Die eigentlichen Schwierigkeiten resultieren oftmals weniger daraus, dass wir recht schnell den Aufbau des Herzens verstehen, vielleicht auch weniger, die eine oder andere Schlussfolgerung aus einer Erkrankungen ziehen können, als vielmehr die Differenzierung der Symptome. Wir „Schüler“ nehmen das Skript zur Hand und arbeiten es systematisch ab. Oft bleibt uns nichts anderes übrig, als die im Skript genannten Symptome auswendig zu lernen. Und dann kommen sie, die Schwierigkeiten. Heute noch gelernt und behalten, morgen ist alles wieder weg oder die Symptome der einen Erkrankung werden mit der anderen Erkrankung vertauscht.
Oftmals gehen wir auch davon aus, dass die im Skript genannten Symptome im Einzelnen und dementsprechend immer bei allen Patienten gleichermaßen auftreten. Wir nehmen an, dass die genannten Symptome in jeder Ausprägung und Intensität bei allen Patienten bezogen auf die genannte Erkrankungen immer vorkommen.
Dies ist aber nicht so, jedenfalls nach meinem Verständnis. Und habe ich mir einen persönlichen Weg entwickelt, um mit den Schwierigkeiten besser klar zu kommen.
Zunächst mal: Das Skript Herz sollte ganz gelesen werden, denn oftmals wird Manches im Zusammenhang mit später erklärtem, dann klarer.
Zudem beinhaltet Auswendiglernen die Gefahr nicht "NICHT-VERSTEHENS". Wenn wir etwas wirklich verstanden haben, vergessen wir es auch nicht mehr. Ist jedenfalls meine Erfahrung
Beispiel:
Mitralklappenstenose
Anatomische Situation:
zwischen Atrium sinistrum und Ventriculus sinister
„Angeschlossen“ sind: Vom Atrium sinistrum ausgehend: Lungenvenen bis
hin zu den Bronchien und Alveolen
Vom Ventriculus sinster ausgehend: Aorta, über die Aortenklappe
Was geschieht bei einer Mitralklappenstenose?
Blutstau Atrium sinistrum
Konsequenz: linker Vorhof hypertrophiert
Warum? Weil er mehr „Arbeitsaufwand“ hat. Warum? Weil die Blutmenge aus der Lunge durch die stenosierte Mitralklappe pumpen muss. Der Mehraufwand begründet sich als aus der Stenose, die Hypertrophie ebenfalls.
Es werden mehr Eiweißfasern eingelagert, dadurch Muskelwachstum.
Ventriculus sinister: hier fließt weniger Blut aus dem Vorhof ein, als normalerweise. Folge: der Arbeitsaufwand der Kammer verringert sich. Weniger Muskelbeanspruchung, demzufolge: Reduktion der Muskelmasse, also atrophiert der Muskel. Ventriculus sinister atrophiert.
Solange der hypertrophiert Muskel im Vorhof den erhöhten Arbeitsaufwand leisten kann, um die Blutmenge in die Kammer (durch die stenosierte Mitralklappe) zu pumpen leisten kann, werden keine oder kaum Beschwerden vorhanden sein.
Was ist aber nun, wenn dies nicht mehr der Fall ist?
Das aus der Lunge in den Vorhof einfließen Blut staut sich vor der stenosierten Mitralklappe.
Warum? Weil die vorhandene Muskelmasse im Vorhof, trotz der Größenzunahme (Hypertrophie) nicht mehr ausreicht, um die Blutmenge in die Kammer zu pumpen.
Folge:
Das Blut staut sich vor der stenosierten Mitralklappe immer weiter nach oben. Und weiter oben ist die Lunge bzw. zunächst mal die Gefäße, über die das Blut in die Lunge gebracht. Also füllen sich die Gefäße und Lunge immer mehr mit Blut. Bis letztendlich die Lungenkapillaren ebenfalls gefüllt sind.
Das bedeutet jedoch nicht, dass der linke Vorhof plötzlich überhaupt kein Blut mehr durch die stenosierte Mitralklappe pumpt. Dies ist ein Prozess.
Letztendlich wird der linke Vorhof dilatieren, die Herzräume dehnen sich aus und die Herzwand wird dünner. FOLGE: LINKSHERZINSUFFIZENZ.
Zurück zur Lunge:
Wenn die Blutmenge in der Lunge so stark zugenommen hat, dass die Blutmenge die Lunge überfüllt, also deren Aufnahmekapazität erschöpft ist, kommt es zum pulmonalen Hypertonie.
Folge: Das Blut wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff in der Lunge (Kapillaren, die um die Alveolen herum liegen) versorgt.
FOLGE: durch Saueruntersättigung – ZYANOSE, weil Minderperfusion von Organen vorliegt; Atemnot wegen Blutüberfüllung der Lunge - pulmonale Hypertonie
Mögliche Folgen, die einzeln oder mehrfach auftreten können, in Abhängigkeit von der Ausprägung des Krankheitsbildes = Zeichen LINKSHERZINSUFFIZIENZ:
Atemnot
Stauungsbronchitis
Orthopnoe
Asthma cardiale
Lungenödem
Der eine Patient hat je nach Ausprägung z.B. Atemnot , der andere Patient zur Atemnot noch die Stauungsbronchitis, ganz schwere Fälle entwickeln auch weitere Symptome dazu.
Wenn nun die blutüberfüllt Lunge keine Kapazitäten mehr hat das Blut aufzunehmen, so entwickelt sich daraus die Folge, dass auch der Bereich hin zum rechten Herzen mit in den Prozess einbezogen wird. Das rechte Herz wird ebenfalls stark belastet.
Es entwickelt sich eine DURCHGESTAUTE RECHTHERZINSUFFIZIENZ, mit entsprechenden Symptomen, die wiederum in Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankungen einzeln oder mehrfach gleichzeitig bei einem Patienten auftreten können, aber nicht müssen. Der eine Patienten entwickelt ein Symptome, der andere Patient zwei oder gar mehr.
Der bei einer Auskultation hörbare, paukende erste Herzton, ist auch in Abhängigkeit von der Schwere der Mitralklappenstenose mehr oder weniger, vielleicht sogar auch gar nicht hörbar. Je weniger ein Krankheitsbild ausgeprägt ist, desto weniger Symptome und ggf. auch desto weniger ist der paukende erste Herzton hörbar.
Liest man im Skript weiter hin, so erscheinen dort auch weitere, mögliche Symptome, die auftreten können, aber nicht müssen.
Wenn die Auswurfleistung des Herzen durch eine Insuffizienz herabgesetzt ist, liegt meist auch eine HYPOTONIE, MIT KLEINER BLUTDRUCKAMPLITUTE vor.
Zudem kann es bei einer Herzinsuffizienz zu EXTRASYSTOLEN oder TACHYKARDIEN kommen.
Wenn dann tatsächlich eine Tachykardie vorliegt, dann können deshalb sogar die Symptome von Angina-pectoris entstehen.
Ich muss ehrlich gestehen, ich habe das heute Morgen sehr schnell geschrieben. Hoffe, dass ich keine oder nur ganz wenige Fehler eingebaut habe.
Mir ging es darum, den Herzskript-Leserinnen oder Leser, einen für mich recht guten Weg aufzuzeigen, um eine gewisse Logik und Nachvollziehbarkeit einzelnen Herzerkrankungen herzustellen und daraus folgend eine bessere Abgrenzung zu finden.
Ob mir dies gelungen ist, weiß ich nicht, hoffe es aber.
WICHTIG: Falls ich Fehler aufgeschrieben habe, Dinge falsch erläutert habe, bitte ich Euch um Korrektur und Klarstellung!!!!!
Also prüft das was zuvor beschrieben ist, sehr kritisch!!!!!!!
Thomas
Die Stimme der Vernunft ist leise, doch sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör verschafft hat. (S.Freud)