmte Lebensenergie. Nur kann man die Lebensenergie ja nicht sehen oder irgendwie im Inneren des Körpers finden. Das einzige, was man sieht, sind die Symptome. Aber, wie Du schon sagtest, man muss die Lebensenergie wieder ins Gleichgewicht bringen und nicht nur die einzelnen Symptome bekämpfen. Nur wie bringt man die Lebensenergie ins Gleichgewicht? Helfen kann uns dabei nur die Gesamtheit aller Symptome, mehr Infos haben wir nicht, brachen wir aber auch nicht.
Genau, Heilung vollzieht sich von innen nach außen! Aber das hat gar nichts mit Homöopathie zu tun. So funktioniert einfach der Körper, wenn er stark genug ist, sich selbst zu heilen. Hahnemann hat das nur erkannt und verstanden. In der Akupunktur läuft eine Heilung ganz genau so ab.
Weiter mit
§8
Es läßt sich nicht denken, auch durch keine Erfahrung in der Welt nachweisen, daß, nach Hebung aller Krankheitssymptome und des ganzen Inbegriffs der wahrnehmbaren Zufälle, etwas anders, als Gesundheit, übrig bliebe oder übrig bleiben könne, so daß die krankhafte Veränderung im Innern ungetilgt geblieben wäre 1).
1) Wenn jemand dergestalt von seiner Krankheit durch einen wahren Heilkünstler hergestellt worden, daß kein Zeichen von Krankheit, kein Krankheits-Symptom mehr übrig und alle Zeichen von Gesundheit dauernd wiedergekehrt sind, kann man bei einem solchen, ohne dem Menschenverstande Hohn zu sprechen, die ganze leibhafte Krankheit doch noch im Innern wohnend voraussetzen? Und dennoch behauptete der ehemalige Vorsteher der alten Schule, Hufeland, dergleichen mit den Worten (s. d. Homöopathie S. 27. Z. 19.): „Die Homöopathik kann die Symptome heben, aber die Krankheit bleibt" - behauptete es theils aus Gram über die Fortschritte der Homöopathik zum Heile der Menschen, theils weil er noch ganz materielle Begriffe von Krankheit hatte, die er noch nicht als ein, dynamisch von der krankhaft verstimmten Lebenskraft verändertes Sein des Organisms, nicht als abgeändertes Befinden sich zu denken vermochte, sondern sie für ein materielles Ding ansah, was nach geschehener Heilung noch in irgend einem Winkel im Innern des Körpers liegen geblieben sein könnte, um dereinst einmal bei schönster Gesundheit, nach Belieben, mit seiner materiellen Gegenwart hervorzubrechen! So kraß ist noch die Verblendung der alten Pathologie! Kein Wunder, daß eine solche nur eine Therapie erzeugen konnte, die auf bloßes Ausfegen des armen Kranken losging.
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Hahnemann sagt, dass, wenn die Gesamtheit der Symptome verschwunden, auch die Krankheit kuriert und Gesundheit wieder hergestellt ist. Seiner Meinung nach handelt es sich dabei nicht um ein bloßes Nehmen der Symptome, sondern um Heilung. Nur, wenn die Lebensenergie nicht mehr verstimmt ist, kann es überhaupt zu einem Verschwinden aller Symptome kommen. Es gibt keine materielle Ursache der Krankheit im Inneren des Körpers, die nach Belieben zu einem späteren Zeitpunkt die Krankheit einfach wieder ausbrechen lässt.
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Lailas Kommentar:
Hahnemann sagt, dass, wenn die Gesamtheit der Symptome verschwunden, auch die Krankheit kuriert und Gesundheit wieder hergestellt ist. Seiner Meinung nach handelt es sich dabei nicht um ein bloßes Nehmen der Symptome, sondern um Heilung. Nur, wenn die Lebensenergie nicht mehr verstimmt ist, kann es überhaupt zu einem Verschwinden aller Symptome kommen. Es gibt keine materielle Ursache der Krankheit im Inneren des Körpers, die nach Belieben zu einem späteren Zeitpunkt die Krankheit einfach wieder ausbrechen lässt.
Laut Hahnemanns Aussage gibt es zwar nach Verschwinden der Gesamtheit aller Symptome, keine materielle Ursache der Krankheit im Inneren des Körpers mehr - dies ist meiner Ansicht nach allerdings als relativ zu sehen, denn später zeigt Hahnemann ja in seiner Lehre von den Miasmen, dass doch noch Krankheit im Inneren schlummert und jederzeit geweckt werden kann.
Es kann also erneut zu einer Schwächung der Lebenskraft kommen, z.B. durch geistig seelisches Ungleichgewicht, welches die Lebenskraft schwächt und auf der materiellen Körperebene wieder Krankheit erschaffen kann.
Meiner Ansicht nach erschafft Bewusstsein Materie!
Das ist keine abstrakte Idee, sondern eine wissenschaftlich anerkannte Tatsache, wenn wir uns z.B. die Biochemie ansehen: Wenn ich mich glücklich fühle, schüttet mein Körper Glückshormone aus (z.B. Serotonin), wenn ich gestresst bin, fliesst vermehrt Adrenalin. Der Körper ist ständig im Fluss und strukturiert sich neu.
Ich denke, die Homöopathie, im Gegensatz zu rein schulmedizinischen Mitteln wirkt auf der Ebene des Bewusstseins und gibt diesem über das Homöopathische Mittel, das fehlende Element, also die Information zur Regulierung des inneren Bauplans, bzw. der Lebenskraft. Der Mensch muss aber auch auf der seelischen Ebene bereit sein, diesen inneren Wandel zuzulassen, damit sich Heilung im Körper überhaupt vollziehen kann.
Dies nur als kurzen Einwurf, um die Lehre Hahnemanns nicht als absolut perfektes und fertiges Dogma stehen zu lassen. Alles fliesst und entwickelt sich!
Deine Idee mit dem Thread finde ich suuuper, Laila
So hab ich viel mehr Freude daran, das Organon zur Hand zu nehmen.
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Wow, darüber muss ich erst noch genauer nachdenken!
Du schreibst, dass ein geistig seelisches Ungleichgewicht die Lebenskraft schwächen und somit auf der materiellen Körperebene wieder Krankheit erschaffen kann. "Bewusstsein erschafft Materie!"
Das unterschreibe ich sofort!
Ich denke aber, dass das seelische Ungleichgewicht im Endeffekt auch nur ein Symptom der Krankheit ist.
Mit dem richtigen Mittel müsste sich meiner Meinung nach dieses Symptom ändern.
Sprich, die Seele kommt - ob sie will oder nicht - wieder ins Gleichgewicht und kann sich nicht gegen eine Heilung sträuben! Vorausgesetzt natürlich die Lebenskraft ist noch stark genug, um eine Heilung zu vollziehen!
Was meinst Du?
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